ENTWEIHT
als die Verwandlung einsetzte. Im nächsten Augenblick schwang sich eine riesige Fledermaus, oder doch zumindest etwas von ähnlicher Gestalt, hinaus in die Luft.
Schließlich hatte er seine Bedürfnisse. Und sollten sich daraus zufälligerweise Schwierigkeiten für Vavara ergeben – nun, was machte das schon? Sie hatte ihm ihren Standpunkt klar gemacht, also musste sie nun auch die Folgen davon tragen.
Malinari nahm Witterung auf und glitt landeinwärts, auf sein Opfer zu ...
ZEHNTES KAPITEL
KAVALA … KRASSOS … SZEGED ...
Die Maschine von Suntours, die Ben Trask und David Chung genommen hatten, startete mit gut fünfundvierzigminütiger Verspätung in Gatwick und landete kurz nach halb zwei Uhr mittags Ortszeit in Kavála. Hatten die beiden kurz zuvor noch gedacht, in London sei es für diese Jahreszeit zu warm, änderten sie im Innern des spartanisch ausgestatteten Flughafens prompt ihre Meinung. Hier herrschte eine Hitze wie in einem Hochofen. Verglichen damit war es in London angenehm kühl.
Pflichtgemäß meldeten sie sich bei der Vertreterin von Suntours, einer von Touristen umlagerten jungen Frau, die sich, verzweifelt bemüht nicht zu schwitzen, mit ihrem Pappschild Luft zufächelte, und entschuldigten sich für die Überfahrt mit der Fähre von Keramoti nach Krassos. Sie sagten ihr, sie würden schon eine Möglichkeit finden, überzusetzen, und später, in ihrer Unterkunft auf der Insel, wieder zu ihr stoßen. Anschließend nahmen sie – ohne zu wissen, dass in der Tat Krassos ihr eigentlicher Bestimmungsort war – ein Taxi, das sie ins Krankenhaus von Kavála brachte.
Das Krankenhaus lag auf halbem Weg zwischen dem Flughafen und dem Hafen von Keramoti an der Mittelmeerküste, und nicht anders als der Flughafen war es in erster Linie auf militärische Zwecke ausgerichtet. Im Fall eines künftigen Grenzstreits oder kriegerischer Auseinandersetzungen mit Serbien oder der Türkei war vorgesehen, verwundete griechische Opfer nach Kavála zu bringen.
Gott sei Dank dauerte die Fahrt nicht lange – nur ein paar Minuten –, aber die Klimaanlage des antiquierten Taxis hatte schon vor langer Zeit den Geist aufgegeben. Und selbst bei heruntergekurbelten Fenstern kam man sich vor, als säße man in einem Dampfkochtopf.
Obwohl der Zuständige Minister ihnen den Weg geebnet hatte, mussten sie, als sie am Hospital anlangten, die Sicherheitskontrolle und den obligatorischen Anruf zur Identitätsüberprüfung über sich ergehen lassen, gefolgt von einem halbherzigen Salutieren des Militärpolizisten, der in seinem Wachhäuschen beinahe einging, ehe der gestreifte Schlagbaum geöffnet und sie am Wachraum vorbei durch das Tor gewinkt und aufs Klinikgelände gelassen wurden.
Nachdem Trask dem Taxifahrer ein dickes Bündel Geldscheine in die Hand gedrückt und ihn gebeten hatte, zu warten, betraten sie schließlich den gewaltigen, langen, in nationalistischem Blau-Weiß gehaltenen Block, wo sie am Aufnahmeschalter bereits von einer Schwester erwartet wurden, die sie einen weißgetünchten Korridor entlang zu einem Zimmer im Erdgeschoss führte, in dem Inspektor Manolis Papastamos angeblich das Bett hütete.
Vor dem Zimmer saß ein schwergewichtiger Mann in Zivil, die Arme vor der Brust verschränkt, und kippelte auf den Hinterbeinen seines Stuhles, indem er sich, die Lehne gegen die Wand gestützt, mit dem Kopf zwei, drei Zentimeter nach vorn schob und dann wieder nach hinten fallen ließ. Offensichtlich hatte er dieses Balance-Spiel ersonnen, um sich irgendwie zu beschäftigen, denn auf seiner Miene lag ein absolut gelangweilter Ausdruck.
Doch als Trask und Chung sich mit der Schwester näherten, kehrte plötzlich Leben in ihn ein. Er sprang auf und trat ihnen in den Weg. Trask sah auf den ersten Blick, dass er einen Cop vor sich hatte. Als Chef des E-Dezernats hatte er häufig mit der Polizei zu tun, und aus Erfahrung wusste er (auch wenn dies ein Klischee sein mochte), dass sie alle »gleich« aussahen. Ihre Nationalität spielte überhaupt keine Rolle. Ob in Toulouse, Tanger oder Timbuktu, Trask konnte einen Polizisten auf einen Kilometer Entfernung ausmachen. Doch dieser hier verließ sich nicht auf den Zufall. Er schlug sein Jackett zurück, zeigte ihnen seine Marke und fragte: »Aus England?«
Die »Begrüßung« war zwar etwas unvermittelt, um nicht zu sagen schroff, verriet ihnen jedoch einiges – nämlich dass der Mann auf sie gewartet hatte.
»Ich bin Ben Trask und dies hier ist David Chung«,
Weitere Kostenlose Bücher