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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Persönlichkeit zu prägen? Du erklärst mir buchstäblich, dass ich … von vorne anfangen soll? Allein, auf mich gestellt?«
    »Du hast es begriffen.«
    »Und wenn du nun irgendwann – niemand kann das vorhersehen, aber es ist durchaus möglich – ebenfalls einen Rückschlag erleiden solltest? Was dann? Würdest du dich dann – wie schon einmal – wieder hilfesuchend an mich wenden? Hoffentlich nicht!«
    »Nichts dergleichen zeichnet sich ab«, entgegnete sie.
    »Dieser Meinung war auch ich einmal«, sagte Malinari. »Und sieh dir an, in was für einer Lage ich mich jetzt befinde. Ich kann dir versichern, dass jetzt, in diesem Augenblick, irgendwelche Leute in London Pläne gegen uns schmieden. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie sie meinen Fallen in Xanadu entgehen konnten ... aber sie schafften es. Der Widerhall ihres Gruppen-Bewusstseins ist zwar schwach und weit weg – möglicherweise haben sie sich sogar abgeschirmt, denn für gemeine Menschen sind ihre Fähigkeiten wirklich außergewöhnlich – aber ich bin ihnen schon einmal auf die Schliche gekommen und kann sie auch jetzt spüren. Und ich sage dir etwas: Unter ihnen befindet sich eine seltene Macht , eine Macht, die ich nicht mehr wahrgenommen habe, seit … seit ...« Doch da hielt er inne und verfiel in Schweigen.
    »Dieses E-Dezernat?« Vavara zuckte die Achseln. »Ich habe mich um eigene Pläne zu kümmern. Morgen werden meine ›Agenten‹ – zwei meiner Nonnen, die mir in letzter Zeit gute Dienste leisteten – nach London fliegen und sich auf die Suche nach Szwart begeben. Gemeinsam mit ihm werden sie eine Möglichkeit finden, diesem Trask ein paar Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Habe ich auf der Sternseite etwa abgewartet und Däumchen gedreht, wenn meine Feinde etwas gegen mich im Schilde führten? Nein! Und auch in dieser Welt habe ich das nicht vor. Allerdings werde ich persönlich dabei nicht in Erscheinung treten.«
    »Gut!«, sagte Malinari, auch wenn er es nicht so meinte, ohne jede Begeisterung. »Wie es aussieht, hast du an alles gedacht.«
    »Ja«, lächelte Vavara. »Ärgerlich, nicht wahr?«
    Damit hatten sie auch schon das Kloster erreicht und rauschten durch die hohen, breiten Tore. Als sie einen Augenblick später ausstiegen, sagte Vavara: »Entschuldige mich jetzt bitte. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    »Ich weiß«, sagte Malinari. »In der Taverne hast du nämlich kaum das Essen angerührt.«
    »Du deines auch nicht«, entgegnete sie. »Allerdings werde hier, in meinem Zuhause, zumindest ich ... keinen Hunger leiden. Weißt du, es geht doch nichts über eine eigene Stätte und eigene Vorratskammern, eh, Nephran?«
    »Du untersagst mir, von deinen Frauen zu trinken?«
    »Ja, und zwar strikt. So oder so, Malinari, ich möchte, dass du dich auf den Weg machst. Und dieses ganze Gerede vom E-Dezernat bestätigt mich nur in meinem Entschluss. Mir scheint, du bist ihr eigentliches Ziel, nicht ich, und ich werde nicht zulassen, dass du sie auf meine Spur führst ...«
    Wieder allein in seinem Gemach, tigerte Malinari auf und ab. Doch mit einem Mal blieb er am Fenster stehen und ließ seine Sinne über die finstere Insel schweifen. Der missmutige Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, als er Beute ausmachte:
    Einen gewissen jungen Griechen in nietenbesetzter Lederkleidung, der zu Fuß den langen Weg nach Hause trottete ... und ein schweres, völlig durchnässtes Motorrad schob. Und er war allein … Seine sogenannten Freunde hatten ihn im Stich gelassen, waren nach Krassos in die Stadt gefahren, auf der Suche nach einem Abenteuer ... Er verfluchte seine Cowboystiefel; sie sahen zwar gut aus und waren ideal zum Motorradfahren, für einen langen Fußmarsch allerdings absolut ungeeignet. Der Weg führte zumeist bergauf und, oh, wie er sich nach dem nächsten Stück der Strecke sehnte, wo es wieder abwärts ging!
    Schade, dachte Malinari, dass er es niemals erreichen würde.
    Schade? Nun ja, nicht unbedingt.
    Ein warmer Wind stieg vom nächtlichen Ozean her auf und wehte zum Fenster herein. Rasch legte Malinari seine Kleider ab, stieg aufs Fenstersims und beugte sich in den Abgrund hinaus.
    Ein Schwarm winziger Fledermäuse, wie sie hier im Mittelmeerraum vorkamen, umschwirrte die Türme des Klosters. Ihre Schreie im Echolotbereich waren für menschliche Ohren zwar unhörbar, doch Malinari bekam sie ohne Weiteres mit. Sie hießen ihn willkommen.
    Seine Augen wurden blutrot und loderten wie Fackeln in seinem Gesicht,

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