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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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stellte Trask sich vor. »Wir möchten Inspektor Manolis Papastamos besuchen.«
    Der Polizist hatte kurze Beine, dafür jedoch den Körperbau einer Dampframme. Mit einer riesigen Linken schob er sein Jackett noch weiter zurück und stellte dabei neben seiner Marke auch gleich den Knauf der Pistole in seinem Unterarm-Holster zur Schau. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, brummte er: »Ich sehen Ihre Ausweise – bittä!«
    Die Schwester wollte gerade beginnen, irgendetwas auf Griechisch zu erklären, als aus dem Zimmer eine ungeduldige Stimme erscholl: »Trask? Ben Trask? Bist du draußen? Gott sei Dank! Andreas wird dich reinlassen ... oder vielleicht auch nicht!«
    Im nächsten Augenblick riss jemand von innen die Tür auf, und Andreas, der stämmige Cop, trat beiseite.
    Es war zwar schon einige Jahre her, doch trotz der blauen Flecken und Bandagen erkannte Trask Manolis Papastamos auf Anhieb wieder, als dieser im Türrahmen auftauchte.
    Papastamos’ Hemd hing über der Hose und stand offen, darunter trug er einen Verband um die Rippen. Seine linke Gesichtshälfte war vom Wangenknochen bis zum Kinn hinab grün und blau, und sein linker Arm baumelte in einer Schlinge, um die Schulter und das gebrochene Schlüsselbein zu entlasten. Er wirkte deutlich älter – zu Recht, dachte Trask, wenn man in Betracht zog, wie viele Jahre seither vergangen waren – und war wacklig auf den Beinen. Doch es war eindeutig Manolis.
    Das Erkennen beruhte auf Gegenseitigkeit. Nachdem er Trask einen Augenblick lang forschend betrachtet hatte und dann Chung neben ihm stehen sah, meinte er: »Ihr beide seht noch immer so aus wie früher. Ah ja, vielleicht ein bisschen älter, eh?« Er machte Anstalten, Trask zu umarmen, besann sich dann jedoch eines Besseren. Entschuldigend verzog er das Gesicht. »Die Rippen«, erklärte er. »Ein paar sind geprellt, ein paar gebrochen, und das Umarmen halten sie nicht aus. Kommt rein, kommt rein!«
    In seinem Zimmer saßen zwei weitere Polizisten, ein Kartenspiel in drei Stapeln vor sich ausgebreitet, an einem Tisch. Vor ihnen lag ein Häufchen Geld, dazu eine Flasche Ouzo und ein paar winzige Schnapsgläser.
    »Wie ich sehe, sind wir nicht die Einzigen, die sich nicht verändert haben«, meinte Trask erleichtert. Vorsichtig schüttelte er Papastamos die Hand. »Die Nachricht, die ich erhielt … ich dachte, dir gehe es sehr schlecht!«
    »Ich bin dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen«, erklärte Papastamos. Das Lächeln, mit dem er seine alten Freunde begrüßt hatte, wurde zu einer Grimasse. »Ben, ich muss mit dir reden – dir etwas erzählen – und zwar sofort, wir haben nämlich keine Zeit zu verlieren.«
    »Ich weiß«, erwiderte Trask grimmig. »Von dem Moment an, in dem wir diesen Anruf erhielten, im Grunde schon vorher, war mir klar, dass es hier, äh, Schwierigkeiten gibt?«
    »Du meinst die spezielle Art von Schwierigkeiten?« Papastamos warf seinen Männern einen raschen Blick zu, aber offensichtlich hatten sie keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Ganz recht«, sagte Trask. »Dieselbe Art Schwierigkeiten, die wir schon immer hatten.«
    Nun war es an Papastamos, erleichtert aufzuseufzen. »Dann leide ich doch nicht an Zwangsvorstellungen! Aber solche Gespräche sollten wir unter vier Augen führen, oder? Diese Männer hier sprechen zwar nicht allzu gut Englisch, aber besser, wir gehen kein Risiko ein, eh?«
    Er wechselte hastig, gebieterisch, ein paar Worte mit seinen Männern, allesamt Kriminalbeamte aus seiner Abteilung in Athen, und ohne Widerrede erhoben sie sich und verließen den Raum.
    »So, das hätten wir.« Damit bat Papastamos seine Besucher, sich zu setzen, schenkte Ouzo ein und begann auf und ab zu gehen, während er erzählte. Ohne weitere Umschweife berichtete er, was geschehen war, und zwar alles, bis zu dem Punkt, an dem sie seinen Wagen über die Klippen geschubst hatten.
    Chung schüttelte den Kopf, er konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Und das hast du überlebt? Ja, natürlich! Aber wie?«
    »Mein Sitzgurt«, sagte Manolis. »Ich war nicht angeschnallt – Gott sei‘s gedankt! Ich erinnere mich noch daran, dass wir während des Sturzes irgendwo aufschlugen; einmal, zweimal ... ich weiß nicht, ich kann nicht sagen, wie oft. Der Wagen überschlug sich mehrmals. Dabei wurde die Tür abgerissen und ich hinausgeschleudert. Ich dachte noch, Manolis, jetzt bist du tot! Und dann … nichts mehr. Ein paar Männer in einem Fischerboot nahe den Klippen sahen den Wagen

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