Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
kantig. Er sah aus, als könne er eine warme Mahlzeit vertragen; andererseits würde ein bisschen mehr an Gewicht irgendwie nicht zu ihm passen, sondern ihn bloß langsamer machen. Er hatte dünne, um nicht zu sagen: grausame Lippen, und wenn er lächelte, konnte man niemals sagen, ob auch wirklich Humor darin lag. Doch das mochte an seinem Hintergrund liegen; er hatte es nicht leicht gehabt, vor allem nicht in den letzten Jahren.
    Jake hatte eine regelrechte Löwenmähne, sein Haar reichte bis weit auf den Rücken; er trug es zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz geflochten. Sein Kinn war, wie der Rest des Gesichtes, kantig und hatte an der linken Seite eine kleine Narbe. Jemand hatte ihm einmal den Nasenrücken gebrochen, sodass seine Nase sich nun in steilem Winkel nach unten neigte. Wie ein Falke, dachte Trask. Trotz seiner Hagerkeit hatte Jake breite Schultern und eine kräftige Brust, und an seinen sonnengebräunten Oberarmen zeichneten sich dicke Muskelstränge ab. Die Jeans und das T-Shirt brachten seinen gestählten Körper vorteilhaft zur Geltung. Er zeigte nicht die geringste Zurückhaltung oder Unsicherheit. Wenn überhaupt, dann war Jake zu schnell von Begriff, und das machte ihn arrogant.
    Ja, dachte Trask, er hat alles, was ich in seinem Alter gerne gehabt hätte! Es war kein Neid, lediglich die Frustration darüber, dass all dies letztlich doch vergeudet sein könnte. Allerdings nicht, solange er, Trask, ein Wörtchen mitzureden hatte.
    Und was Liz Merrick betraf, hatte er ebenfalls nicht vor, sie vor die Hunde gehen zu lassen! Als Telepathin war sie schlicht und einfach zu wertvoll. Obwohl ihr Mentalismus noch nicht voll ausgereift war, hatte sie drüben in Australien gute Arbeit geleistet und sich als Naturtalent erwiesen. Wenn ihre Fähigkeiten erst entwickelt waren und sie wirklich zeigte, was in ihr steckte ... nun, Trask wollte das noch erleben, das war alles.
    Liz hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen und wirkte nun nicht mehr ganz so aufgeregt. Sie war ein sehr gut aussehendes Mädchen – nein, eine Frau, korrigierte sich Trask. Sie war einssiebzig groß, gertenschlank und hatte die Figur eines Filmstars. Ihr rabenschwarzes Haar trug sie zu einem jungenhaften Bubikopf geschnitten, und wenn sie lächelte, strahlte sie übers ganze Gesicht. Leider lächelte sie nicht allzu oft, allerdings war es ja auch eine ziemlich ernsthafte Angelegenheit, für das E-Dezernat zu arbeiten. Verdammt, früher hat sie oft gelächelt, bevor Jake Cutter zu uns stieß. Trask blickte zu Cutter, der nun in der ersten Reihe saß. Er hatte sich einfach in einen Stuhl fallen lassen und seine langen Beine vor sich ausgestreckt, als bereite nichts auf der Welt ihm irgendwelche Sorgen. Der nächste Necroscope? Jake? Huh!
    Trask merkte, wie Zorn in ihm aufwallte. Er riss seinen Blick von Jake los und wandte sich wieder Liz zu:
    Ihre grünen Augen musterten ihn unter dem pechschwarzen Pony hervor. Sie hatte eine freche Nase – es gab wirklich kein anderes Wort dafür –, die sich sehr rasch kräuseln konnte, wenn etwas sie ärgerte. Ihre vollen Lippen, die von Natur aus so rot waren, dass ihr ein kleiner Tupfer mit einem farblosen Lippenstift am Tag genügte, saßen nur ganz leicht schief über einem kleinen, entschlossenen Kinn, das geradezu versteinern konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
    Liz war noch sehr jung und steckte so voller Leben und Charakterstärke, dass Trask es für einen wahren Jammer hielt, dass sie sich je mit diesem Haufen – seiner Truppe, ganz recht – eingelassen hatte. Denn sie musste schon sehr viel Glück haben oder wirklich einzigartig sein, damit der Job sie nicht vorzeitig altern ließ, das wusste er. Doch was zum ...? So etwas durfte er noch nicht einmal denken! Ja, sie war wie geschaffen für das E-Dezernat, und das E-Dezernat stand stets an erster Stelle.
    Trask wusste, dass Liz ebenso dachte, und ihm war klar, dass sie genau hierher passte, fast so, als wäre dies ihre Bestimmung. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als zum Team dazuzugehören. Zumindest hatte sie sich dies gewünscht; ihr erwartungsvolles Lächeln und ihre Bereitschaft mitzuarbeiten hatten dies stets deutlich gemacht. Also, was hatte sich geändert? Denn Liz lächelte nicht mehr allzu oft, wie Trask erst vor Kurzem bemerkt hatte. Eigentlich gar nicht mehr.
    Vielleicht hatte er ihr drüben in Australien zu viel zugemutet, vielleicht hatte sie da draußen zu viel gesehen und war zu schnell

Weitere Kostenlose Bücher