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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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die andere Hälfte sich mit schwefelgelben Augen in dunklen Ecken verbergen, um auf den Anbruch der Nacht zu warten. Billige Silberkreuze müssten mittlerweile doppelt so viel kosten wie goldene. Um die Mittagszeit müssten in jeder Stadt Scheiterhaufen lodern, von denen der Übelkeit erregende Geruch nach verbranntem Vampirfleisch aufsteigt. Es wäre zu erwarten, dass nachts Wesen voller Blutdurst, deren Reihen immer weiter anwachsen, plündernd und vergewaltigend umherstreifen, auf der Jagd, nach ständig neuen Seelen, um damit ihre Feuer zu füttern – die in der Hölle lodern!«
    Abermals hielt Trask inne, damit seine Zuhörer das Gesagte verdauen konnten, um dann mit wesentlich beherrschterer Stimme fortzufahren: »Wenn ich eben ein bisschen übertrieben habe, dann nur, um Sie wachzurütteln und Ihnen einen Ansporn zu geben – nicht dass Sie das nötig hätten, da bin ich mir sicher. Aber drei Jahre sind ziemlich lang, Leute, und die ganze Zeit über habe ich über Informationen gebrütet, die Ihnen nicht zugänglich waren. Und nun … denke ich, dass Sie es erfahren sollten. Geteilte Last und so weiter …
    Also, wovon rede ich hier? Nun, hören Sie zu, ich erzähle es Ihnen:
    Als wir zum ersten Mal von den Eindringlingen hörten, wussten wir, dass Malinari und die beiden anderen Ungeheuer mit drei langgedienten Knechten, höchstwahrscheinlich Leutnanten, aus der Senkgrube unter dem Kinderheim gekommen waren. Das hieß also aller Wahrscheinlichkeit nach, dass jeder einen Leutnant dabei hatte. Aber als wir in Rumänien anlangten, stellten wir fest, dass sie außerdem noch drei von unseren Leuten rekrutiert hatten – keine ESPer, nein, aber Personal aus dem Heim –, um sie mit sich zu nehmen, ganz gleich wohin, möglicherweise als Nahrung – mein Gott! –, wahrscheinlicher aber als Führer in dieser neuen Welt. Mit Bestimmtheit aber als neue Rekruten, Vampire.
    Einer der drei war Bruce Trennier. Um ihn brauchen wir uns jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Damals jedoch bedeutete das zwei Wamphyri-Lords und eine Lady, drei Leutnante, die demnächst vielleicht zu Wamphyri aufsteigen würden, und drei frisch gebackene Vampire, die es – abhängig von den auf der Sternseite geltenden Gesetzen un natürlicher Auslese – unter Umständen bis zu den höheren Weihen des Vampirismus schaffen würden.
    Mit diesen Zahlen fütterten wir unseren Computer, dazu noch ein paar mutmaßliche Übertragungsraten – das heißt, die geschätzte Geschwindigkeit, mit der sich der Vampirismus ausbreiten würde – um Hochrechnungen anzustellen. Wir rechneten tatsächlich mit einer Epidemie und bereiteten uns darauf vor, und zwar in der Erwartung, dass wir unsere Hauptziele in drei Brennpunkten maximaler Infektion finden würden. Dies hätte uns in die Lage versetzt, mit einem massiven militärischen Schlag zu antworten, gefolgt von der wohl längsten Säuberungsperiode der Welt, die gut und gern hundert Jahre währen könnte! So weit unsere Vorbereitungen, aber wir weihten nicht jeden ein. Und mit ›nicht jedem‹ meine ich die meisten von Ihnen.
    Wir sagten Ihnen nicht, dass uns laut unseren Hochrechnungen zwischen zwölf und achtzehn Monaten blieben, drei Jahre maximal, bis zur endgültigen Katastrophe, Armageddon, und dass sich die überlebende, menschliche Hälfte bis dahin wahrscheinlich im Krieg mit dem vampirisierten Teil der Bevölkerung und wohl auch untereinander befinden würde.
    Wir teilten es Ihnen nicht mit, weil der Zuständige Minister es untersagt hatte; immerhin sind auch Sie nur Menschen und viele von Ihnen haben Frau und Familie. Wir mögen zwar das E-Dezernat sein, aber angesichts einer ultimativen Katastrophe können wir ebenso der Panik erliegen wie jeder andere auch. Kurz, wir brauchten Sie hier und konnten es uns nicht leisten, dass Sie womöglich wegliefen, um sich um Ihre Angehörigen zu kümmern. Und es gab noch einen weiteren Grund, aus dem wir es Ihnen verschwiegen; das Weltuntergangsszenario, das ich Ihnen vor einer Minute ausmalte, war nur eines von einer ganzen Handvoll Szenarien. Und wie das Sprichwort schon sagt: ›Die Hoffnung stirbt zuletzt ...‹
    Vor allem aber hielten wir – ich und ein, zwei andere, die im Bilde waren – den Mund, weil es von Anfang an Hinweise auf eine strategische Vertuschung gab, von Seiten der Wamphyri, meine ich. Was sie in dem Kinderheim angerichtet hatten, sollte wie Vandalismus im ganz großen Maßstab aussehen. Die drei vermissten Angehörigen des Personals

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