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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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überleben würde ...«
    Garzia nickte. »Da gab es für ihn keinen Grund mehr, den Mund zu halten.«
    »Und trotz all der ausgerissenen Nägel und zerquetschten Knochen kaum einen Tropfen Blut vergossen«, sagte Castellano. »Sehr gute Arbeit, und äußerst erhellend, nachdem seine Zunge erst einmal gelöst war. Man konnte regelrecht sehen, dass du Freude an deiner Arbeit hast. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass ich eines Tages auf deiner Bank landen könnte!« Sein wüstes Lachen hallte ein, zwei Augenblicke lang in der rauchgeschwängerten Düsternis wider, ehe es in einem hustenden Gurgeln verklang.
    »Und ich auch nicht auf deiner«, erwiderte Garzia, indem er zusah, wie Castellano sich die Hände und Unterarme an einem Handtuch abwischte.
    »Eine Schande, dass wir gezwungen sind, zu solchen Mitteln zu greifen.« Castellano verzog das Gesicht, während er das beschmierte Handtuch wegwarf und anfing, sich die Arme in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser einzuseifen. »Diesem Georgi Grusev – Gustav Turchins Spion – ihm muss doch klar gewesen sein, dass das Spiel aus war, als wir ihn hier herunterbrachten? Er hätte sich eine Menge Schmerzen ersparen können, hätte er früher geredet.«
    » Das wäre wirklich schade gewesen«, entgegnete Garzia. »Wo wir so selten Gelegenheit haben, zu üben ...« Er nahm eine Kneifzange und begutachtete sie. Ihre Backen waren rostrot verfärbt. »Wäre ich in Form gewesen, hätte er früher geredet.«
    »Jeder nach seinen Möglichkeiten«, erwiderte Castellano. »Aber im Gegensatz zu dir bin ich keineswegs der Meinung, dass die empfindlichsten Teile eines Mannes außen zu finden sind. Natürlich sind Frauen in dieser Hinsicht noch weitaus anfälliger. Und was die Gerätschaften angeht – dafür habe ich meine Hände ...«
    Und die waren nun sauber. Doch die Gräueltaten, die er mit ihnen begangen hatte, vermochte er nicht abzuwaschen.
    »Vielleicht sollten wir uns jetzt um unsere Bedürfnisse kümmern«, meinte Garzia, als von nebenan ein weiteres leises Stöhnen erscholl. Vor lauter Gier klang seine Stimme belegt. »Grusev macht es nicht mehr lange, und wenn sein Herz aussetzen sollte … was für eine Verschwendung! Aber zuvor sag mir doch bitte, woher du wusstest, dass er ein Spitzel ist? Lag es an deinen Wahrträumen oder hast du bloß gut geraten?«
    »Nun, es stimmt durchaus, dass ich hin und wieder gewisse Träume habe«, sagte Castellano. »Sie reichen … oh, sehr weit zurück. Aber das Dumme an Träumen ist, dass man nicht immer weiß, was sie bedeuten. Schon seit Jahren sehe ich die Ankunft eines Mannes voraus, der versuchen wird, mich fertigzumachen; aber ob er nun meine Organisation unterwandert – wie dieser Russe es vorhatte – oder es wesentlich direkter versucht … wer vermag das schon zu sagen? Andererseits sind in letzter Zeit ein paar merkwürdige Dinge passiert, und ich wäre ein Narr, wenn mir nicht aufgefallen wäre, dass da ganz offensichtlich ein Zusammenhang besteht.«
    Garzia legte die Stirn in Falten. »Merkwürdige Dinge? So wie das Problem, das wir mit diesem Jake Cutter hatten?«
    »Ja, Cutter zum Beispiel«, nickte Castellano. »Was, ein einzelner – offensichtlich ganz ›gewöhnlicher‹ – Mann legt drei meiner besten Männer um, und das obendrein auch noch ziemlich einfallsreich? Anscheinend ist er doch nicht so durchschnittlich! Aber es ist alles sehr verworren, Garzia, und komplizierter, als es aussieht. Wie kommt es zum Beispiel, dass dieser Cutter nicht länger auf den europäischen Fahndungslisten steht? Unsere Verbindungsleute bei der Sûreté und bei Interpol stehen vor einem ebenso großen Rätsel wie wir. Ich habe mir sagen lassen, dass die Anweisung von ganz oben stammt, aus den höchsten Etagen, in die wir noch gar nicht vordringen konnten: Cutters Festnahme wird nicht mehr als Priorität betrachtet! Damit ist er aus dem Schneider … aber wer oder was hat ihn da wohl rausgeholt, eh?«
    Castellano hatte begonnen, in weit ausgreifenden Schritten auf dem steinernen Boden hin und her zu wandern; in seiner aggressiven, vornübergebeugten Haltung, an die sein stellvertretender Kommandeur schon seit Langem gewöhnt war, wirkte er, als wolle er gleich umkippen – oder wie eine Gottesanbeterin kurz vor dem Todesstoß.
    Doch als Garzia nichts erwiderte, fuhr er gleich darauf murmelnd fort: »Nein, Jake Cutter ist keinesfalls ein ›gewöhnlicher‹ Mann, und seine Verstrickung in diese … Sache, was auch immer es sein mag

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