ENTWEIHT
die drei steckte und ihn Liz von der Seite her unters Kinn schob. »Wir sind uns zwar nie begegnet – Vorsicht, passen Sie auf, was Sie mit der Hand in Ihrer Tasche da treiben – aber ich weiß hundertprozentig, wer Sie sind. Sie gehören zu Ben Trask, zum E-Dezernat!«
Die drei sahen den hässlichen Lauf einer gedrungenen, kurzen Automatik aus Manolis’ Schlinge ragen – und Liz erstarrte mitten in der Bewegung, ohne ihre Waffe zu ziehen. Goodly war bereits aufgesprungen und machte Anstalten, sich drohend über Papastamos zu beugen. Der alte Lidesci wirkte überrascht und war im Begriff, mühsam aufzustehen. Doch der griechische Polizist war keineswegs allein.
Zwei der Männer, die bereits in Kavála bei ihm gewesen waren, traten gerade aus der Lounge in der Absicht, auf dem offenen Deck mit ihrem Vorgesetzten eine Zigarette zu rauchen. Mit einem Blick erfassten sie die Situation. Augenblicklich bauten sie sich zu beiden Seiten der Bank auf, einer von ihnen zog seine Pistole. Manolis begriff, dass die Zufallsbegegnung dabei war, in eine bewaffnete Auseinandersetzung auszuarten. Rasch hob er die Hand und bellte: »Nicht schießen!« Und zu Liz:
»Junge Dame, ich heiße Papastamos. Womöglich hat Ben Trask meinen Namen Ihnen gegenüber erwähnt? In diesem Fall dürften Sie wissen, dass ich ein Freund bin. Bitte erschießen Sie mich nicht und geben Sie mir auch keinen Anlass, Sie zu erschießen!« Er wartete einen Moment, bis sich dies gesetzt hatte, und fuhr dann fort: »Und Sie müssen, äh, Liz sein?«
Liz nickte. Ihr war noch immer nicht ganz klar, was hier überhaupt los war. Doch in Papastamos’ Gedanken konnte sie keinerlei Bedrohung erkennen, darum ließ ihre Anspannung etwas nach. Ihr Atem beruhigte sich und sie nahm die Hand aus der Tasche. Manolis grinste und verbarg seine Linke mitsamt der Waffe wieder in der Schlinge. »In Ordnung«, meinte er. »So ist es doch viel besser, finden Sie nicht?« Er bedeutete seinem Untergebenen, die Waffe wegzustecken, und ließ den Blick übers Deck schweifen, um sicherzugehen, dass auch ja niemand die plötzliche Geschäftigkeit mitbekommen hatte. Anschließend wandte er sich dem dürren Hellseher zu und blickte zu ihm auf.
»Sie müssen … äh, Ian Goodly sein?« Und als dieser nickte: »Ja, jetzt verstehe ich. Bens Back-up-Team. So ein Zufall, dass wir uns hier begegnen.« Er wandte sich an Lardis. »Und Sie sind?«
»Das ist Lardis Lidesci«, stellte Goodly den alten Mann vor, während dieser mühsam auf die Beine gelangte.
»Lardis?« Manolis legte die Stirn in Falten. »Lidesci? Das klingt rumänisch. Ich kann mich nicht erinnern, dass Ben diesen Namen erwähnt hätte.«
»Wahrscheinlich nicht«, ächzte Lardis. »Hier bin ich ein Niemand.«
»Das stimmt nicht!« Der Hellseher schüttelte den Kopf. »Lardis ist nicht irgendwer, er ist sehr wichtig für uns. Allerdings stammt er nicht aus Rumänien.«
»Ah!« Erneut blickte Manolis Lardis an. »Ihr vom E-Dezernat – alle ziemlich geheimnisvoll! Ihr verfügt über … Kräfte, eh?«
Lardis zuckte die Achseln. »Kräfte? Nein, ich eigentlich nicht. Ich habe ein bisschen Seherblut in mir, falls du das meinst – ganz zu schweigen von meinem Rheumatismus! – aber was ich wirklich habe, ist Wissen.«
»Lardis’ Anwesenheit hier bei uns«, sagte Liz, »ist so etwas wie … ein Geheimnis. Falls Ben Trask möchte, dass Sie Bescheid wissen, wird er Sie bestimmt aufklären.«
Manolis nickte verstehend. »Ihr vertraut mir noch nicht.« Sein Lächeln wirkte angestrengt. »Daraus kann ich euch keinen Vorwurf machen. Ich für meinen Teil, ich traue niemandem! Und wo wir jetzt hinfahren, solltet ihr auch niemand trauen!«
Liz sah ihn an, blickte ihm direkt in die Augen und sagte: »Oh, ich glaube, Ihnen zumindest können wir vertrauen, Inspektor Manolis Papastamos. Zurzeit sind Sie in Athen stationiert und leiten dort eine Abteilung des Drogendezernats. Da Sie die griechischen Inseln wie kein Zweiter kennen, arbeiteten Sie auch früher schon mit dem E-Dezernat zusammen. Sie empfinden großen Respekt vor uns, und mir ist klar, dass Ben Trask und David Chung sehr viel von Ihnen halten … Das ist alles schön und gut, aber ...« Liz hielt inne und legte die Stirn in Falten. » Aber ... eigentlich dürften Sie mit alldem gar nichts zu tun haben!« Ihr Stirnrunzeln schwand und wissend hob sie eine Augenbraue. »Sie sind ungebeten hier, nicht wahr?«
»Ahhh!«, machte Manolis erneut, diesmal mit mehr Gefühl. Ihm
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