ENTWEIHT
einsneunzig. Er wirkte irgendwie ungewöhnlich, fremdländisch ... sah aber gut, exotisch aus, und als er dem jungen Mann die Hände um den Kopf legte, erstarrte dieser und bekam weiche Knie. Darum konnte er so einfach mit ihm umspringen.«
»So muss er auch Zek angefasst haben!«, flüsterte Trask mit erstickter Stimme. »Malinari das Hirn!« Er räusperte sich. »Was wissen wir über die Frau?«
»Das ist das Merkwürdigste daran«, erwiderte Manolis. »Sie hatte so etwas an sich ... Von ihr ging eine unglaubliche ... Anziehungskraft aus! Sie war so schön, dass sie beinahe zu strahlen schien ... und doch konnte sich keiner daran erinnern, wie sie eigentlich aussah.«
»Vavaaara!« , sagte Lardis. »Über fünfhundert Jahre alt, geboren in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit. Und nun ist sie hier. Ben, wir haben sie gefunden. Eindeutig!«
»Nein!« Trask schüttelte den Kopf, seine Stimme ein heiseres Flüstern. »Wir wissen zwar, dass sie hier sind, aber gefunden haben wir sie noch lange nicht. Morgen vielleicht – aber nicht jetzt, nicht heute Nacht. Die Nacht gehört ihnen. Nachts sind sie zu stark. Aber morgen werde ich sie aufspüren, und wenn nicht morgen, dann übermorgen oder überübermorgen oder am Tag danach. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde sie finden ...«
Er blickte Liz und David Chung an. »Ihr beide – vor allem du, Liz – müsst euch jetzt mehr denn je in Acht nehmen und eure Talente im Zaum halten. Morgen früh, wenn diese scheußlichen Kreaturen sich niedergelegt haben und schlafen, machen wir uns auf, um sie aufzuspüren. Dann könnt ihr zeigen, was in euch steckt.« Abermals räusperte er sich.
Als die beiden nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten, entspannte Trask sich ein wenig. »In Ordnung, sprechen wir durch, was morgen im Einzelnen anliegt. Folgendes muss erledigt werden ...«
Die Anweisungen, Fragen und Erläuterungen nahmen ungefähr eine Stunde in Anspruch, und nachdem dies erledigt war, zogen sich alle auf ihre Zimmer zurück und versuchten zu schlafen.
Für Liz erwies sich dies als schwierig. Als heranreifende Telepathin, deren Reichweite stetig größer wurde, las sie hin und wieder unabsichtlich, ohne es überhaupt zu wollen, die Gedanken ihrer Kollegen. Heute Abend jedoch, in Ben Trasks Fall, hatte Liz gespürt, dass sie ohnehin bereits wusste, was in ihm vorging. Es war der Ausdruck, den sein Gesicht jedes Mal dann annahm, wenn er einen bestimmten Namen aussprach.
Den Namen eines Mannes oder vielmehr einer Kreatur, die Trask über alle Maßen verabscheute und hasste. Malinari: Lord Nephran Malinari von den Wamphyri! Und sie fragte sich, wie gefährlich die Mission wohl werden würde, nun, da der Chef des E-Dezernats sie leitete. Denn persönlich war eine Sache, doch diesmal, mit Trask ...
... Diesmal war es äußerst persönlich!
Und dann war da natürlich noch Jake. Jake, er ging ihr nicht aus dem Sinn. Sie glaubte – wusste, dass sie ihn liebte, doch Jake hatte nur seine Rachepläne im Kopf, und sie war kein Teil davon. Vorerst gab es in seinem Leben keinen Platz für eine neue Liebe, denn es war ja eine verlorene Geliebte, die er rächen wollte. Liz war klar, dass sie auf eine Tote nicht eifersüchtig zu sein brauchte, und doch war sie es. Außerdem sorgte sie sich um Jake. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo er war, wie es ihm ging oder ... ja, im Grunde wusste sie noch nicht einmal, wer er überhaupt war.
Andererseits wusste Jake dies aber auch nicht. Zumindest nicht wirklich ...
Während Liz sich eine Zeit lang schlaflos hin und her wälzte, ließ Ian Goodly Lardis ruhen und ging hinüber zu Trasks Chalet.
Trask und Chung unterhielten sich noch, tranken Kaffee und machten noch gar keine Anstalten, zu Bett zu gehen. Trask empfing ihn freundlich und bot ihm einen Platz an. »Was treibt dich hierher?«, fragte er. Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen hatte diese Frage für ihn nicht nur eine wörtliche, sondern auch eine metaphysische Bedeutung.
»Ganz recht«, erwiderte der Hellseher auf der gleichen Ebene. »Es gibt da etwas, das treibt mich schon seit einer ganzen Weile um, und jetzt wird es Zeit, dass wir darüber reden.«
»Die Träume, von denen du vorhin gesprochen hast?«, seufzte Trask. Es klang wie eine Entschuldigung. »Das habe ich nicht vergessen, aber wir hatten ziemlich viel zu tun. Heute Nachmittag, als du dich hingelegt hattest, wollte ich dich nicht stören. Außerdem werden wir morgen ja
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