ENTWEIHT
ohnehin zusammenarbeiten, da dachte ich mir, das sei immer noch früh genug. Andererseits wäre es jetzt auch in Ordnung, wenn es dich quält.«
»Es quält und verwirrt mich zugleich«, sagte Goodly. »Wie gewöhnlich erweist die Zukunft sich mal wieder als verdammt harte Nuss – äh, entschuldige die Ausdrucksweise. Ich sehe die Dinge, aber ich verstehe sie nicht. Also dachte ich mir, zwei Köpfe seien vielleicht besser als einer.«
»Raus damit!«, meinte Trask. »Was hast du gesehen – beziehungsweise vorhergesehen, sollte es sich als Vorhersage erweisen.«
»Ich glaube, es war ein Blick in die Zukunft«, nickte Goodly. »Als ich mich hingelegt hatte, heute Nachmittag, hatte ich nämlich schon wieder denselben Traum. Bis dahin … nun, hätte es bloß irgendein Traum sein können – ich meine, ich träume wie jeder andere auch – aber wenn diese Dinge anfangen sich zu wiederholen und mich fertigmachen ...« Er zuckte die Achseln.
»Eine Warnung respektive Warnungen«, sagte Trask.
»Nun, darauf ist es oft hinausgelaufen«, erwiderte Goodly. »Aber die Zukunft kennt keine vorgefassten Tendenzen. Ich sehe sowohl schlechte als auch gute Dinge vorher – na ja, manchmal wenigstens.«
»Und du hast dich noch nie geirrt«, meinte Chung bewundernd.
Goodly blickte ihn an. »Nur bei meinen Interpretationen«, sagte er und fügte hinzu: »– seit Neuestem. Denn wie du dich vielleicht entsinnst, habe ich auch vorhergesehen, dass Jake Cutter noch für einige Zeit bei uns – beim E-Dezernat – sein wird, und zwar als wir unten in Australien waren. Seither hat sich meine Vorhersage als falsch erwiesen. Auf kurze Sicht jedenfalls. Denn wo ist Jake jetzt? Und wie es langfristig, in Zukunft, aussehen wird … bleibt abzuwarten, wie immer.«
»Ich weiß, wo ich Jake jetzt gern hätte«, knurrte Trask. »Seine Talente könnten wir jetzt gut gebrauchen – wenn er nur hier wäre, dieser verdammte Hitzkopf! Aber wie du sagst: Es bleibt abzuwarten. Also dann, berichte uns von deinen Träumen.«
»Vor ein paar Tagen fing es an«, sagte der Hellseher. »Zu Hause in London, in der Zentrale, nachdem wir aus Australien zurückgekehrt waren und dies alles hier allmählich ans Licht kam.«
»Ich erinnere mich«, sagte Trask. »Etwas mit Gestalten in schwarzen Gewändern, unterirdische Gänge und unter einer Kapuze verborgenen Augen?«
Goodly nickte. »Und ein Schemen oder Schatten, der immer näher kommt. Aber was Letzteren angeht, den habe ich nicht mehr gesehen, seit wir mit Liz und Lardis hierhergeflogen sind.«
»Hm?«, sagte Trask. »Handelt es sich um einen Mann?«
Abermals nickte der Hellseher. »Aber frage mich nicht, ob ich ihn dir beschreiben kann. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schatten, ein dunkler Fleck, ein gleitendes … Etwas . Sollte ich eine Vermutung wagen, würde ich allerdings sagen, es kann einzig und allein ...«
»... Lord Szwart sein!«, sagte Trask. »Und er befindet sich in London. Darum hast du ihn nicht mehr gesehen, seit du hierhergekommen bist. Du hast dich von ihm entfernt.«
»Genau das meinte ich damit, als ich sagte, zwei Köpfe seien besser als einer«, sagte Goodly. »Ich bin zu demselben Schluss gelangt, aber ich brauchte jemanden, der es mir bestätigt. Wenn das, was du gerade sagtest, die ›Wahrheit dahinter‹ ist – und wer sollte die Wahrheit besser kennen als du? – dann muss es sich in der Tat um Szwart handeln, und wahrscheinlich hält er sich in London auf, ja.«
»Mein schlimmster Albtraum«, sagte Trask. »Ein derart abscheuliches Wesen, das sich einem stetig nähert. Allerdings nicht uns, nicht solange wir hier sind.«
»Nein, dir nähert es sich nicht«, meinte Chung, »aber dafür denen, die wir lieben. In deinem Fall Millie und in Lardis Lidescis Fall Lissa.«
Unvermittelt blickte Trask ihn an und legte die Stirn in Falten. »Millie? Wie kommst du darauf, dass ich …?«
Doch sowohl der Lokalisierer als auch der Hellseher vermieden es, ihn anzusehen, so als wollten sie es nicht hören. Trask glaubte zu wissen, weshalb, und was Chung anging, hatte er auch recht. Goodly hingegen hatte, als Millies Name fiel, den Blick aus einem gänzlich anderen Grund abgewandt.
»Wenn ich jetzt lüge«, sagte Trask, »nützt es wohl ebenso viel, als wollte jemand versuchen, mir eine Unwahrheit aufzutischen, richtig? Aber das mit Millie und mir … läuft noch gar nicht so lange. Wie kommt es, dass jeder …?«
»Oh, es ist dir rausgerutscht, hin und wieder hast du
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