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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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was haben ein Steinbruch und ein verlassener Flugplatz damit zu tun, dass wir über zu wenig Waffen verfügen?«
    Darauf zwinkerte Manolis ihm mit einem verschmitzten Lächeln zu. »Vielleicht nichts – ich möchte dir keine allzu großen Hoffnungen machen – darum ist es am besten, du wartest einfach ab.«
    Damit wandte er sich in seinem Sitz um und begann auf Griechisch auf Andreas einzureden, so schnell, dass Trask nicht ein Wort mitbekam; Andreas hingegen nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte ...
    Sie passierten die Baumgrenze, und als »die Feste« inmitten einer Ansammlung wie Fangzähne aufragender Felsen in Sicht kam, die den höchsten Kamm des Ypsaria-Massivs bildeten, war die Straße bereits um einiges steiler. Die Landschaft lag keineswegs zu hoch für den Baumbewuchs, aber hier oben, wo sich gewaltiges, offen zutage liegendes Marmorgestein in den Himmel reckte, konnten keine Bäume wachsen, weil es schlicht und einfach kein nennenswertes Erdreich gab. Lediglich eine Handvoll gequälter, vom Wind gebeutelter Sträucher und Kräuter vermochte zwischen den Felsblöcken Wurzeln zu schlagen.
    Und da lag das »Hotel«, die Feste. Wie es sich mit seinen weißen, im gleißenden Sonnenlicht glänzenden Mauern so vor dem schmerzenden Blau eines wolkenlosen Himmels abzeichnete, sah es aus wie der Abklatsch einer mittelalterlichen Kreuzritterburg.
    Am Fuß jener letzten, sich übereinander türmenden Felsen befand sich ein Parkplatz, und Trask bog von der Straße nach rechts auf den knochentrockenen Schotterbelag ein, von dem sich eine Staubwolke erhob, die im ersten Augenblick das Fahrzeug hinter ihnen verdunkelte. Dann erschien die Motorhaube von Goodlys Wagen, und während der Staub sich legte, bremste der Hellseher und brachte seinen Wagen neben dem Führungsfahrzeug zum Stehen. Wie eine Eule blinzelnd stellte er den Motor ab, beugte sich aus dem Fenster, blickte zu Trask in dem anderen Wagen hinüber und hob fragend eine Augenbraue.
    »Wir legen eine kurze Pause ein«, rief Trask zu ihm hinüber. »Dieser Ort heißt ›die Feste‹ und anscheinend hat man von dort einen tollen Ausblick. Das heißt, natürlich nur, falls dir der Aufstieg nichts ausmacht.«
    Die Feste war in ihrer Kargheit auf altertümliche Weise beeindruckend. Sie roch geradezu nach vergangenen Zeiten, ungefähr so wie versteinerte Knochen oder die zerfallenden Seiten eines alten, illuminierten Manuskripts. Trasks Bemerkung bezog sich auf den Zugang zur Feste, einen steilen Weg, über aus der nahezu lotrechten Felswand gehauene Stufen und eine Reihe schwindelerregender, in Serpentinen angelegter Steige aufwärts führenden Weg. Zum Glück war er wenigstens teilweise überdacht; stellenweise von längst vergessenen Stürmen zerrissene Segeltuchplanen flatterten in den warmen Aufwinden und schafften es dennoch irgendwie, ein bisschen Schatten auf die im Lauf der Jahrhunderte ausgetretenen Stufen zu werfen.
    Früher einmal hatte es wohl noch einen anderen Weg nach oben gegeben. Überreste davon waren noch immer zu sehen. Neben einer verlassenen Einstiegsplattform lag eine kaputte Gondel vor sich hin rostend in einer Ecke des Parkplatzes und eine Stahltrosse baumelte von einem mit einer Laufrolle versehenen Mast; ihr Ende lag aufgerollt im Staub.
    Von den hervorstehenden Auslegern eines Portalkranes, an dem sich über einer breiten Anlegestelle eine nun außer Betrieb gesetzte Winde befand, hing eine weitere Trosse bis zur halben Höhe des Steilhanges hinab.
    »Wie hoch das … sein mag?«, meinte Liz, indem sie den Kopf in den Nacken legte und aus zusammengekniffenen Augen zu der Anlegestelle unter dem quadratischen Flachdach mit der mosaikartig gefliesten Wand hinaufspähte. »Fünfundzwanzig, dreißig Meter? Hm, ich für meinen Teil bin ganz froh, dass das Ding nicht funktioniert. Ich gehe lieber auf die harte Tour da rauf!«
    »Oh?«, brummte der alte Lidesci. »Dann darf ich dich, wenn wir oben sind, wohl an das erinnern, was du gerade gesagt hast? Falls wir überhaupt da hinaufgelangen!«
    Während sie sich zu sechst an den Aufstieg machten, gab Manolis zum Besten, was er der Legende auf der Rückseite seiner Karte über diesen Ort entnommen hatte. »Schon die Römer bauten in diesen Bergen weißen Marmor ab, die ursprüngliche Anlage wurde von ihnen errichtet. Später wurde sie von den Kreuzrittern als Beobachtungsposten übernommen. Wenn wir erst oben sind, werdet ihr schon sehen, weshalb. Die meisten Kreuzritterburgen und

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