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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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es nicht, ihm über einen Schreibtisch hinweg Gedanken zu senden?«
    »Ich weiß.« Erneut biss sie sich auf die Lippe. »Und ihm fallen die Zahlen nicht mehr ein.«
    »Die Zahlen?« Im ersten Moment begriff Trask nicht ganz, doch dann verstand er. »Harrys Formel? Für das Kontinuum?«
    Liz nickte. »Seine Träume drehen sich einzig und allein darum. Wie ein ständig wiederkehrender Albtraum, so als würde man auf einem Computer eine endlose Reihe von Zahlen, Brüchen, Dezimalstellen, algebraischen Gleichungen und obskuren mathematischen Symbolen ablaufen sehen, die sich vor Jakes geistigem Auge die ganze Zeit über verändern, während er nach der einen überaus wichtigen Formel sucht, um die es ihm geht. Aber er kann sie nicht finden ...«
    »Und das ist alles, wovon er träumt?«
    »Nein.« Liz schüttelte den Kopf. »Manchmal träumt er von diesem russischen Mädchen – ihr totes Gesicht blickt ihn durch eine Autoscheibe an, während der Wagen im nachtschwarzen Wasser versinkt – und manchmal ... manchmal träumt er auch von mir.«
    Trask zuckte (er hoffte, nicht zu salopp) die Achseln. »Er, äh, ›steht‹ wohl auf dich, oder?«
    »Nein«, entgegnete Liz, womöglich reuevoll. »Er stößt mich zurück, als würde ich mich irgendwie einmischen. Er weist alles zurück und wird auch nicht damit aufhören, bis er seine eigenen Probleme gelöst hat.«
    »Castellano und die Mafia«, sagte Trask griesgrämig.
    »Das ist eines davon!«
    »Und die anderen?«
    » Ein anderes, glaube ich. Ich habe keine Ahnung, was es ist. Aber ich weiß, dass er furchtbar frustriert ist, und es würde sicherlich helfen ...«
    »Wer ist denn nicht frustriert?«, schnitt Trask ihr das Wort ab. Er fing schon wieder an, sich aufzuregen. Doch da Liz nun schon so weit gegangen war, hatte sie nicht vor, sich einfach aufhalten zu lassen.
    »... es wäre hilfreich, wenn er alles wüsste und Zugang zu allen Akten über Harry Keogh hätte oder, besser noch, wenn du persönlich ihm alles über seinen ... nun, seinen Zustand sagen würdest.«
    Trask schwieg einen Moment lang. »War es das«, fragte er dann, »im Großen und Ganzen?«
    »Ja.« Diesmal entsprach es der Wahrheit, zumindest zu neunzig Prozent. Und die übrigen zehn Prozent – nun, das könnte sehr persönlich werden, zumal sie auch noch in seinen Träumen vorkam.
    Nach einem weiteren Moment seufzte Trask. »Liz, es tut mir wirklich leid, dass ich dich so angefahren habe. Schließlich bist du nicht Jakes Aufpasserin. Und es ist auch nicht deine Schuld, dass er ›Probleme‹ hat. Gewissermaßen ist es noch nicht einmal seine Schuld. Aber glaube mir, ich tue, was ich kann, um seine Probleme zu lösen. Ich wünschte nur, wir könnten zu einer Zusammenarbeit gelangen, die auf Gegenseitigkeit beruht, mehr nicht. Es ist äußerst wichtig.«
    »Ich weiß«, entgegnete sie, indem sie sich erhob.
    »Okay«, nickte er, »Du kannst gehen. Falls du ihn vor mir siehst, richte ihm doch bitte aus, dass ich ihn sprechen möchte.«
    »Das werde ich tun«, sagte sie. Doch an der Tür wandte sie sich noch einmal um und blickte zurück. Sie kaute schon wieder auf ihrer Lippe. »Ben ...?«
    »Eh?« Er blickte sie an. Was sollte das nun wieder? Etwa die restlichen zehn Prozent?
    »Ich ... ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Aber wenn er schläft und ich in seinen Geist eindringe, habe ich so ein unheimliches Gefühl, als würde mich jemand beobachten. Ich spüre – ich weiß nicht – einen glühenden Blick aus verschleierten Augen. Ein merkwürdiges Bild, das verschwindet, sobald ich es fassen möchte.«
    Verschleierte Augen? Schon wieder? Trask entsann sich dessen, was Goodly gesagt hatte. Aber dies musste etwas anderes sein, ganz bestimmt. »Harry Keogh?«, unternahm er einen Versuch ins Blaue hinein. Es war mehr als nur eine Mutmaßung, für ihn lag es auf der Hand: Irgendein Überbleibsel des einstigen Necroscope befand sich da drinnen bei Jake.
    »Nein«, entgegnete Liz. »Ich glaube nicht, dass es Harry ist. Ich meine, ich bin ihm zwar nie begegnet, aber alle, die ihn kannten, reden immer davon, welche Wärme er ausstrahlte. Aber an diesem Kerl ist keinerlei Wärme, er ist kalt, eiskalt.«
    »Vielleicht handelt es sich ja um Jakes andere, seine dunkle Seite«, meinte Trask. »Um den Teil von ihm, der nach Rache dürstet.«
    »Hältst du das für möglich?« Sie wirkte erleichtert.
    »Ich bin kein Psychologe«, erwiderte er, »aber eines weiß ich: Wir haben unterschiedliche

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