ENTWEIHT
gesehen, schwebende Gestalten in schwarzen Gewändern. Und ich habe gesehen, wie etwas im Wasser versinkt, tiefer und tiefer, in unermessliche Abgründe. Ich habe ... ein Labyrinth aus Tunneln und Gängen gesehen, wie gigantische Wurmlöcher in der Erde, angefüllt mit Abscheulichem ... krankhafter Schleim in einer kosmischen Höhle. Ich habe Augen gesehen, halb unter ihren Lidern verschleiert, die beobachten, und einen unheimlichen Schatten, der mit jedem Mal, da ich ihn sehe, näher kommt ...«
Der Hellseher verstummte. Ein Schauder schüttelte ihn, er blinzelte, und in seinen eben noch leeren Blick kehrte wieder Leben ein. Seine Augen ruhten auf Trask.
»Das war es«, sagte er. »Das habe ich gesehen ...«
Doch Trask stand noch ganz unter dem Bann von Goodlys Worten und musste sich ebenfalls erst schütteln, ehe er etwas sagen konnte. »Und das nennst du nichts?«
»Nichts, womit wir etwas anfangen könnten«, entgegnete der Hellseher. »Ich meine, was bedeutet es, was sollen wir damit machen?«
»Aber es ist keineswegs nichts«, sagte Trask. »Immerhin etwas, und ich möchte, dass du es aufschreibst. Außerdem möchte ich, dass du und David – ihr könnt auch noch einen unserer Telepathen hinzuziehen, allerdings nicht Liz – dass ihr zusammenarbeitet. In einem eigenen Raum, ja. Und falls diese Dinge – vor allem diese Augen oder die Schatten – falls sie schließlich näherkommen, dann kannst du sie vielleicht deutlicher sehen.«
»Näherkommen?« Goodly wirkte ausgezehrter denn je. »Wenn es sich tatsächlich um die Zukunft handelt, dann kannst du Gift darauf nehmen. Die Zukunft bleibt nämlich niemals stehen, sie rückt uns ständig näher ...«
Nachdem Trask wieder allein war, setzte er sich mit dem diensthabenden Beamten in Verbindung. »Paul«, fragte er, »wo ist Lardis Lidesci? Bei meiner kleinen Motivationsrede habe ich nichts von ihm gesehen.«
»Wahrscheinlich da, wohin du ihn vor einer Woche schicktest«, erwiderte Paul Garvey. »Unten bei seiner Frau im Hotel. Oder vielleicht sind sie auch draußen im Park. Ihnen fehlt die Wildnis. Als ich heute Morgen den Diensthabenden ablöste, der Nachtschicht hatte, saß Lardis auf dem Schreibtisch und sagte, dass er endlich wieder arbeiten wolle – egal was! Er meinte, er werde noch verrückt vor lauter Nichtstun.«
»Was ist mit dem Schlag auf den Kopf, den ihm dieser Irre, Peter Miller, in Australien verpasst hat? Und was mit der Erkältung, die er sich auf unserem Heimflug zuzog? Sie war doch schlimmer geworden?«
»Die Infektion ist so gut wie weg. Ein bisschen Penicillin, und die Sache war erledigt. Lardis hatte Glück, dass es nicht schlimmer kam. Hier bei uns gibt es Krankheiten, von denen man auf der Sonnseite noch nicht einmal gehört hat.«
»Stimmt«, nickte Trask. »Dafür haben sie eine, von der ich mit Sicherheit weiß, dass sie um Längen schlimmer ist als alle Krankheiten hier bei uns zusammengenommen! Aber wie dem auch sein mag, schick doch bitte jemanden nach ihm, ja? Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, ihn nach der Sache in Griechenland zu fragen. Und könntest du, während ich warte, Liz Merrick und Jake Cutter ausrichten, dass sie bei mir vorbeischauen sollen? Danke ...«
Als Liz eine knappe Minute später an seine Tür klopfte, war sie allein. »Wo ist Jake?«, wollte Trask wissen, während sie Platz nahm.
Er hatte ihr gesagt, sie solle ein Auge auf Jake haben. Jake hatte ein Zimmer in der Zentrale, wusste jedoch nicht, dass Liz das Zimmer nebenan bewohnte und von der Rückseite ihres kleinen Büros aus Zugang zu seinem Quartier hatte. Liz’ Anweisungen waren einfach: Sie sollte Jakes Träume belauschen. Eigentlich hätte sie dies seit ihrer Rückkehr aus Australien tun und Trask über ihre Ergebnisse Bericht erstatten sollen. Trask war zwar klar, dass dies dem Ehrenkodex des E-Dezernats zuwiderlief, aber er sah keine andere Möglichkeit. So wichtig war es ihm, herauszufinden, was – oder vielmehr wer (Harry Keogh vermutlich) – in Jakes Geist los war. Bislang hatte sie jedoch noch keinen einzigen Bericht abgeliefert.
Ebenso wurde erwartet, dass sie und Jake tagsüber zusammen arbeiteten, um ihren telepathischen Kontakt zu verbessern und zu einem Team zusammenzuwachsen. Erneut entsann Trask sich des Blickes, mit dem sie Jake in der Einsatzzentrale bedacht hatte. Sie war wie vor den Kopf gestoßen, wenn nicht sogar ein bisschen verletzt gewesen. Wegen ihrer Unfähigkeit, zu Jake durchzudringen? Das glaubte Trask
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