Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Bewusstseinsebenen, und selbst wenn wir wach sind, sagen wir nicht immer, was wir denken. Ha! Und ich persönlich, nun ja, ich denke nicht immer, was ich sage – und näher dürftest du an eine wirkliche Entschuldigung bei mir nicht geraten! Also, vielleicht handelt es sich bei diesen Augen um eine von Jakes anderen Bewusstseinsebenen, die einen Eindringling spürt.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete sie. »Normalerweise ist das nämlich der Zeitpunkt, an dem er seine Abschirmung errichtet und mich vertreibt.«
    »Hm, und jetzt vertreibe ich dich auch noch von hier«, meinte Trask. Dabei gelang ihm doch tatsächlich ein Lächeln. »Ich habe nämlich zu tun. Aber bleib dran, mache weiter so, Liz. Und das nächste Mal zögere nicht. Du brauchst dich nicht damit herumzuquälen. Du hättest mir das Ganze auch gleich sagen können.«
    »Aber es gab doch gar nichts zu sagen«, erwiderte sie. »Jedenfalls nichts von Belang.«
    »Auch Kleinigkeiten können wichtig sein.« Abermals zwang er sich zu einem Lächeln. »Du würdest staunen.«
    Doch schon in der nächsten Sekunde, sobald sich die Tür hinter ihr schloss, wich das Lächeln aus seinem Gesicht.
    Noch jemand anders in Jakes Geist? Und zwar nicht Harry? Die zahllosen Toten vielleicht? Die Große Mehrheit? Aber wenn dem so war, weshalb hielten sie ihre Blicke dann verschleiert? Weil Liz ein Störenfried war und man einzig und allein dem Necroscope Jake Cutter die Geheimnisse der Toten anvertrauen durfte? Ha! Falls man ihm trauen konnte. Im Augenblick jedenfalls traute Trask ihm nicht über den Weg.
    Was hatte Jake zu verbergen, dass er dieses Verwirrspiel aufrechterhielt und ihnen vormachte, er hätte seine Fähigkeiten verloren?
    Trask stand vor einem Rätsel, vor einem Rätsel in einem Rätsel. Und davon hatte er bereits mehr als genug ...

DRITTES KAPITEL
    BILDER AUS DER GEGENWART
    In London war es fünfzehn Uhr. Über zweitausend Kilometer weiter östlich war es bereits fünf Uhr nachmittags und Krassos, eine kleine griechische Insel in der Ägäis, erwachte in der sengenden Hitze eines noch nie dagewesenen Sommers aus der Siesta. Das letzte Mal, als es so wenig geregnet hatte, war noch El Niño gewesen, im Sommer '98. Danach hatten verheerende Brände das griechische Festland verwüstet, aber auch auf den Philippinen, in Mexiko, Florida und im Südwesten Australiens hatten Feuer gewütet. Und die Griechen hatten, so wie jeder andere auch, daraus gelernt.
    Nun standen in jedem Dorf und an jedem Strand viersprachige Warnschilder, und abgesehen von der griechischen Muttersprache lasen sie sich wahrscheinlich alle so schlimm wie dieses hier:
    OFENES FEUER UND BARBEKJU VERBOTEN!
    RAUCHÖR: BITTE LÖSCHEN CIGARETE
    BEVOR WEGWERFEN!
    Doch ein jeder begriff, worum es ging, und so hatten die von der Sonne versengten englischen Touristen außer den Speisekarten in den Tavernen jetzt noch etwas anderes, worüber sie lachen konnten.
    Andererseits ging eine Meldung durch die griechischen Zeitungen, die niemand zum Lachen fand ... insbesondere nicht das für die griechischen Inseln zuständige Fremdenverkehrsamt in Athen. Unweit von Limari, einem kleinen Dorf, war ein weiblicher Leichnam an den Strand gespült worden. Noch wusste niemand, ob es sich um Mord handelte, weil die Umstände ihres Todes ein Rätsel waren und ihre Identität noch nicht geklärt. Der Zustand der Leiche (sie hatte zwischen einer Woche und zehn Tagen im Meer gelegen) ließ keinerlei Rückschlüsse darauf zu, was ihr zugestoßen war. Allerdings gab es ein paar Anomalien, die zumindest den Verdacht nahelegten, dass etwas nicht ganz stimmte – die Tatsache nämlich, dass fast ihr ganzes Gesicht einschließlich der oberen Zähne und des gesamten Unterkieferknochens fehlte. Anhand ihres Gebisses würde man sie nicht identifizieren, so viel stand fest. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass sie im Wasser von einer Schiffsschraube erwischt worden war; aber wie war sie ins Wasser gelangt? Vielleicht war sie ja schwimmen gegangen; aber völlig nackt? Sicherlich, auf den griechischen Inseln gab es auch Nacktbadestrände, allerdings nicht auf Krassos. Und auch der Rest der Leiche war versehrt; ihre Brustwarzen fehlten (wahrscheinlich hatten Krebse oder Fische sie angeknabbert), die Augen waren weggefressen und die Ohren direkt am Schädel abgebissen – ob durch einen Unfall oder absichtlich blieb ebenfalls der Mutmaßung überlassen. Am merkwürdigsten jedoch schien, dass nirgendwo jemand als

Weitere Kostenlose Bücher