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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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besteht darin, dass deine Freunde nicht mehr mit dir reden dürfen – fürs Erste jedenfalls. Und das gilt auch für mich. Aber, wie gesagt, Harrys Freunde und so weiter. Äh, innerhalb gewisser Grenzen natürlich.
    Das brachte in Jake eine Saite zum Schwingen. »Hast du zufällig eine Ahnung, wer Sir Keenan Gormley ist oder war? Hast du schon mal was von Zek Foener oder Sergeant Graham Lane gehört? Die dürften für mich einstehen, das weiß ich mit Sicherheit … Shit! « Mit einem Mal fielen ihm die Einzelheiten seines Traums wieder ein und ihm war klar, dass sie in der Tat für ihn eintreten würden! Aber bloß diese drei aus der ganzen Großen Mehrheit? Wenn Jake die Toten für sich einnehmen wollte, dann würde er alle Hände voll zu tun haben.
    Humph kannte keinen der Namen, die Jake erwähnt hatte; er hatte sie noch nie gehört, bislang war es ihm noch nie vergönnt gewesen, mit jemandem zu reden, der auf Jakes Seite stand.
    Weißt du, Jake, sagte Humph, ich kann dir sagen, was nicht stimmt. Da gibt es etwas, was du mit dir herumschleppst. Gut, ich kann deine Wärme spüren, aber du hast auch einen Schatten. Und in diesem Schatten ist es kalt, Jake. Kalt und furchterregend. Er klebt viel zu sehr an dir, und selbst für jemanden wie mich, der gar keinen Körper mehr hat, stinkt dieser Schatten nach etwas Scheußlichem. Das liegt daran, dass es nämlich etwas Scheußliches ist!
    Jake spürte, wie sich tief in seinem Innern Wut regte – und sie stammte keineswegs von ihm, sondern von Korath. Ihm war klar, dass sein »Gefährte« all seinen, Jakes Forderungen, er solle seine Gedanken abgeschirmt halten, zum Trotz kurz davor stand, sein Schweigen zu brechen und etwas darauf zu erwidern.
    Mehr noch, er spürte, nein, wusste irgendwie, dass ebendies dasjenige war, wovor die Große Mehrheit sich am meisten fürchtete – vor dem Umgang mit dem Unbekannten, mit einer Kreatur wie Korath, die weder am Leben war noch wahrhaft tot (noch nicht einmal jetzt, nicht im eigentlichen Sinn des Wortes) und doch Dinge wusste, die sowohl die Lebenden als auch die Toten in Gefahr zu bringen vermochten. Und ihm war auch klar, dass er einschreiten musste, ehe die Situation ausartete und außer Kontrolle geriet.
    Deshalb sagte er: »Ich muss dir etwas erklären. Du weißt doch, dass Harry sich nach Belieben von einem Ort an den anderen begeben konnte, einfach so, als würde er mit den Fingern schnippen? Von A nach B, allerdings ohne die Distanz dazwischen zu durchmessen. Dazu benutzte er etwas, was man das Möbiuskontinuum nennt. Er ließ unsichtbare Türen entstehen, die nur er zu sehen beziehungsweise zu benutzen vermochte. Aber um das zu bewerkstelligen, benötigte er eine mathematische Formel. Ich kenne diese Formel nicht, Humph. Mein ›Schatten‹ dagegen – wie du ihn nennst – hat sie. Ohne ihn sitze ich in der Klemme und bin nur halb der Necroscope, den du kanntest. Noch nicht einmal halb so viel wie er, denn schon seit Langem höre ich immer wieder, dass dieser Harry etwas Besonderes war und nur schwer zu überbieten ist. Ich kann ihm noch nicht einmal das Wasser reichen.« Jake schüttelte den Kopf. »Und ich habe, selbst wenn ich wollte, nicht die geringste Chance, seine Arbeit weiterzuführen – nicht ohne die Hilfe der Großen Mehrheit. Weiß der Teufel, ich stecke zwischen Hammer und Amboss fest.«
    Der Teufel, ganz recht, meinte Humph. Genau dafür halten die Toten deinen »Schatten«, das Wesen, das dich begleitet.
    »Aber das ist es doch«, sagte Jake. »Er ist doch kein Teil von mir, er begleitet mich bloß. Und ohne ihn würde ich nirgendwohin kommen. In seinem Geist ist die Formel gespeichert, mit deren Hilfe ich meine Türen heraufbeschwören kann, aber ohne mich ist sie für ihn nutzlos. Ich für meinen Teil verfüge über die physischen Voraussetzungen, um von A nach B zu gelangen, ohne die Entfernung dazwischen zu überwinden.«
    Andernfalls wärst du nutzlos für ihn, sagte Humph nachdenklich. Also, was springt für deinen toten – oder vielmehr untoten – Begleiter dabei heraus?
    »Lediglich mein Versprechen, dass ich mich, wenn meine Aufgabe erledigt ist, um sein Problem kümmern werde. In einem Wort: Rache. Du siehst, Humph, mein Fall ist ungefähr so wie der deine gelagert, ehe du mit dem Necroscope zusammentrafst. Ich möchte die Welt von einem Krebsgeschwür befreien, das mir viel Leid bereitet hat und noch viel mehr Leuten Leid bereiten wird, wenn es nicht mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird.

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