ENTWEIHT
nicht über das Möbiuskontinuum«, sagte Jake.
Aber sie werden Kugeln haben, erwiderte Korath. Dich muss bloß eine einzige Kugel an der richtigen Stelle erwischen, dann ist es aus mit dir, Jake – von mir ganz zu schweigen ...
»Wenn ich nur wüsste, wo genau sich das Anwesen befindet«, knirschte Jake mit zusammengebissenen Zähnen, »dann würde ich es noch heute Nacht tun, sofort, auf der Stelle!«
Das ist doch genau das, was Castellano will, sagte Korath. Dass du völlig unvorbereitet losstürmst. Tu das nicht, lass dich von deinem Kopf lenken, Jake, nicht von deinem Herzen. Und schon gar nicht von deinem Hass. Rache genießt man ...
»... am besten kalt, ich weiß«, unterbrach ihn Jake und fügte dann stirnrunzelnd hinzu: »Aber wo hast du das her?«
Von der Sternseite, sagte Korath. Woher sonst?
»Wie es scheint, haben wir eine Menge Sprichwörter gemeinsam.«
Das ist nicht weiter erstaunlich (ein Toten-Schulternzucken). Männer sind Männer, ganz gleich in welcher Welt, und ihre finstersten Leidenschaften sind stets dieselben – außer natürlich bei den Wamphyri. Deren Laster sind um ein Zehnfaches schlimmer und ihre Begierden und ihr Zorn ebenfalls.
»Wie kommt es, dass du vor Wut nicht völlig außer dir bist?«, wollte Jake wissen. »Du bist doch Wamphyri beziehungsweise wärst um ein Haar einer geworden. Du sagst, ich sei halsstarrig, mache dir das Leben schwer und treibe dich zur Raserei. Weshalb wirst du dann nicht wütend auf mich? Wie kommt es, dass du stets kühlen Kopf bewahrst?«
Aber ich werde ständig wütend auf dich!, sagte Korath. Und zwar sehr! Du solltest dich glücklich schätzen, dass du niemals erfahren wirst, wie sehr! Allerdings ...
»Allerdings?«
Es ist schlicht und einfach eine Frage des Fortbestehens, erklärte Korath. Wohin du gehst, gehe ich auch, was dir zustößt, erleide ich ebenfalls. Was soll aus mir werden ohne Jake Cutter? Was wird aus mir, wenn du stirbst? Ohne dich bin ich ein Nichts. Darum bleibe ich kühl und besonnen, wenn du den Hitzkopf spielst. Denn, wie gesagt, es ist eine Frage des Fortbestehens, und ich kann es mir einfach nicht leisten, zuzusehen, wie du Selbstmord begehst.
»Tausend Dank!«, knurrte Jake. »Aber so, wie du das sagst, werde ich das Gefühl nicht los, dass es dir weniger um dein Fortbestehen geht als darum, dich dauerhaft einzunisten. Ich glaube, wenn dies hier erledigt ist, muss ich dich daran erinnern, dass wir miteinander fertig sind.«
Das habe ich keineswegs vergessen, sagte Korath. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. Zunächst Luigi Castellano, anschließend Lord Nephran Malinari, Vavara und Szwart. So lautete unser Pakt, und daran werde ich mich halten.
»Gut«, meinte Jake. »Lassen wir es dabei bewenden.« Tief im Innern jedoch hatte er ein äußerst ungutes Gefühl wegen dieser sogenannten »Partnerschaft« und ihm war klar, dass sich dies auch keinesfalls ändern würde, bis das Ganze vorüber war …
Als Jake aufwachte, war es Samstagmorgen, 09:00 Uhr. Er wusch sich, zog sich an, schob die Sporttasche mit den Sprengsätzen tief unters Bett und ließ sich ein verspätetes Frühstück aufs Zimmer bringen, ehe er nach Korath rief.
Und wie fühlst du dich heute Morgen?, erkundigte sich der Vampir.
»Etwas hektisch«, erwiderte Jake. »Wie getrieben, so wie immer, allerdings nicht zum Selbstmord!«
Das sehe ich, meinte Korath. Du bist jetzt wesentlich ruhiger als gestern Nacht.
»Das liegt daran, dass ich deinen Rat beherzige«, entgegnete Jake. »Gestern Nacht regte ich mich ein bisschen auf, das ist alles, aber jetzt habe ich mich wieder beruhigt. Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass ich keine Ahnung habe, wo in Bagheria sich Castellanos Anwesen befindet, sonst hätte ich mich wohl wirklich sofort dorthin aufgemacht.«
Das wäre sowohl gefährlich als auch im Widerspruch zu deinem ursprünglichen Plan gewesen, sagte Korath. Denn wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt – und es war schon immer recht gut, ich vergesse nichts – willst du doch, dass Castellano spürt, wie sich die Schlinge ganz langsam immer enger, Stück für Stück, um seinen Hals zuzieht.
Jake nickte. »Ja, bis ihm der Knoten fest ins Genick drückt.«
Also, wie gehen wir vor? Was steht heute an?
»Heute werden wir Castellanos Anwesen in Bagheria ausfindig machen und sehen es uns mal an«, sagte Jake. »Und heute Nacht lassen wir es hochgehen und ihn gleich mit! Aber davor besuchen wir heute Abend noch mal die Millionärsmeile in
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