ENTWEIHT

zu brechen und dich ohne mich aus dem Staub zu machen?
    »Wenn ich das doch nur könnte!«, entgegnete Jake. »Aber mir wäre klar, dass du immer irgendwo in der Nähe wärst. In dem Moment, in dem meine Aufmerksamkeit nachließe, wärst du wieder da und würdest mich plagen, so wie üblich.«
    Damit haben wir eine Pattsituation, sagte Korath. Wie es aussieht, sind wir beide gezwungen, einander zu vertrauen.
    »Bei mir ist das kein Problem«, erwiderte Jake. »Ich habe noch nie jemanden, der mir vertraut hat, enttäuscht.«
    Doch, das E-Dezernat, rief Korath ihm ins Gedächtnis.
    Und schon wieder hatte er recht. »Weil ich musste«, sagte Jake. »Du kennst mich mittlerweile besser als jeder andere und weißt, dass ich es musste. Die Sache, die mich umtreibt, lässt mir keine Ruhe. Ich spüre, wie Sekunde für Sekunde die Zeit verstreicht, jede Minute, jede Stunde. Und Castellano ist immer noch am Leben. Es geht nicht nur um ihn und mich, es ist mehr als lediglich eine Obsession. Es ist notwendig. Es ist … es ist das, was ich tue.« (Wo kam das nun wieder her? Es war keineswegs das, was Jake üblicherweise machte … aber vielleicht hatte Harry Keogh dies früher einmal getan?!)
    Bevor er diesen Gedanken jedoch weiterverfolgen konnte, sagte Korath: Verstehe. Mir geht es bei meinen Feinden nicht anders. Und es ist äußerst notwendig, jaaa ...
    Als Stabsfeldwebel Red Bygraves, ein schlanker, muskulöser Rotschopf mit Bürstenschnitt Anfang bis Mitte dreißig in seinem offenen, in Tarnfarbe gestrichenen Jeep bei dem geheimen Unterschlupf eintraf, öffnete Jake das Tor per Hand, um ihn einzulassen.
    »Was?«, sagte Red, nachdem sie einander begrüßt hatten. »Keiner sonst da? Wie bist du denn reingekommen, um das Telefon zu benutzen?« Das rutschte ihm einfach so heraus, denn obwohl er mit eigenen Augen gesehen hatte, wozu Jake imstande war, war Teleportation doch etwas, womit man nicht jeden Tag rechnete und was man auch nicht leichthin akzeptierte.
    Jake verschwendete keine Zeit mit Erklärungen. Stattdessen packte er Red am Arm, zog ihn durch ein Möbiustor, trat in der Operationszentrale wieder aus dem Kontinuum heraus und musste ihn anschließend stützen, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, als ihm der Kiefer nach unten klappte und ihm schier die Augen aus dem Kopf traten.
    »Jesus Christus!«, stieß der SAS-Mann hervor, während ihm um ein Haar der Sechserpack und die Packung mit dem Essen aus der Hand fielen, die er mitgebracht hatte.
    »Nicht«, sagte Jake. »Ich meine, solche Ausdrücke sollte man nicht benutzen.« Abermals fühlte er sich von Prinzipien geleitet, die nicht zwangsläufig die seinen waren.
    Red begriff zwar nicht, weshalb Jake plötzlich einen derartigen Ton anschlug, fragte aber nicht weiter nach. Dazu war er viel zu erstaunt. »Äh … ich wusste ja, dass du so was kannst, aber ich habe trotzdem nicht damit g erechnet . Heiliges Kanonenrohr, Kumpel! Bist du etwa auf die Art hergekommen? Den ganzen Weg aus dem guten, alten England? Meine Güte!«
    »Eigentlich aus Sizilien«, erwiderte Jake. Und dann, als die Anspannung etwas nachließ und sie sich über das Essen hermachten, erzählte er Red, was er benötigte.
    »Thermit?« Bygraves schüttelte den Kopf. »Das wird schwierig. Ich kann es dir nicht besorgen, aber ich kenne da jemand. Hm, vielleicht.« Und bereits eine Nummer ins Telefon tippend, erklärte er: »Ich rufe in der Kaserne an. Die werden mich überprüfen und dann zum Chef durchstellen.«
    »Zum Chef?«, echote Jake.
    »Du kennst ihn«, nickte Red. »Du hast ihm den Hals gerettet – und meinen und den von ein paar anderen Leuten ebenfalls.«
    »Major Tom?«, fragte Jake. »Nun ja, so nennt ihn Ben Trask jedenfalls.«
    »Genau der«, entgegnete Red. Dann sprach er ins Telefon, rasselte eine Zahl herunter, nannte ein Codewort und nickte schließlich zufrieden, ehe er den Hörer an Jake weiterreichte: »Besser, du sagst es ihm selber. Auf diese Art brauche ich nicht für dich zu lügen.«
    Das Gespräch wurde durchgestellt; es läutete, und als jemand den Hörer abnahm, erkannte Jake sofort die befehlsgewohnte Stimme.
    »Major, hier ist Jake Cutter«, sagte er. »Vielleicht erinnern Sie sich an mich? Ich bin hier in Australien und würde Sie gern um einen Gefallen bitten.«
    »Jake?«, kam es vom anderen Ende der Leitung. »Und ob ich mich an Sie erinnere! Einen Gefallen, sagen Sie? Für das E-Dezernat? Jederzeit, Jake. Was kann ich für Sie tun?«
    Jake wartete, bis ein