ENTWEIHT
sichere Leitung …«
»... die an meinem Ende über einen Zerhacker läuft«, sagte Trask.
»Trotzdem ist es ein Risiko. Ich führe meine Gespräche gerne so privat wie möglich. Darum werde ich mich kurz fassen und wohl auch ein bisschen vage äußern.«
»Warten Sie«, sagte Trask und drückte den Schalter der Gegensprechanlage, der ihn mit dem diensthabenden Beamten verband.
»Paul, ist John Grieve da? Gut! Hol ihn doch bitte und sage ihm, ich brauche ihn im Moment hier in meinem Büro!« Dann wandte er sich wieder an Turchin.
»Okay, schießen Sie los, und ich werde versuchen, Ihnen zu folgen.«
»Sie ... und Ihr Mr. Grieve?«
»Ganz recht«, erwiderte Trask. »Man könnte ihn als meinen Dolmetscher bezeichnen.« Bei sich dachte er: Wenn die Technik es nicht mehr schafft, wird es Zeit, die Geister ins Spiel zu bringen!
»Ihr vom E-Dezernat habt ja schon immer die beste Auslese gehabt«, meinte Turchin vielsagend. Ein Hauch von Neid schwang darin mit.
»Ja«, entgegnete Trask, »aber alles auf ganz natürlichem Wege herangereift. Es weiß doch jeder: Wenn man die Pflanze zum Wachstum treibt, fällt der Ertrag in der Regel geringer aus.«
»Heute sind wir aber ganz schön unverblümt«, meinte Turchin. In diesem Moment pochte es an Trasks Tür.
»Unverblümt ist gar kein Ausdruck!«, erwiderte Trask. »Mir steht es ganz oben!« Und zur Tür gewandt: »Herein!«
»Ah!«, sagte Turchin. »Mr. Grieve! Jetzt können wir anfangen. Aber sagen Sie mir doch: Weshalb sind Sie so verärgert, Ben?«
»Der Verwaltungskram«, antwortete Trask. »Die ganzen Pflichten, die mich von meiner eigentlichen Aufgabe abhalten. Zu viele Kleinigkeiten, die einen nicht zu den wirklich wichtigen Dingen kommen lassen. Das frustriert nur.« Er seufzte. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich so unhöflich war. Aber ich kann Ihnen sagen, heute ist nicht unbedingt der günstigste Tag, sich in mein ureigenstes Terrain zu begeben!«
»Und ich bitte Sie, mir meine Ungeduld nachzusehen«, sagte Turchin. »Anscheinend liegen bei uns beiden die Nervenenden blank. Und was die Sache mit dem Terrain betrifft« – seine Stimme hellte sich ein klein wenig auf – »offensichtlich haben Sie die Morgenzeitungen gelesen. Die Times vielleicht?«
Trask legte das Gespräch auf seinen Schreibtischlautsprecher und sagte: »Ja. Ihr kleiner Streit während der Konferenz? Ihre Tricks werden von Mal zu Mal besser. Aber in Ordnung, nun können Sie sich so vage und rätselhaft ausdrücken, wie Sie möchten.« John Grieve war eingetreten und stand mit einem Notizblock vor dem Schreibtisch.
Grieve war Mitte bis Ende fünfzig und seit mindestens fünfundzwanzig Jahren beim E-Dezernat. Obwohl außergewöhnlich talentiert, war er niemals im Außeneinsatz gewesen; für Trask und die früheren Leiter des E-Dezernats war er in der Zentrale, als diensthabender Beamter oder im Bereitschaftsdienst, viel zu nützlich gewesen, als dass sie ihn in die weit gefährlichere Welt da draußen geschickt hätten. Nun ja, jedenfalls war er nicht unbedingt ein sportlicher Typ.
Mittlerweile war er etwas rundlich geworden. Er hatte schütteres, graues Haar, und da er schon zeitlebens rauchte, war er kurzatmig und vorzeitig gealtert. Aber er war durch und durch anständig, schnell, zumindest so schnell, wie seine körperliche Verfassung es gestattete, höflich und sehr, sehr britisch. So, wie er den Kopf aufrecht trug und den Bauch, soweit möglich, einzog, hätte man – der Mann auf der Straße zumindest – ihn durchaus für einen ehemaligen Offizier oder gescheiterten Geschäftsmann halten können. Dabei hatte er stets nur für das E-Dezernat gearbeitet, und Trask verließ sich auf ihn. Mitunter voll und ganz.
Früher einmal hatte Grieve über zwei übersinnliche Talente verfügt, eines davon eher »unzuverlässig« (im Sprachgebrauch des E-Dezernats bezeichnete man so eine noch nicht ausgereifte ESP-Fähigkeit), das andere hingegen ziemlich erstaunlich, wahrscheinlich einzigartig. Ersteres war die Gabe der Weitsicht gewesen (der Fern-Wahrnehmung), die eines Tages einfach nicht mehr funktioniert hatte; über seine »Kristallkugel« hatte sich ein Schleier gelegt. Doch diese verlorene Fähigkeit war wahrscheinlich ohnehin nur eine Facette seines weit größeren Talents gewesen, das in einer ungewöhnlichen Ausprägung der Telepathie bestand. Und in dem Maß, in dem ihm seine »Fernsicht« abhanden kam, war seine telepathische Begabung gewachsen.
Das Problem bei seiner
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