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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Doch je eher sie in die Gänge kamen, desto besser; dies hier war so ungefähr der letzte Ort, an dem jemand, der seine fünf Sinne beisammen hatte, zu sein wünschte, insbesondere wenn es nichts zu tun gab.
    Und Andreas, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand – und dennoch stets seinem Instinkt vertraute – hatte vollkommen recht, wenn er sich beklommen fühlte.
    Die Düsternis unter den hohen, schütteren Pinien schien erfüllt von einem fremden Bewusstsein; die drei Männer fühlten sich beobachtet, spürten die Blicke unsichtbarer Augen auf sich ruhen. Bleiche, aus dem Boden aufsteigende Nebelschwaden umwaberten ihre Knöchel, klebten regelrecht an ihnen, kaum dass sie beiseitetrieben, wenn die Männer sich bewegten, gerade so, als ob der Nebel sie erforschen wollte. An einem derartigen Ort jedoch, zumal wo die ESPer so beschäftigt waren, passte der wabernde Bodennebel so gut in die Landschaft, dass keinem von ihnen auffiel, was er wirklich zu bedeuten hatte.
    Dann war da noch der Palataki selbst, hoch aufragend, schmucklos, von Dunstschwaden verhangen und bis ins Mark und tief in die unterirdischen Gänge hinein verdorben. Seine leeren Fenster wirkten wie Reihen seelenloser Augenhöhlen, so als wäre er selbst der geheimnisvolle Beobachter, den keiner sah. Die Stille umgab sie wie ein alles erstickendes Leichentuch – ein Schweigen, das in den Ohren weh tat, weil man diese umsonst anstrengte, um auch nur einen einzigen Laut zu vernehmen. Nichts rührte sich außer den drei Männern und den wirbelnden Nebelschwaden ...
    In dieser unheilschwangeren Umgebung, im lichtgefleckten Schatten der Pinien und dem nahezu strahlenden Widerschein der emporsteigenden Nebelschwaden wirkte Ian Goodly bleicher denn je. Er schloss die Augen, senkte den Kopf auf die Brust, und indem er sich an eines der Fahrzeuge lehnte, um nicht umzufallen, presste er seine schlanken, empfindsamen Finger an die Schläfe und zwang sich, an … absolut nichts zu denken!
    Völlig bewusst leerte Goodly, wenn auch nur vorübergehend, seinen Geist – machte ihn frei von allem, was er jemals gewusst hatte oder jetzt wusste, von allem, was vergangen oder gegenwärtig war –, um einzig zur stets undurchsichtigen, gnadenlosen Zukunft Kontakt zu suchen ...
    … und traf auf etwas völlig anderes.
    Unten im Gewirr der Minenschächte tief unter dem Palataki spürte Nephran Malinari das Beben in den seinen Vampirporen entströmenden Nebelschwaden und stieß ein langgezogenes Seufzen aus. » Ahhhhh! Sie sind hier«, sagte er zu Schwester Anna, »und zwar wesentlich früher, als ich dachte. Das heißt, dass wir unser Vergnügen vorerst hintanstellen müssen, denn es gibt Arbeit für uns.«
    Schwester Anna saß – splitternackt wie ein neugeborenes Kind, allerdings keinesfalls mehr so unschuldig – rittlings auf ihm. Ihre Brustwarzen strichen über seine Brust und ihr Hintern wand sich köstlich hin und her, während sie ihn, vor Lust stöhnend, mit ihrer Weiblichkeit bearbeitete.
    »Was ist?«, antwortete sie geistesabwesend, während sie, den Kopf noch heftiger hin und her werfend, weiterhin auf ihm auf und ab glitt. »Ist jemand gekommen?«
    »Schluss jetzt!«, sagte Malinari, indem er sie von sich hob. »Wir haben andere Dinge zu tun. Da oben sind Männer eingetroffen, die mich auf der Stelle töten würden, wenn sie nur könnten. Ja, es ist durchaus möglich, dass sie deine einstige Gebieterin bereits umgebracht haben. Aber ich kenne einen Weg, der hier herausführt, und wir werden uns in Sicherheit bringen, du und ich.« Das war gelogen; er hatte niemals vorgehabt, mit Anna irgendwohin zu fliehen, sondern sie als seine Nachhut zurückzulassen. Indem er aufstand, befahl er ihr: »Und jetzt zieh dich an! Ich werde in der Zwischenzeit lauschen, um herauszufinden, was sie im Schilde führen.«
    Anna zog eine Schnute, gehorchte jedoch. Malinari wandte sich von ihr ab und blieb reglos stehen. Er »lauschte«, ließ seine Gedanken schweifen, bahnte sich mit ihnen einen Pfad durch die Nebelschleier bis hin zur Ursache der Störung und traf auf Ian Goodly, den Hellseher, dessen merkwürdiger Geist frei von allen Gedanken außer an die Zukunft war.
    So, so, dachte Malinari. Er will also im Vorhinein in Erfahrung bringen, wie das Wagnis ausgehen wird. Ist er etwa ein Feigling, dieser Hellseher? Nein, keineswegs, sondern ein kluger Mann. Allerdings bei Weitem nicht so klug wie Malinari. Er hat seinen Geist frei gemacht, damit dort völlige Leere

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