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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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auch nicht die besten Bremsen der Welt hätten diese Abfahrt aufzuhalten vermocht. Der Schwerkraft ließ sich nun einmal nicht widerstehen.
    Manolis erreichte Trask gerade noch rechtzeitig, um das Ende mitzubekommen. »Ich weiß genau, wie dieses Vrykoulakas- Miststück sich jetzt fühlt«, sagte er. »Und ich bin froh darüber!«
    Direkt am Rand der Meeresklippen befanden sich mehrere aufwärtsragende Felszacken – zukünftige Brandungspfeiler, ähnlich denjenigen, die unten bereits ins Meer ragten – Relikt gequälter Gesteinsschichten, die sich während der im Mittelmeerraum häufigen geologischen Verwerfungen gehoben hatten und aufgebrochen waren. Die Limousine rasierte einen davon um, prallte ab und blieb mit den Vorderreifen über dem Abgrund hängen. Der Wagen hing also über dem Abgrund, nicht jedoch Vavara. Als sie beim Aufprall herausgeschleudert wurde, bildete sie eine reichlich ramponierte, hin und her trudelnde, fledermausähnliche Gestalt aus und verschwand hinter dem Klippenhorizont. Noch mehrere Sekunden lang hallte ihr krächzendes Gekreisch zu Trask und Manolis hinauf, die nichts tun konnten, als einfach dazustehen und zuzuschauen … bis das Gekrächz schließlich verstummte und stattdessen ein fernes, leises Platschen zu hören war.
    »Gut«, brummte Manolis. »Das Wasser ist hier sehr tief. Ich weiß, wovon ich spreche!«
    »Aber du hast überlebt«, entgegnete Trask. »Und gottverflucht – sie ist eine Wamphyri! Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Sturz und das Wasser ebenfalls überlebt!«
    »Schon möglich«, meinte Manolis. »Aber wir können nichts dagegen tun. Es gibt keinen Weg hinab. Und selbst wenn es einen gäbe, nur ein einziger falscher Schritt im Dunkeln ...« Er verstummte achselzuckend.
    »Ich hoffe, sie geht unter und verwest!«, knurrte Trask.
    »Vorerst müssen wir erst mal zum Palataki!« Damit nahm Manolis ihn am Ellenbogen. »Komm, mein Freund! Die Zeit läuft uns davon ...«
    Als sie vom Palataki aus nach Osten blickten, sahen Ian Goodly, David Chung und Manolis’ zweiter Mann, Andreas, das plötzliche Auflodern am Horizont. Wenige Augenblicke später vernahmen sie so etwas wie Donnergrollen. Dies war das Signal, auf das sie gewartet hatten. Nun waren sie an der Reihe.
    In der sicheren Gewissheit, dass Trask und die anderen, jeder von ihnen neben seinen konventionelleren Waffen mit einem halben Dutzend von Andreas’ Dynamitstangen ausgerüstet, bald zu ihnen stoßen würden, waren sie mit ihren Fahrzeugen die zerfallende, überwucherte Auffahrt hinaufgefahren und hatten das Plateau auf dem Hügel erklommen. Dort, auf dem Gelände des Kleinen Palastes, noch ein gutes Stück entfernt von dem neogotisch wirkenden Gebäude, bereiteten sie sich auf ihr Zerstörungswerk vor.
    Zuvor wollten die beiden ESPer jedoch feststellen, was genau sie da eigentlich vernichteten. In so großer Nähe zu diesem Angst einflößenden Ort hatten sie nun die ideale Gelegenheit dazu. Denn sie befanden sich näher daran als jemals zuvor, überdies war ihnen klar, dass ihr Gegner darüber Bescheid wusste, dass sie sich auf Krassos aufhielten. Darum konnten sie nun jede Zurückhaltung ablegen und brauchten sich nicht mehr zu verstecken.
    »Ah, aber was, wenn es Malinari ist?«, sagte Goodly. »David, auf dein Talent hat er wahrscheinlich eher Zugriff, das macht dich verwundbar. Meines ist nicht so leicht zugänglich – glaube ich wenigstens. Besser, du gehst kein unnötiges Risiko ein und lässt mich zuerst ran. Versuchen wir ausnahmsweise mal, exakt zu ergründen, was die Zukunft für uns bereithält, ohne blindlings in sie hineinzulaufen.«
    »Nur zu!«, meinte der Lokalisierer mit einem leichten Schaudern. »Aber um die Wahrheit zu sagen, ich habe es schon versucht, und das Einzige, was ich davon hatte, war eine Gänsehaut! Das ganze Anwesen ist durch und durch voller Hirnsmog. Er füllt den Kleinen Palast aus, ist unter uns, rings um uns herum. Er beschränkt sich auf keine besondere Stelle, sein Ursprung muss wirklich stark abgeschirmt sein. Und das kann nur eines bedeuten: Er stammt eindeutig von einem Wamphyri, höchstwahrscheinlich von Malinari. Also, nur zu – bloß sei um Himmels willen vorsichtig!«
    Während sie miteinander redeten, konnte der dritte Mann ihres Teams, Andreas, lediglich zusehen; vielleicht fragte er sich, was die beiden so viel zu besprechen hatten, aber er schwieg dazu. Manolis hatte ihm befohlen, genau das zu tun, was sie ihm sagten, und das genügte ihm.

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