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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ha-ha-haaaa!
    Wie eine Woge sank die Nebelwand in sich zusammen, glättete sich, wurde zu einem über den Boden kriechenden Dunst, der weitertrieb, um Goodlys Füße zu umschwappen. Er schien regelrecht an ihm zu kleben und verstärkte Malinaris telepathischen Kontakt. Der Vampir trat – glitt ebenso wie die Schwaden, die er verströmte – auf den Hellseher zu, kam näher. Seine Arme und Hände wurden immer länger, während sie sich nach seinem wie gelähmt dastehenden Opfer reckten.
    Wie gelähmt, erstarrt? Auf so kurze Distanz musste es Malinaris Einfluss sein, der Goodly bewegungsunfähig, wie angewurzelt verharren ließ. Und falls dem so war, dann wusste der Hellseher, was er zu tun hatte.
    Malinari tat sich an Goodlys Wissen, an seinen Gedanken gütlich – Gedanken an die Vergangenheit und selbstverständlich auch an seine fürchterliche Gegenwart, weidete sich daran in der Vorfreude, sie aufzusaugen. Doch war der Hellseher ein Mensch mit einer besonderen Fähigkeit, der gelegentlich mehr als bloß die Gegenwart sah und sich auch an mehr als nur die Vergangenheit erinnerte. Mitunter machte er, um sein Talent zu verstärken, seinen Geist vollkommen frei, leerte ihn von jedem Gedanken – was er nun auch wieder tat, sodass nichts übrig blieb, was der Vampir ihm aussaugen könnte. Oder vielmehr lediglich Blut!
    Doch während das Blut blieb, wo es war, schmolz das telepathische »Eis« in Goodlys Adern und seinem Geist und er war wieder Herr seiner Sinne. Was nun Malinari betraf:
    Vor Enttäuschung entrang sich dem Vampir ein Knurren. Die Augen blutrot, die Kiefer weit aufgerissen, stand er kurz davor, sich auf sein Opfer zu stürzen. Sich zu einem verzerrten Lächeln zwingend, fauchte er: »Nun gut, Mister Goodly, wenn du es dir nicht leicht machen willst, kannst du es auch auf die harte Tour haben!« Seine Finger reckten sich, wurden immer länger, zu sich windenden, blauädrigen Würmern, während sie sich nach Goodlys Gesicht ausstreckten.
    Der Hellseher trug zwar eine Waffe in der Innentasche, war sich jedoch im Klaren darüber, dass er kein Meisterschütze war; außerdem war er ziemlich sicher, dass eine Fleischwunde allein nicht ausreichen würde. Da es diesmal endgültig sein musste, ließ er seine Dynamitstange fallen und zog mit schnellem Griff eine andere mit kürzerer Lunte aus der Tasche. Indem er das Feuerzeug anschnippte – das endlich funktionierte – und an die Zündschnur hielt, stellte er sich jede seiner Handlungen ganz genau vor und beschrieb Malinari in Gedanken ausführlich, was er da tat.
    »Schlau, ah, schlau! «, sagte das Ungeheuer, erst einen, dann einen weiteren Schritt zurückweichend, und duckte sich, während Goodly sich, ihm das Dynamit mit der zischenden Zündschnur entgegenhaltend, rückwärts die steinernen Stufen empor stahl. »Doch sage mir – dir ist doch klar, dass du dich damit auch selber umbringen wirst?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, krächzte Goodly. Seine Kehle war rau. »Aber wenn die Explosion alles hier über dir zusammenstürzen lässt, reicht mir das schon, ganz gleich wie es für mich ausgeht.«
    Malinaris wütender, brennender Blick wanderte hin und her. Ringsum sah er nichts als Holzbalken, trocken wie Zunder, und bröckelndes Felsgestein, alles im Verfall begriffen. Es brauchte keine großartige Explosion, um hier alles zum Einsturz zu bringen. »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass du deine erstaunlich wagemutige, wenn auch dumme Tat überlebst, Mister Goodly«, knurrte er, sich von dem Hellseher abwendend und wieder zurück in seinen Nebel gleitend, »bedenke ...«
    … dass ich dich mit Sicherheit nicht vergessen werde!
    »Aber nur, wenn du dies hier ebenfalls überlebst«, erwiderte Goodly. Er beschleunigte seinen Aufstieg, und während er um sein Leben kletterte, warf er das Dynamit.
    Aufwärts, immer höher, floh er wie ein Wilder die Treppe hinauf. Vor seinem geistigen Auge stand das Abbild der zischenden, Funken sprühenden, ziemlich kurzen Zündschnur, während er die noch kürzer scheinenden Sekunden bis zur zweifelhaftesten Zukunft, die er sich je vorgestellt hatte, zählte ...
    Am anderen Ende des Palataki war der Lokalisierer David Chung nicht halb so weit unter die Erde vorgedrungen; denn sein Abstieg gestaltete sich wesentlich schwieriger und gefährlicher. Die Planken der oberen Treppen waren völlig zerfressen und jede zweite Stufe sah aus, als würde sie sofort zusammenbrechen, sollte er seinen Fuß darauf setzen. Doch

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