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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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beharrlich. »Ich muss Ihre Augen sehen.«
    In diesem Moment waren hinter Chung leise Schritte zu vernehmen und das Brechen von morschem Holz, als eine Treppenstufe zusammenbrach. Der Lokalisierer zuckte heftig zusammen und warf einen Blick über die Schulter.
    Dies war alles, was Schwester Anna an Ablenkung brauchte. Chungs Waffe und Taschenlampe beiseiteschlagend, sprang sie auf … ihre tierhaften Augen glommen in der Finsternis wie Laternen. »Das ist von meinem Gebieter!«, fauchte sie, während sie ein langes, gebogenes Messer hoch über ihren Kopf hob.
    Doch ihre dreieckigen Augen gaben ebenfalls ein perfektes Ziel ab. Der Strahl von Manolis’ Taschenlampe traf sie einen Sekundenbruchteil nach seiner Kugel, die ein winziges Löchlein zwischen ihren Augen hinterließ, dafür jedoch beim Austritt ein faustgroßes Loch in die Schädeldecke riss.
    »Gott! Mein Gott!«, keuchte Chung, indem er hochfuhr und zurückwich, als Anna den Mund aufsperrte und rückwärts in den Treppenschacht geschleudert wurde. Noch im Sturz erschlaffte ihr Körper und sie verschwand mit Getöse in der Finsternis, gefolgt von einer halben Tonne Schutt und Gestein.
    »Bist du in Ordnung, mein Freund?« Manolis packte Chung am Arm, damit dieser sein Gleichgewicht wiederfand. »Ich konnte nicht allzu viel sehen, aber Gott sei Dank genug! Aber sag’ mir, hat dieses Vrykoulakas- Miststück dich angefasst? Hat sie dich etwa … gekratzt?«
    »Ja, nein – ich meine, ich bin okay«, stammelte der Lokalisierer. »Und, nein, sie hat mich nicht angefasst. Aber sie wollte. Oh, Jesus – um ein Haar hätte sie es getan!«
    »Gut«, sagte Manolis. »Und jetzt zum Dynamit. Gib es mir, ich sehe dir doch an, dass du völlig mitgenommen bist. Drei Stangen, denke ich, direkt in diesen Schacht rein. Und was auch immer sonst noch bei dem toten Miststück da unten ist, schicken wir gleich mit in die Hölle, ja?«
    Der Lokalisierer war froh, dass er nicht mehr zu tun brauchte, als Ja zu sagen ...
    Oben indessen: Während Manolis Chung gefolgt war, war Trask zum Südende des Kleinen Palastes gerannt. Dort hatte er die Ruine betreten und den Abstieg auf demselben Weg begonnen, den Goodly genommen hatte. Stavros, Andreas und Lardis Lidesci waren oben geblieben, um aufzupassen, dass niemand aus dem dem Untergang geweihten Gebäude zu fliehen versuchte.
    Als Trask jedoch im Untergeschoss anlangte, hörte er Goodly bereits wieder von unten heraufkommen. Als der Hellseher nun keuchend und um Atem ringend im Treppenschacht auftauchte, entsicherte Trask seine Browning und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch niemand folgte Goodly, weder Mensch noch Angst einflößendes Wesen – außer vielleicht seinem eigenen Schrecken – und schließlich gelang es ihm, Luft zu holen und zu schreien: »Raus, Ben! Um Himmels willen, mach, dass du rauskommst! Hier kann jede Sekunde alles in die Luft fliegen!«
    Der Hellseher konnte es zwar nicht wissen, aber eigentlich hätte er bereits tot sein müssen. Er wäre jetzt tot, wäre die Zündschnur an seiner Stange Dynamit nicht schon zu alt und feucht gewesen. Und hätte Lord Malinari dies auch nur geahnt, wäre er definitiv nicht mehr am Leben! Doch selbst jetzt zischte tief unter ihnen die fehlerhafte Lunte immer noch sporadisch und Stück für Stück fraß sich der Funke zu der schwitzenden Sprengladung durch.
    In einem albtraumhaften Aufstieg kämpften die beiden Männer gegen die Zeit und die Schwerkraft, um es zurück an die Oberfläche zu schaffen. Sie hasteten schwankende Treppen hinauf, deren Geländer bei der ersten Berührung nachgaben. Vermoderte Stufen splitterten oder zerfielen unter ihren Füßen zu Staub. Jeder Gedanke an Vorsicht war vergessen, während das drohende Unheil immer näher rückte.
    Als die ESPer das Erdgeschoss erreichten – Trask zuerst, er blieb stehen, um hinabzulangen, packte den Hellseher und zog ihn die letzten Stufen hinauf – und den bleichen Glanz der Sterne sahen, der durch die leeren Fenster und Türen des Palataki fiel, ging die erste Dynamitladung hoch, die sofort die zweite auslöste. Der gesamte Boden erbebte, als die Druckwelle der Zwillingsexplosion durch die Treppenschächte und Keller ins Erdgeschoss raste, während unten wie in einer Kettenreaktion alles in sich zusammenfiel.
    Im nächsten Augenblick schossen aus jedem Spalt und jeder Ritze Staub und Schutt empor, ganze Schwaden wogten in die im Erdgeschoss gelegenen Räume und quollen in die Nacht hinaus. Und während der

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