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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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langsam, aber sicher schaffte er es, hinab in den Keller zu gelangen, und obwohl sein Talent ihn beeinträchtigte – der Tatsache zum Trotz, dass die Atmosphäre so von Gedankensmog durchdrungen war, dass er glaubte, er müsse ersticken –, suchte er so lange umher, bis er die düstere Öffnung eines steinernen Treppenschachtes fand, die so von herabgestürzten Steinen und mit Spinnweben verhangenen Trümmern verstopft war, dass er es nicht wagte, weiterzugehen.
    Da vernahm er das Schluchzen ...
    Die Kellergeschosse des Palataki waren weitläufig, und anfangs vermochte der Lokalisierer den Ursprung des Geräusches nicht auszumachen – an sich schon ein merkwürdiger Umstand, immerhin war er ein Lokalisierer! Offensichtlich war der Gedankensmog hier so dicht, dass er seine Sonden ablenkte, in etwa so wie starke Magnetströme einen Kompass stören. Im Grunde war sein Talent hier nutzlos! Aber er brauchte kein Talent, um zu wissen, dass hier unten jemand (eine Frau? Liz Merrick womöglich?) in Schwierigkeiten steckte. Und als das Schluchzen lauter wurde, war der eigentliche Anlass, aus dem er hierhergekommen war, fürs Erste vergessen.
    Schließlich befand Liz sich in Vavaras Gewalt und Chung ging davon aus, dass die Unterwelt des Palataki Vavaras Domäne war, wo sie ihren abscheulichen Garten hegte. Wenn dies der Fall war … vielleicht wurde Liz dann hier unten gefangen gehalten?
    Mehrere Minuten lang verharrte Chung absolut reglos und lauschte atemlos dem Schluchzen – so jämmerliche, herzzerreißende Laute hatte er noch niemals gehört –, bis er es nicht länger ertragen konnte.
    Mittlerweile hatte er auch festgestellt, woher es kam: von der verschütteten Treppe. Doch als er sich der Öffnung des Schachtes näherte und den Strahl seiner Taschenlampe hinab auf die enge, anscheinend unpassierbare Stelle da unten richtete, trat er versehentlich auf ein morsches Stück Holz, das unter seinen Füßen knackte –
    – worauf das Schluchzen augenblicklich verstummte; ihm war klar, dass jemand den Atem anhielt!
    »Wer ist da?«, flüsterte er in die Finsternis hinab. »Bist du es, Liz? Bist du diejenige, die da weint?«
    Keine Antwort, doch Chung war, als höre er, wie jemand die Luft einzog.
    »Liz, ich bin‘s, David.« Er hob seine Stimme ein bisschen. »Kannst du dich bewegen? Hat Vavara dich da unten eingesperrt? Wenn du kannst, gib mir ein Zeichen! Irgendeine Bewegung vielleicht?«
    Schließlich antwortete ihm eine Stimme, sie stammte allerdings nicht von Liz: »Gehen Sie weg!« (Es klang beinahe wie ein kleines Mädchen am Rande der Hysterie.) »Ich weiß, wer Sie sind und was Sie mit mir tun werden, wenn ich hier rauskomme. Sie gehören zu Vavara oder zu diesem falschen Vater Maralini.«
    Tief unten in dem Loch nahm Chung eine Bewegung wahr. Er sah ein bleiches Frauengesicht und eine Hand, mit der sie ihre Augen vor dem hellen Schein der Taschenlampe schützte.
    »Keins von beidem«, erwiderte Chung. »Ich bin hier, um Vavara und … und diesen falschen Priester zu vernichten. Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Schwester Anna«, antwortete sie. Er hörte, wie Hände sich in den Schutt gruben und ihn beiseiteräumten. »Ich bin – ich war – Nonne, drüben im Kloster. Doch dann kam Vavara und später dieser böse Priester. Seitdem verstecke ich mich, damit sie mich nicht finden. Dieses Anwesen gehört Vavara, ja, aber sie kommt nie hierher.«
    »Aber … wie lange sind Sie denn schon hier?« Chung kniff die Augen zusammen, zog seine Waffe und spannte sie.
    »Viel zu lange. Aber so kann ich nicht mehr weiterleben – in dunklen Löchern unter der Erde und nur herauskommen, wenn es Tag ist. Also, auch wenn Sie nicht derjenige sind, der Sie sagen, ich gebe auf.« Das Schluchzen und Scharren wurde lauter.
    Einstmals weiße Hände erschienen über dem Rand; nun starrten sie vor Dreck und waren voller Kratzwunden, die sie sich an scharfkantigen Felsbrocken zugezogen hatte. Die Fingernägel waren abgebrochen. Chung schwenkte seine Lampe ein wenig zur Seite, als ein hübsches Gesicht, gleichfalls voller blutiger Schrammen, in Sicht kam.
    »Ich … ich stecke fest«, hauchte sie zwischen zwei Schluchzern. »Bitte, helfen Sie mir hier heraus!«
    »Zeigen Sie mir Ihr Gesicht«, sagte er, als der Gedankensmog mit einem Mal dichter wurde.
    »Aber Ihre Taschenlampe … sie blendet mich«, erwiderte sie, indem sie sich hinaufzog, bis sie auf der Oberkante der Treppe zu sitzen kam.
    »Ihr Gesicht«, zeigte Chung sich

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