ENTWEIHT
lass dir gesagt sein, dass ich darauf nicht eingehen werde! Du wolltest Zugang und du hast ihn. Du kannst jederzeit mit mir reden, wann immer du möchtest – obwohl du dich bislang stets immer dann dazu entschieden hast, wenn ich nicht mochte!«
Aber das ist doch kein Zugang, hielt Korath ihm entgegen. Mit dir reden zu können, bedeutet noch lange nicht vollständigen Zugang zu deinem Geist. Deine Abschirmung schließt mich aus und verbirgt mehr als drei Viertel von dem, was du denkst, vor mir. Mein ursprünglicher Vorschlag lautete, wenn ich mich recht entsinne, nun ja, dass ich sozusagen ein Teil von dir ...
»Ein Teil von mir?« Mit einem Mal war Jake auf der Hut. »Bist du wahnsinnig?«, schnitt er Korath das Wort ab. »Wärst du erst einmal drin, würde ich dich ja gar nicht mehr los! Das Ganze fällt mir ohnehin schon schwer genug!«
Ganz recht!, entgegnete Korath. Auch für mich ist es schwierig. Das Ganze fällt auch mir nicht gerade leicht. Aber begreifst du denn nicht, dass alles viel einfacher wäre, wenn wir aufrichtiger zusammenarbeiteten? Zu zweit wären wir wesentlich leistungsfähiger! Du mit allem, was du über deine Welt weißt – die mir völlig fremd ist – und ich mit meinem einzigartigen Wissen über Malinari, Vavara und Szwart ... und natürlich dem Schlüssel zum Möbiuskontinuum. Zwei Köpfe, die wie einer arbeiten, Jake, zum Nutzen beider! Was könnte einfacher oder, nun ja, passender sein?
Tief in Jakes Unterbewusstsein schrillten alle Alarmglocken. Selbst im Traum war ihm klar, dass dies ein Wortspiel und Korath überdies sehr gut darin war. Wären die Wamphyri und ihre Gefolgsleute Politiker, wären ihnen ihre politischen Gegner – allen sachlichen Diskussionen und berechtigten Argumenten zum Trotz – stets unterlegen. Sie würden von der schieren Macht ihrer Worte einfach hinweggefegt!
Also war Jake gezwungen, um sich ein bisschen Luft zu verschaffen, sich die Strategie seines Gegenüber zu eigen zu machen. »Hmmm!«, murmelte er – scheinbar so, als ließe er es sich durch den Kopf gehen.
Nun?, fragte Korath.
»Um es mit deinen Worten zu sagen«, erwiderte Jake, »kommen wir zum nächsten Punkt. Aber vorher müssen wir noch eines klären. Ich sagte niemals, dass ich dich als ›Teil‹ von mir – das heißt als Teil meines Geistes – akzeptieren würde, noch nicht einmal vorübergehend.«
Aber ...
»... Ehe wir von unserem Thema abkamen«, unterbrach Jake ihn erneut, »sprachen wir über unsere Ziele. Du wolltest wissen, was ich vorhabe?«
In der Tat, sagte Korath. Was hast du vor? Was möchtest du tun? Abgesehen von dem, was Ben Trask und seine Leute dir vorschreiben.
Abermals war Jake überrascht, diesmal nicht so sehr vom Geschick der toten Kreatur, was das Argumentieren und Wortspiele betraf, als vielmehr darüber, was Korath über Jakes Aktivitäten außerhalb des E-Dezernats andeutete. Und er fragte sich, wie oft Korath ihn wohl belauscht haben mochte. »Oh?«, machte Jake. »Du glaubst also, ich hätte noch andere Gründe, nicht wahr?«
Nicht unbedingt andere, nein. (Ein körperloses Kopfschütteln.) Aber warst nicht du derjenige, der behauptete, er würde ›das Möbiuskontinuum zu seinen Zwecken einsetzen‹? Zu deinen Zwecken – im Gegensatz zu denjenigen von Ben Trask, vielleicht laufen sie seinen Absichten gar zuwider? Oder habe ich dich vielleicht irgendwie, äh, missverstanden ...?
Und so erzählte Jake ihm von seinem persönlichen Rachefeldzug gegen Luigi Castellano und schloss mit den Worten: »Ich tötete drei von den Männern, die in jener Nacht dort waren; bleiben noch zwei übrig. Zum einen Castellano; er ist der Mistkerl, der die Drogen vertickt und das ... und das ... und das, was geschehen ist, angeordnet hat. Und außerdem noch ein Mann, der ...«
Der mit zu den Ausführenden gehörte, aye, sagte Korath. Und dann, wie um das Thema zu wechseln: Wusstest du eigentlich – und das ist äußerst merkwürdig, Jake – dass du, wenn du mit mir sprichst, während wir die einzelnen Punkte erörtern und uns dabei allmählich besser kennenlernen, dass du – wie soll ich sagen? – eine gewisse Wärme ausstrahlst? Denn deinen harten, oftmals verletzenden Worten und deiner rüden Ausdrucksweise zum Trotz kann ich deine Wärme spüren! Ich nehme an, es handelt sich um die Wärme des Lebens, die ich nur als junger Bursche auf der Sonnseite kannte, damals, bevor Malinari meine Familie tötete und mich auf die Sternseite verschleppte und zu einem seiner
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