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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seinen Träumen? Liz war selber noch nicht richtig wach und vermochte es nicht zu sagen. Aber sie spürte Jakes Furcht und seine Entschlossenheit, nicht zu unterliegen. Und sie spürte noch etwas – das Etwas, gegen das er kämpfte, wusste, dass sie da war!
    Überrascht und zornig wich es vor ihrer telepathischen Sonde zurück, die, wenn überhaupt, eigentlich doch nur Jake fühlen durfte. Im Grunde war es gar kein richtiger Kontakt, jedenfalls hatte Liz keine Verbindung zu diesem Etwas; es war eher eine Wahrnehmung und … schwer zu beschreiben. Allerdings war Liz, ohne zu wissen, weshalb, klar, dass das, was sie da spürte, auf keinen Fall menschlich sein konnte.
    Es war schleimig wie eine Schnecke, aber es hatte ein Bewusstsein. Wie ein Egel hatte es sich an Jake festgesaugt. Dann dämmerte Liz, dass sie gar nicht die Gedanken jenes Wesens las, sondern lediglich mitbekam, was Jake dachte – seine Furcht vor dem Wesen und die Tatsache, dass es von seiner Abschirmung ausgeschlossen wurde! Nein, die Gedanken jenes Wesens vermochte Liz nicht zu lesen, sie konnte sie lediglich spüren – ebenso wie es sie spürte – allerdings nicht mit ihren fünf herkömmlichen Sinnen und auch nicht mittels ihrer telepathischen Fähigkeiten. Aber sie war sicher, dass es sich um mehr als bloß einen Albtraum handelte. Albträume sind sehr persönliche Angelegenheiten; weder erkennen sie einen Außenstehenden noch reagieren sie auf ihn, und mit Sicherheit knurren sie ihn auch nicht an, sondern beschränken sich in der Regel auf ihre Opfer!
    Auf dem Flur befand sich ein Telefon. Als Liz, ein Laken um sich geschlungen, dort anlangte, bebte sie vor lauter Aufregung am ganzen Körper. Der diensthabende Beamte! Sie musste den diensthabenden Beamten anrufen.
    Doch, zur Hölle, die Nummer wollte ihr nicht einfallen! Außerdem war sie nur wenige Schritte von Jakes Tür entfernt, hinter der etwas Schreckliches geschah oder gleich geschehen würde. Und Liz war die Einzige, die es verhindern konnte.
    Als sie in jenem scheußlichen Loch in Xanadu Jake zu Hilfe gerufen hatte, war er ungeachtet der Gefahr sofort zu ihr geeilt. Sie dagegen stand einfach nur da und sah mit ihrem Laken aus wie ein Gespenst, zwar um ihn zitternd, aber unfähig, irgendetwas zu unternehmen, aus Angst, sich selbst, Ben Trask und das E-Dezernat zu verraten. Dabei bestand noch nicht einmal eine körperliche Gefahr, zumindest nicht für Liz, jedenfalls nicht dass sie wüsste. Lediglich Jake war gefährdet – oder vielmehr sein Geist.
    Also dann, zur Hölle mit dem E-Dezernat!
    Ihr Laken umklammernd tapste sie zu Jakes Tür und begann mit ihren kleinen Fäusten dagegenzuhämmern – bis sie auf den Gedanken kam, es mit dem Retina-Scanner zu probieren. Ihr winziges Stübchen hatte, bevor es durch eine Zwischenwand abgetrennt worden war, zum rückwärtigen Teil von Jakes Zimmer gehört. Wenn die Scanner noch miteinander verbunden waren, bestand die Möglichkeit, dass Jakes Scanner auch das Muster von Liz’ Hornhaut erkannte.
    Indem sie den Kopf in den Nacken legte, blickte sie hinauf in die Linse und zwang sich, ruhig stehen zu bleiben. Ein schwaches Leuchten glomm auf, ihr Auge wurde gescannt und »erkannt«. Mit einem Klicken öffnete sich die Tür. Liz trat auf ihr Laken, um ein Haar wäre sie hingefallen, und stolperte auf Jakes Bett zu.
    Während sich die Tür hinter ihr schloss, stürzte Liz sich der Länge nach auf Jake, packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn mit all ihrer Kraft.
    »Jake!« Sie schlug ihm ins Gesicht. »Jake, wach’ auf!«
    Er hatte sich die Decke um Rumpf und Beine geschlungen, nur seine Arme und Hände waren frei, und prompt hielt er sie fest, indem er erschrocken die Augen aufschlug. »Korath!«, sagte er. »Korath!« Es war dunkel. Liz spürte, wie er mit der einen Hand unerbittlich ihr Haar packte, während die andere sie losließ und sich zur Faust ballte.
    Es gelang ihr, eine Hand zu heben und über dem Kopfende nach der Kordel der Lampe zu tasten. Sie fand sie, zog daran, und mit einem Mal war das Bett in Licht getaucht – gerade noch rechtzeitig.
    Jakes Gesicht war vor Wut verzerrt. Die Zähne gebleckt, die Muskeln an seinem Arm zum Zerreißen gespannt, war er bereit, ihr die Faust ins Gesicht zu stoßen. Und einen Augenblick lang befürchtete sie, er werde es tatsächlich tun!
    Doch er war bereits wach.
    »Liz?« Zunächst bebte Jakes Stimme, war nichts als ein atemloses Luftholen, das dann jedoch zu einem erleichterten Seufzen

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