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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gefolgsleute machte. Das ist so lange her, dass ich es schon beinahe vergessen hatte. Aber du ... du rufst Erinnerungen an früher in mir wach.
    Jake war einen Augenblick lang selbst von alten Erinnerungen überwältigt gewesen, doch nun schob er sie beiseite. »Kommst du mir jetzt auf die weiche Tour?«, knurrte er. »Das glaube ich nicht. Also was soll das? Hast du dir wieder etwas ausgedacht, damit ich begreife, wie schlimm das Leben und der Untod mit dir umgesprungen sind?«
    Oh, nein, entgegnete Korath, seine Totenstimme so tief wie das Nördliche Eismeer und ebenso bitterkalt. Ich bin schließlich, was ich bin, und was ich getan habe, habe ich getan. Und die Wahrheit ist, ich bedaure gar nichts! Nun ja, außer der Tatsache, dass es so schlecht für mich enden musste und dass mich – während das Wasser einer Senkgrube meine Knochen umspült und Malinari unbeschwert sein Leben genießt, derweil wir hier miteinander streiten – dass mich nie jemand rächen wird! Aber ... du hast mich nicht ausreden lassen.
    »Dann sprich weiter«, sagte Jake.
    Ich war dabei, zu sagen, dass du, wenn wir uns über normale oder soll ich sagen ›triviale‹ Dinge unterhalten, eine gewisse Wärme ausstrahlst und ich deine Menschlichkeit spüren kann. Aber wenn du von diesen Feinden redest, die du so sehr hasst, dann ist dein Inneres eiskalt. Ebenso kalt wie ich in meiner Senkgrube. Und das ist keine körperliche Angelegenheit, sondern hat etwas mit der Seele zu tun.
    »Du weißt also über Seelen Bescheid, was?« Irgendwie zweifelte Jake daran.
    Ich weiß, entgegnete Korath, dass Malinari das Hirn mir, was immer mich zum Menschen machte, raubte. Und ich weiß auch, dass er mir, als das Einzige, was mir noch blieb, der Untod war, auch diesen nahm und mir den wahren Tod dafür gab. Darum habe ich mit ihm eine mindestens ebenso große, wenn nicht größere Rechnung zu begleichen als du mit Luigi Castellano.
    »Nun gut«, meinte Jake. »Wie es aussieht, haben wir unsere Ziele abgesteckt.«
    Meines stand von Anfang an fest, sagte Korath. Ich sagte dir doch, dass mein einziges Ziel darin besteht, es Malinari heimzuzahlen! Stell dir vor, welch eine Ironie: dass ich noch aus der tiefsten Finsternis heraus, aus dem nassen Grab, in das er mich sandte, zurückzuschlagen vermag!
    »Allerdings nur durch mich«, sagte Jake.
    Durch dich, Ben Trask und das E-Dezernat, aye.
    »Dann hast du also nicht nur mich rekrutiert, sondern auch das E-Dezernat!« Jakes Stimme klang vorwurfsvoll, doch schwang keinerlei Energie darin mit. Er war des Ganzen müde, müde vom Reden und Zuhören, geistig und körperlich erschöpft.
    Nur dass sie keine Ahnung davon haben, ›lachte‹ Korath auf seine grässliche Weise in sich hinein. Und sie werden es auch nie erfahren, denn wenn Malinari erst einmal bezahlt hat – und deine Feinde natürlich ebenfalls – werde ich von dir verschwinden. Aber ich vertraue darauf, dass du dein Wort hältst und mich und meine armen, glatt geschliffenen Knochen hin und wieder besuchst. Eh?
    Der Gedanke war verführerisch. Doch das galt für alles, was mit Korath zu tun hatte. Seine dunkle Totenstimme, seine beinahe hypnotische Ausdrucksweise, allein seine Gegenwart. Mit einem Mal empfand Jake die Verlockung, die von dem toten Wesen ausging, die Kraft seiner Aura – und seine Überzeugungskraft. Hatte er ohne Korath denn überhaupt eine Chance, Luigi Castellano und dessen Spießgesellen einer, wenn auch noch so harten Gerechtigkeit zuzuführen? Und ohne Jake, was blieb Korath dann noch außer einer Ewigkeit voller Einsamkeit – oder wie lange mochte es währen, bis er einfach dahinschwand?
    Was sagst du dazu, Jake?, fragte Korath. Bist du einverstanden? Haben wir einen Deal?
    »Was soll das heißen?«, wollte Jake wissen. Die Frage rutschte ihm einfach über die Lippen (sie kam direkt aus seinem Geist), fast wie von selbst, während ihn eine eigentümliche Lethargie ergriff.
    Es ist gar nicht so schwer, glaube ich, erwiderte Korath, seine Stimme nur noch ein Flüstern, ein leises Zischen, so als strichen Spinnweben über Jakes schlafendes Bewusstsein. Eine schlichte Willensfrage, könnte man meinen – aus eigenem, freiem Willen sozusagen. Ich erinnere mich noch daran, wie mein früherer Gebieter, Malinari, mir einst sagte: »Der Geist ist wie eine Stätte mit unzähligen Räumen. Die Gedanken wandern wie Geister darin umher. Und ich habe die Macht hineinzugreifen und diese Geister zu exorzieren. Ihr ganzes Leben liegt offen vor mir,

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