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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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zu tun, als vielmehr damit, dass ich genug damit zu tun hatte, meine eigenen verschrobenen „Gaben“ zu vertuschen und deswegen wohl kaum noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte, indem ich Davids außergewöhnliche Fähigkeiten preisgab. Aber das brauchte er ja nicht zu wissen. „Na, toll. Und da erwartest du, dass ich das Gute in dir sehe?“
    Er lachte. „Das wäre vielleicht ein zu großer Schritt. Aber du könntest zumindest aufhören, mir unlautere Absichten zu unterstellen.“
    „Darüber muss ich nachdenken“. Ich stand auf. Es war Zeit zu gehen. Ich nahm meine Tasche.
    David musterte mich einen Moment nachdenklich, dann nickte er. „Ich fahre dich nac h Hause.“ Er bewegte sich zur Tür.
    „Nein“, rief ich vielleicht ein bisschen zu vehement aus, aber ich wollte jetzt nur noch allein sein. Weg von David. Er drehte sich um und sah mich fragend an. „Ich muss noch mein Fahrrad holen“, stammelte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. „Gut, dann fah re ich dich zu deinem Fahrrad.“
    Ich schüttelte erneut heftig mit dem Kopf. „Ich komme allein klar.“
    Er zögerte einen Moment, dann gab er nach. „Na, gut. Aber p ass auf dich auf, ja?“ Diese Fürsorge, die er immer wieder so unerwartet an den Tag legte, verwirrte mich.
    Was war er nur für ein Mensch? Er hatte so viele Facetten, dass ich ihn immer noch nicht einschätzen konnte. Ich nickte nur und ging ihm dann hinterher durch einen breiten Flur zu einer ausladenden Wohnungstür. Die Wohnung musste riesig sein. Alleine von die sem Gang gingen acht Türen ab. David öffnete die massive Eingangstür.
    „Wenn du raus kommst , läufst du links die Straße entlang. An der Ecke kommt eine Metrostation.“
    „Okay.“ Unschlüssig stand ich vor ihm und wusste nicht, wie ich mich verabschieden sollte. „Danke und bis bald“ war wohl mehr als unpassend, also ging ich schließlich einfach an ihm vorbei und war schon auf der ersten Treppenstufe nach unten, als er mich mit meinem Namen zurückrief. Ich drehte mich um und sah ihn unsicher an.
    Er stand erhaben im Türrahmen und blickte mir fest in die Augen. Seine Augen hatten einen seltsamen Schimmer. „Ich werde mich nicht von dir fernhalten. Aber ich werde mich aus deinen Gedanken heraushalten.“ Es klang wie ein Versprechen.
    Verblüfft starrte ich ihn an und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. In mir entstand weder Wut noch sonst irgendeine Emotion auf diese bestimmenden Worte. Ich nahm sie einfach nur zur Kenntnis. Und dann überfielen mich schlagartig eine Vielzahl unterschiedlicher Gefühle, als würden plötzlich alle Ereignisse des Tages in einer einzigen Erinnerung über mich hinwegschwappen. Und es wurde mir alles zu viel.
    Bevor er mir ansehen konnte, was in mir vorging oder ich mit einer undurchdachten Bemerkung herausplatzte, machte ich kehrt und stürzte die Treppe hinunter. Halb fürchtete ich, er würde mir folgen, doch er schien ausnahmsweise meinen Wunsch nach Privatsphäre zu respektieren, denn hinter mir blieb alles still.
    Vor der Haustüre atmete ich erst einmal tief ein und dann machte ich mich schnellen Schrittes auf zur Metrostation. Und fuhr dann doch direkt nach Hause. Ich hatte absolut kein Bedürfnis nochmals dem seltsamen Besitzer des Trödelgeschäftes zu begegnen. Alleine die vage Vermutung, er wäre wie David und könnte meine Gedanken lesen, machte mich ganz zittrig. Ich wollte nicht darüber nachdenken, dass es von Davids Sorte vielleicht mehrere gab und ich außerdem in der unfreiwilligen Lage war, sie daran zu hindern, mühelos in meine Gedanken einzudringen. Mir schrillte die unheimliche, eindringlich gestellte Frage des alten Mannes, wer ich sei noch allzu deutlich in den Ohren. Als würde er etwas hinter meiner Fassade vermuten, was mindestens genauso unheimlich war, wie seine Gabe, die Gedanken anderer Menschen lesen zu können.
    Mein Fahrrad würde ich am nächsten Tag abholen. Jetzt sehnte ich mich nur noch nach meiner einsamen, kleinen Mönchszelle.
    Obwohl noch früher Nachmittag war, fühlte ich mich total erschöpft und deswegen sank ich, kaum zu Hause angekommen , auch sofort auf meine Matratze und schlief tatsächlich vor Erschöpfung augenblicklich ein.
    Erst am nächsten Morgen fiel mir auf, dass mein Mobiltelefon immer noch in Davids Händen war. Ich überlegte gerade, wie ich es zurückholen konnte, ohne erneut ein tête à tête mit ihm heraufzubeschwören, als Marianne mir ungewollt zur Hilfe kam.
    „Wir haben heute wieder

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