Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
die dort ausgestellten Werke in gebührender Umgebung bestaunen konnte. Hier im Inneren war es zu vollgepackt und die vielen ausgestellten Skizzen von geplanten oder fertig gestellten Werken interessierten mich nicht allzu sehr. Den anderen schien es ähnlich zu gehen, denn wir wanderten relativ schnell durch die Räume und standen kaum eine dreiviertel Stunde später vor dem Café des Museums.
Während das für Marianne und ihre Clique anscheinend der Höhepunkt der Museumstour darstellte, wollte ich diese n geselligen Akt eigentlich auslassen. Ich warf David einen auffordernden Blick zu, der ihm signalisieren sollte, dass ich nun mein Telefon wollte, doch er schenkte mir nur einen süffisanten Gesichtsausdruck und folgte den anderen in das Café. Na, klar. Die Retourkutsche für mein freches Verhalten vorhin.
Missmutig stellte ich mich hinter ihm in die Reihe der Selbstbedienungstheke. Ich ließ mir nur einen Kaffee raus, doch als wir an der Kuchentheke vorbeikamen stellte mir David kommentarlos ein Stück Schokokuchen aufs Tablett.
„Hey!“ Ich wollte den Kuchen zurückstellen, doch David warf mir einen warnenden Blick zu.
„Du wirst das essen. Du musst mehr Kalorien zu dir nehmen.“
Ich war so verblüfft, dass ich nichts erwiderte und außerdem wollte ich nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf uns lenken. Marianne sah bereits komisch zu mir her über. Also ließ ich den Kuchen auf meinem Tablett stehen und setzte ein gleichgültiges Gesicht auf.
Als David dann allerdings schon wieder wie selbstverständlich an der Kasse meine Rechnung bezahlte, platzte mir der Kragen. „Hör auf damit“, zischte ich ihn wütend an. Doch er ignorierte mich einfach, indem er mir seinen breiten Rücken zuwandte und zu den anderen lief, die bereits an einem Tisch saßen.
Ich warf ihm in Gedanken ein übles Schimpfwort nach und hoffte ausnahmsweise, er könnte es vernehmen, doch er ließ sich keine Regung anmerken. Er setzte sich mit unbedarfter Miene neben Brigitte und fing eine unverfängliche Unterhaltung mit ihr an. Ich setzte mich neben Marianne, die etwas griesgrämig dreinschaute, und stocherte lustlos in meinem Schokoladenkuchen herum. Ich hatte keinen Hunger.
„Was hast du?“, fragte ich meine Schwester nach einer Weile leise, weil sie sich nicht an der Unterhaltung der anderen beteiligte sondern nur missmutig dreinschaute.
Sie warf mir einen düsteren Blick zu. „David scheint im mer noch sauer auf mich zu sein wegen deiner Geschichte mit Battinant“, flüsterte sie ärgerlich.
„Wie kommst du denn darauf?“ , fragte ich verständnislos. Ich wusste ja, dass David deswegen nicht mehr sauer war. Schon gar nicht auf sie.
Marianne warf David einen halb beleidigten, halb sehnsüchtigen Blick zu. „Er hat mich relativ kühl begrüßt und sich heute noch kein einziges Mal mit mir unterhalten. Er meidet mich, weil er mich wegen dieser Geschichte verurteilt.“
Ich seufzte innerlich auf. Sie war also immer noch in David verschossen und schien tatsächlich noch an der abstrusen Idee festzuhalten, dass sein Interesse an mir eigentlich ihr gegolten hatte. Ich konnte sie in dem Glauben lassen und hoffen, sie würde mit der Zeit ihre Vernarrtheit in ihn überwinden, aber mir missfiel der Gedanke, dass sie sich wegen meinem Verhalten Vorwürfe machte und mich vor allem irgendwie als Mittlerin in dem Ganzen sah. Also sah ich sie beschwichtigend an. „Nein, das glaube ich nicht. Er hatte nur bisher noch keine Gelegenheit mit dir zu reden. Wenn, dann ist er sauer auf mich, aber doch nicht auf dich.“
Wer hätte gedacht, dass ich mal David verteidigen würde? Ich hätte darüber lachen können, wenn ich nicht so wütend auf ihn gewesen wäre. Er benahm sich wieder ganz der überhebliche Großkotz. Hielt mein Mobiltelefon als Faustpfand in Gefangenschaft, führte sich mir gegenüber auf wie ein Vater, der ein Kleinkind betreute, und jetzt verletzte er mit seinem kühlen Verhalten auch noch Marianne.
Obwohl dieser Sachverhalt wohl tatsächlich mir zuzuschreiben war, immerhin hatte ich ihn dazu aufgefordert, sich von Marianne fern zu halten. Allerdings hatte David bisher nie getan, was ich von ihm verlangt hatte, also wer wusste schon, was er mit diesem Verhalten tatsächlich bezweckte. Ich hatte diesen Kerl so satt. Ich sah ihn wütend an.
Auch er schien ein inneres Radar zu besitzen, das sich meldete, wenn ihn jemand anblickte, denn er sah sofort zu mir herüber. Und runzelte angesichts meines wütenden Gesichts
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