Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
vermutete zunächst dieses Gefühl hing mit diesem finsteren Typen zusammen, weil ich es immer dann hatte, kurz bevor er mir begegnet ist. Doch dann, vor ein paar Tagen, hatte ich dieses Gefühl auf dem Weg zur Cafeteria und dort standest du und wirktest, als würdest du jemanden suchen.“ Ich wusste instinktiv, dass es besser war, es für mich zu behalten, dass ich seine Absicht, meine Gedanken zu lesen, anscheinend schon aus weiter Entfernung spüren konnte.
„Hmm. Kann ich mir nicht erklären“, sagte er nach einer Weile rätselhaft und wieder musterte er mich so seltsam, als suche er etwas in meinem Blick.
„ Aber du hast mich gesucht?“
Wieder sagte er eine Weile lang nichts, musterte mich nur nachdenklich. „Ich habe dich gesucht, ja .“ Es war, als schlichen wir beide wie Katzen um einen Milchtopf herum. Wir schienen beide zu spüren, dass der andere etwas verbarg, versuchten aber, es uns nicht anmerken zu lassen.
„Warum hast du mir in der Uni aufgelauert?“
David seufzte auf. „Ich habe dir nicht aufgelauert, Josephine, ich wollte dich sprechen. Wie du selbst gesehen hast, stand ich gut sichtbar in der Cafeteria. Wollte ich dir auflauern, hätte ich es wie dieser Typ gemacht und wäre dir nachts im Dunkeln begegnet.“ Da ich ihm einen entsetzten Blick zuwarf, fuhr er beschwichtigend fort. „Ich wollte mit dir reden, und da du mir so heftig misstraust, wollte ich dir auf neutralem Boden begegnen. In einer Umgebung, die dir vertraut ist und wo du dich wohl fühlst und vor allem, wo eine Menge Leute um uns herum sind, damit .. naja“, David gab ein raues Lachen von sich, „… damit du dich eben nicht bedroht oder belauert fühlst.“ Er warf mir ein ironisches Lächeln zu.
Ich runzelte die Stirn. „Du wolltest mit mir reden?“ Irgendwie konnte ich das nicht so richtig glauben. Es klang zu harmlos.
„Ja, ich wollte mit dir reden“, wiederholte David geduldig. „Ich hatte eigentlich gehofft, du würdest mich anrufen, nach den Geschehnissen. Aber das hast du nicht getan und ich wollte mich vergewissern, dass es dir gut geht.“
„Das ergibt keinen Sinn“, sprach ich mein Misstrauen offen aus. „Da du wusstest, dass ich dir misstraue, wieso solltest du dann hoffen, dass ich dich anrufe?“
Über Davids Gesicht zog ein anerkennendes Lächeln. „Scharfsinnig, wie immer. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass mein Charme bei dir nicht wirkt.“ Seine Augen blitzen belustigt auf, doch sein Blick wirkte weich, als er mich eingehend musterte.
Mir wurde unwohl bei diesem Blick. „Richtig, tut er nicht“, erwiderte ich so gleichgültig wie möglich. „Also, was wolltest du wirklich von mir?“
Davids Lächeln vertiefte sich. „Herausfinden, warum du so anders bist und warum du meinem Charme gegenüber immun bist.“
„Bin ich damit denn wirklich die Einzige?“ David musste über den ungläubigen Ton in meiner Stimme lachen und machte anstelle einer Antwort nur eine entschuldigende, zustimmende Geste.
Ich schüttelte indigniert den Kopf. „Kein Wunder, dass du so überheblich bist.“
„Überheblich? Wirklich? So wir ke ich auf dich?“
„Ja, überheblich. Und angesichts der Tatsache, dass kein Mensch vor dir irgendetwas verbergen kann, ist das sogar verständlich. Die Welt muss dich langweilen.“
David nickte und versah mich wieder mit diesem geheimnisvollen Lächeln. „Deswegen bin ich ja so fasziniert von dir. Weil du mir endlich mal wieder ein Rätsel aufgibst.“
„Na, toll. Dabei will ich gar kein Rätsel aufgeben. Ich wünsche mir nichts mehr als ein normales Leben führen zu können und dabei meine Ruhe zu haben.“ Ich merkte selber, dass ich weinerlich klang.
„Dein Leben wirkt sehr einsam.“
„Das liegt daran, dass ich nirgendwo reinzupassen scheine. Diese anscheinend einmaligen seltsamen Gefühle in Bezug auf dich unterstützen diese Theorie.“
„Für mich macht dich das zu einem außergewöhnlichen Menschen“, gab David sanft von sich und es klang wie ein Kompliment.
„Was eine Umschreib ung für einen Außenseiter ist.“
David zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Was für einen Reiz hat es, der breiten Masse anzugehören?“
Darauf wusste ich nichts zu antworten, denn in diesem Dilemma steckte ich ja ständig. Zum einen wollte ich irgendwo dazugehören, doch dann nervten mich die damit verbundenen Konventionen und Spielregeln. Was schließlich zu der Situation führte, in der ich feststeckte. Ich sah mir das Spiel des Lebens vom
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