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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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zu fassen. Um dieser seltsamen Stimmung zu entkommen, konzentrierte ich mich wieder auf die Sachlage. „Eins verstehe ich noch nicht. Wenn deine Theorie mit dem Verlust der Sinne bei fehlender Nahrungsaufnahme stimmt, wieso sucht ihr dann immer noch nach dem Mischwesen, wenn ihr wisst, dass die … Mutter des Wesens längst tot ist, das Wesen also eigentlich alleine gar nicht überleben kann? Das macht doch keinen Sinn?“
    „Hmm, wenn es so einfach wäre. Wir wussten ja nicht hundertprozentig, ob der Mutter nicht jemand zur Hilfe kam. Ob sie das Kind an jemand abgegeben hat, der ihm hilft zu überleben. Oder ob es gar jemand von den Dunklen in die Hände bekommen hat und aufzieht. Keiner wusste beziehungsweise weiß etwas Genaues. Das macht den Rat ja so nervös. Wir sind praktisch in ständiger Habachtstellung, was nicht gerade angenehm ist.“
    Ich dachte an meine Eltern. Meine distanzierten, sehr gläubigen Eltern, die mich wenig herzlich und sehr streng großgezogen hatten. Ich war mir stets etwas ungeliebt vorgekommen, aber da Marianne derselben Gefühllosigkeit unterworfen gewesen war, dachte ich mir nicht allzu viel dabei. „Ich hatte niemanden“, sagte ich mehr zu mir selbst, weil ich das alles nicht nachvollziehen konnte.
    David nickte. „Das ist sehr verwirrend und nicht gerade beruhigend für mein Volk, aber letztendlich kann auch das dich schützen, weil niemand mit diesem Fall rechnet.“
    Unsicher musterte ich David, mich erneut fragend, warum er mir helfen wollte. Er hinterging damit doch sein Volk? Warum tat er das? Irgendeinen Hintergedanken musste er doch dabei haben? Der Unterhaltungswert alleine war ihm ein Zerwürfnis mit seinem Volk bestimmt nicht Wert.
    Darüber musste ich nachdenken. In Ruhe. „Ich glaube, ich lege mich noch mal ins Bett, wenn du nichts dagegen hast. Ich bin total erschöpft.“ Ohne auf seine Antwort zu warten, stand ich auf.
    David stand ebenfalls auf. „Ja. Ruh dich aus.“ Ohne mich anzusehen stellte er die beiden Teetassen, die wir beide nicht angerührt hatten, zurück auf das Tablett und machte sich daran, den Raum zu verlassen. Mich völlig ignorierend. Er wirkte abwesend. Und abweisend. Er ging einfach aus dem Raum, ließ die Türe offen und ließ mich alleine zurück.
    Ich fragte mich kurz irritiert, ob das vielleicht der Moment war, an dem ich schnurstracks die Wohnung verlassen sollte, um das alles hinter mir zu lassen. Aber die Angst vor dem, was mich draußen erwartete, hielt mich zurück.
    Ich war noch nicht bereit, der Realität draußen zu begegnen. Also zog ich mich zurück in das Gästezimmer. Ich schloss wieder sorgfältig die Zimmertüre ab und legte mich so wie ich war, komplett angezogen, ins Bett. Nur die Schuhe streifte ich ab. Obwohl ich eigentlich über David und seine möglichen Beweggründe nachdenken wollte, übermannte mich erneut die Erschöpfung und ich fiel in einen ungewohnt tiefen Schlaf.
    Aus dem ich erwachte , weil mein Mobiltelefon klingelte. Noch halb verschlafen wühlte ich in meiner Tasche, die neben dem Bett lag, nach dem nervigen, klingelnden Etwas und hielt es, ohne auf den Anrufer zu blicken, noch im Halbdusel ans Ohr. „Hallo?“
    „Wo bist du?“, herrschte mir Mariannes aufgeregte , äußerst wache Stimme entgegen.
    Erschrocken fuhr ich in die Senkrechte und sah mich um, um sicherzustellen, dass ich noch in Davids Zimmer war und nicht irgendwo in einem Keller verlies gefangen. Davon hatte ich nämlich eben geträumt.
    „Ähh“, überrumpelt suchte ich verzweifelt nach einer plausiblen Antwort. „Wie spät ist es denn?“, fragte ich, um Zeit zu gewinnen. Ich stellte nur fest, dass es hell war, also musste es nach sieben Uhr morgens sein.
    „Halb zwölf“, kam die ernüchternde Antwort.
    „Was?“, entfuhr es mir überrascht. „Das kann nicht sein, so lange habe ich noch nie geschlafen.“ Ich wühlte meine Beine aus der völlig verhedderten Bettdecke.
    „Du hast noch geschlafen?“ Mariannes Stimme klang ungläubig.
    „Ja“, erwiderte ich zögerlich und sah an mir herunter. Mein Shirt war total zerknautscht und mein Zopf im Nacken hatte sich halb aufgelöst. Ich fühlte mich genauso derangiert.
    „Wo bist du denn?“
    „Ähm?“ Verdammt, was sollte ich nun bloß sagen?
    „Sag bloß, du bist bei einem Kerl?“ Nun klang Mariannes Stimme mehr als ungläubig, aber auch einen Tick neugierig.
    „Nun, naja. Hmm“, stotterte ich herum, weil ich mich nicht entscheiden konnte, wie ich darauf reagieren

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