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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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entfuhr es mir verstehend. David nickte nur. „Aber wenn ich die Anwesenheit eines anderen immer noch spüren kann, wie kann ich dann sicher sein, dass mein Schutzwall mich verbirgt?“
    „Du spürst den Unterschied“, gab David nur lapidar zurück. Ich musterte ihn erneut skeptisch. „Lass es uns ausprobieren, dann erlebst du es. Das ist besser als jede Erklärung.“
    Meine Augenbrauen schnellten nach oben. Und wie auf Kommando erklang meine innere Stimme, die mich zur Vorsicht aufrief. Doch David schien mit dieser Reaktion gerechnet zu haben. Er sah mich ruhig und gelassen an und wartete .
    Ich wand mich sichtlich unter seinem Blick. Es war klar, dass ich ihm immer noch nicht traute. Allerdings hatte ich zugestimmt, mir von ihm helfen zu lassen , und ich schätzte, ganz ohne Zugeständnisse meinerseits konnte er mir wohl kaum beibringen, wie ich meine mentalen Kräfte aktivieren konnte oder was auch immer ich anstellen musste, um mich vor all diesen seltsamen Wesen zu schützen.
    „Na gut“, lenkte ich schließlich ein. „Probieren wir es aus.“ Ich hatte eh so gut wie keine Geheimnisse mehr vor David, also was sollte es. David schenkte mir ein vertrauensvolles Lächeln.
    „Entspann dich. Es ist einfacher, als du denkst. Am Besten schließt du die Augen und konzentrierst dich auf deine Gedanken. Lass uns ein unverfängliches Thema nehmen, zum Beispiel dein Studium. Denk an dein Lieblingsfach, an die letzte Vorlesung und dann stell dir parallel dazu diesen Raum in deinem Kopf vor, den ich dir vorhin skizziert habe. Den Vorraum zu deinen Gedanken.“
    Ich tat wie mir geheißen, schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Gedanken und stellte mir vor meinem geistigen Auge einen kleinen Raum vor. Erstaunlicherweise gelang mir das problemlos und ich konnte mich sogar in dem Raum umsehen. Er war schlicht mit weiß getünchten Wänden. Völlig schmucklos. Ich war so in das Betrachten meines Raumes vertieft, dass ich zusammenzuckte, als plötzlich Davids „Stimme“ erschallte. Er rief meinen Namen. In Gedanken. Es war seltsam, zumal ich erkannte, dass er es war, weil seine „Stimme“ seltsam charakteristisch klang, ohne dass ich das näher erklären könnte. Es war einfach so. Gleichzeitig mit seinem Ruf vernahm ich das wohlbekannte Gefühl, beobachtet zu werden.
    „Lässt du mich eintreten?“
    Ich wusste nicht genau, wie ich antworten sollte und sendete einfach in Gedanken ein „Ja“ zurück, in der Hoffnung, dass es bei ihm ankam. Seine Antwort kam in Form des charakteristischen Drucks in meinem Kopf, den ich in Davids Anwesenheit schon so oft gespürt hatte. Unvermittelt stellte ich dem sofort meinen Schutzwall entgegen. Es war eine automatische Reaktion und der Druck ließ auch sofort nach, nicht allerdings das Gefühl, beobachtet zu werden.
    „Zieh deinen Schutzwall zurück“, verlangte David per Gedanken.
    Ich runzelte unwillig die Stirn, hielt die Augen aber geschlossen. Ich wusste nicht, wie ich das tun sollte , und gleichzeitig hatte ich Angst, David damit Tür und Tor zu meinen intimsten Gedanken zu öffnen, was mir unangenehm war. Doch schließlich war meine Neugier größer.
    I ch zog meinen Schutzwall in meiner Vorstellung Stück für Stück zurück, bis er hinter dem Raum lag, den ich eben erschaffen hatte. Der Druck nahm wieder zu und ich spürte förmlich, wie die Tür zu meinem Raum aufging und jemand hinein trat. Ich konnte das nicht bildlich sehen, aber ich konnte die Anwesenheit eines anderen in meinem Kopf ganz deutlich wahrnehmen. David war in meinem Raum.
    „Hallo Josephine. Danke, dass du mir Eintritt gewährst in den Vorraum deiner Gedanken. Fühlst du den Unterschied meiner Anwesenheit?“
    „Ja“, schickte ich automatisch die Antwort in Form eines Gedankens und war überrascht und fasziniert zugleich darüber, wie einfach das war.
    „Erzähl mir etwas von einer deiner letzten Vorlesung en. Ihr besprecht gerade Shakespeares Werke, richtig?“
    Ich war kurz irritiert angesichts dieser sachlichen Frage, die so völlig unspektakulär durch meinen Kopf hallte. Doch ich wollte wissen, wie es war, sich so zu unterhalten, also ging ich auf seinen Themenvorschlag ein. „Ja. Wir sollen seine Werke untersuchen in Hinblick auf sein komödiantisches Talent.“
    „ Er war ein Meister der Beobachtung und erkannte die Wahrheit hinter der menschlichen Farce der Rationalität. Ein Zitat von ihm lautet: „An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu.“ Ein

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