Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
weiser Mann.“
„Das ist faszinierend.“
„Was? Shakespeares fortschrittliches Denken oder deine Fähigkeit dich in Gedanken mitzuteilen?“ Seltsamerweise konnte ich selbst das Lächeln in Davids Gedanken wahrnehmen, was mich total verblüffte und irritierte und deswegen einen Gedanken erzeugte, der mir quasi „rausrutschte“.
„Macht er sich über mich lustig?“ Im selben Moment, wie ich den Gedanken gedacht hatte, wurde mir bewusst, dass David ihn vernehmen konnte und sofort verschloss ich mich. Der Raum verschwand. Ich spürte, dass mein Schutzwall sich über meinen ganzen Kopf zog und ich öffnete erschrocken die Augen.
David saß immer noch genauso locker und lässig wie vorher auf dem Sessel und sah mich gelassen mit einem feinen Lächeln an. „Jetzt hast du mich aber unfein rausgeschmissen“, sagte er laut. „Und nein, ich habe mich nicht über dich lustig gemacht.“
Ich sah ihn verwirrt an, lauschte dann in mein Inneres, um zu überprüfen, ob David wirklich aus meinen Gedanken draußen war, doch da war kein Gefühl des Drucks, kein Gefühl des Beobachtetwerdens. Ich war in mir alleine, ich spürte es. Jetzt, wo David mir gezeigt hatte, wie diese Gedankenkommunikation funktionierte, spürte ich den Unterschied deutlich. „Wow“, entfuhr es mir beeindruckt und irritiert zugleich.
„Damit wäre eindeutig bewiesen, dass du zur Hälfte eine Vertreterin meines Volkes bist“, verkündete David feierlich.
„Hast du etwa doch noch daran gezweifelt?“, fragte ich ihn verwundert.
David schüttelte leicht den Kopf. „Eigentlich nicht, aber jetzt bin ich mir ganz sicher.“
Misstrauisch musterte ich ihn. „Und ändert das etwas an deiner Entscheidung?“
„Nein“, kam die Antwort sofort unerschütterlich und bestimmt.
Stirnrunzelnd blickte ich ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Eine Weile herrschte Stille zwischen uns. Das war alles so surreal, dass ich mir schwer tat zu glauben, was ich eben erlebte. „Was bedeutet das nun für mich?“, fragte ich schließlich.
„Es bedeutet, dass du alle Gaben der Hellen in dir hast. Du spürst, wenn jemand in deine Gedanken eindringen möchte, du kannst Gedankenbefehle erteilen und du kannst dich in Gedanken mit unsereins unterhalten, besitzt aber auch die Fähigkeit deine Gedankenwelt komplett abzuschotten , das hast du eben bewiesen. Und diese Fähigkeit ist die Wichtigste. Die wirst du nutzen müssen, wenn du dich vor unsereins schützen möchtest.“
„Aber merken sie so nicht sofort, dass ich anders als … normale Menschen bin?“
„Ja, das schon. Aber dadurch, dass dir die typische Ausstrahlung eines Hellen fehlt, können sie, solange du nicht mit ihnen auf Gedankenebene kommunizierst, es sich nicht erklären und werden dich als einen dieser esoterischen Menschen abtun, die eine angeborene Schutzfunktion vor Fremdenergien haben.“ Er warf mir einen seltsamen Blick zu und fuhr dann fort. „Du kannst diesen Eindruck verstärken, indem du dich ein wenig mit Esoterik beschäftigst und dir ein Basiswissen dazu aneignest, so dass du tatsächlich als Esoterikanhängerin durchgehst.“
Ich warf ihm einen wenig begeisterten Blick zu. „Du meinst, ich sollte , falls mich einer fragt, etwas von Engelswesen erzählen, die ich sehen kann, und einen in dieser Szene typischen Schmuckanhänger tragen? Zum Beispiel ein paar Engelsflügel oder dieses arabische Zeichen gegen den bösen Blick?“
David schmunzelte. „Könnte nicht schaden, ja. Es gibt da auch diese hübschen Batikklamotten. Die würden dir bestimmt gut stehen.“
„Oh, ja. Klar“, erwiderte ich zynisch. „ Dann flechte ich mir noch kleine Zöpfchen ins Haar, um den Look zu komplettieren und singe hare krischna.“ Ich warf ihm einen düsteren Blick zu. „Du könntest mir auch einfach eine Liste aller Anhänger deines Volkes in Paris geben und ich sorge dafür, dass ich ihnen aus dem Weg gehe.“
„Oh, nein“, Davids Gesichtszüge wurden hart. „Ich verrate dich nicht, ich verrate sie nicht. Der Schutz gilt für beide Seiten.“
Missmutig musterte ich ihn. Ging er etwa immer noch davon aus, dass ich gefährlich werden könnte? Dass das Monster in mir doch noch zum Vorschein kam? „Was hat das mit dieser typischen Ausstrahlung der Hellen auf sich? Bist du sicher, dass ich die nicht habe?“
Anstelle einer Antwort musterte David mich eingehend, als würde er mich durchleuchten. „Wie ich bereits gestern erklärt habe, haben sowohl die Dunklen als auch die Hellen
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