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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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mentalen Befehl schicken, wenn diese Gier aufkommt. Dein Geist muss die Oberhand behalten, wenn es dich nach Körperenergie verzehrt. Du musst deinem Körper per Gedankenkraft klarmachen, dass er alles hat, was er benötigt, und ihm per Visualisierung die Notwendigkeit einer Reaktion entziehen. Nichts anderes mache ich, wenn ich meine Zellen reinige. Ich visualisiere ihre Reinigung von allem Ballast. In aller Ausführlichkeit und Deutlichkeit.“ Ich musste David wieder einmal sehr zweifelnd angesehen haben, denn er seufzte leicht genervt auf. „Dein Gehirn kann nicht unterscheiden, ob du etwas wirklich erlebst oder nur in Gedanken visualisierst. Es nimmt das für wahr an, was du ihm als Bild vorgibst. So erlebt dein Gehirn auch einen Kinofilm als wahrhaftig erlebtes Geschehen. Es kann nicht unterscheiden zwischen echten und fiktiven Bildern. Es lernt anhand von Bildern. Visualisierten, wie echten. Und da das Gehirn auf Wiederholung basiert, also die Macht der Gewohnheit, speichert es ein Erlebnis als umso wahrhaftiger ein, je öfter es in derselben Art erlebt wird. Das kannst du nutzen, indem du etwas immer wieder in der gleichen Abfolge und der gleichen Art und Weise visualisierst. So wird es für dein Gehirn zur Wahrheit und es stößt die entsprechenden tatsächlichen körperlichen Handlungen an. Wie im Fall einer negativen Konditionierung, wenn einem der Angstschweiß über den Rücken läuft, wenn man einer scheinbar bedrohlichen Situation gegenübersteht, wie zum Beispiel das Halten einer Rede vor Publikum. Normalerweise gibt es keinen Grund für einen Körper, in so einer Situation Angstschweiß oder Herzklopfen zu produzieren, da er ja nicht ernsthaft in Gefahr schwebt. Aber da es so über die Vorstellungskraft wiederholt konditioniert und als Verhaltensweise abgelegt wurde, ruft das Gehirn das gewünschte Programm auf und arbeitet es ab. Dagegen bist du im Prinzip machtlos. Bis du diese Programmierung bewusst unterbrichst und umprogrammierst. Und das ist deine Aufgabe. Programmier dir eine unauffällige Verhaltensweise an, wenn das Gefühl der Gier kommt.“
    Ich atmete schwer aus. „Klingt logisch, aber kompliziert und mühsam.“
    David gab ein raues Lachen von sich. „Ja, das erwähnte ich bereits. Alles hat seinen Preis. Die Münze hat immer zwei Seiten. Willst du deine Körperreaktionen beeinflussen, musst du etwas dafür tun. So, wie wenn du eine neue Sprache lernst. Das ist meistens mit Mühe verbunden. So ergeht es auch uns Hellen. Wir sind keine Magier.“
    „Schade.“ Mein Frustrationspegel über mein Schicksal erklomm gerade nie erreichte Höhenmeter. Als hätte ich nicht schon genug Mühe mit dem Zurechtkommen meiner seltsamen Empfindungen. David schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
    „So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Und nicht anstrengend in dem Sinne. Nur zeitaufwendig. Du musst dir dafür Zeit nehmen , dich konzentrieren und es entspannt angehen. Verkrampft erreichst du gar nichts.“
    „Na, wenn es weiter nichts ist“, rief ich sarkastisch aus. „Wir wissen ja beide, dass ich die Lockerheit in Person bin.“
    Daraufhin grinste David und ich musste auch lächeln. Die Vorstellung, wie ich in meditativer Haltung dasaß und innerlich irgendwelche Vorgänge visualisierte, war einfach nur zu lächerlich. Hoffnungslos schüttelte ich den Kopf. „Gibt es keine andere Alternative?“
    „Nein, ich befürchte nicht. Wenn du möchtest, können wir das die ersten paar Male gemeinsam machen. Ich kann dich anleiten. Genau genommen lernen wir Kinder der Hellen das Visualisieren auf diese Weise. Ein Lehrer leitet uns in Gedanken an, gibt uns den Weg vor, so dass man sich am Anfang ganz auf das Visualisieren konzentrieren kann, ohne sich auf das konzentrieren zu müssen, was genau ablaufen soll. Später kommt das dann ganz von alleine.“
    Ich seufzte resigniert. „Wir können es ja mal versuchen.“
    „Jetzt gleich?“ David schien erfreut über meine Zustimmung. Anscheinend hatte er mit mehr Widerstand meinerseits gerechnet, doch ich hatte genug erfasst, um zu kapieren, dass ich nicht allzu viele Chancen bekam, um mein Problem zu lösen. Ich musste jede nutzen, die mir geboten wurde.
    Und außerdem – und das war ein außerdem in Großbuchstaben - wollte ich so schnell wie irgendwie möglich von David loskommen. Auch wenn er mir half, er war mir nicht geheuer. Und diese ständigen Anspielungen, dass ich ein unkontrolliertes Monster in mir herumtrug, das sein Volk unbedingt töten

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