Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Familie, über die niemand sprach? Kam ich mir deshalb Zeit meines Lebens so anders vor als die anderen und hatte so große Schwierigkeiten mich irgendwo einzugliedern? War ich vielleicht tatsächlich nicht ganz normal?
Eine eiskalte Welle des Schreckens lief durch meinen Körper und ich hatte plötzlich das Gefühl, in dem großen Saal zu ersticken. Mühsam rappelte ich mich auf und suchte schwankend einen Weg durch die Gänge nach draußen an die frische Luft. Doch auch als ich draußen war, bekam ich nicht besser Luft. Es war, als würde mir ein riesiger Eisklotz die Brust zusammenpressen und so lief ich einfach weiter. Ich konnte nicht stehen bleiben, da ich Angst hatte, dann einfach zusammenzusacken und bewegungslos liegen zu bleiben.
Ohne wirklich wahrzunehmen wohin ich lief, setzte ich langsam einen Fuß vor den anderen. Mein Verstand war wie vernebelt. Ich bekam nicht mal mit, dass es draußen schon dunkel war. Ich fühlte mich wie gelähmt. Ich konnte nur einen Gedanken festhalten: Mit mir stimmte etwas ganz gewaltig nicht.
„Na, wen haben wir denn da?“, ertönte plötzlich wie durch Watte eine hämische Stimme an meinem Ohr. Sie kam mir vage bekannt vor, doch ich konnte sie nicht einordnen. Verwirrt sah ich auf und entdeckte direkt vor mir, mit einem fetten Grinsen im Gesicht, meinen wohlbekannten düsteren, nächtlichen Verfolger.
Nachdem ich tagelang auf ihn gewartet hatte, tauchte er endlich wieder auf. Genau in dem Moment, in dem ich zu durcheinander war, um irgendwie reagieren zu können. Verstört sah ich den Typen einfach nur an.
Dieser runzelte kurz irritiert die Stirn, doch dann erschien wieder das schmierige Lächeln auf seinen Lippen. „Scheint, als hätte ich heute meinen Glückstag. Du wirkst zur Abwechslung mal ganz gefügig und …“, er sah sich um und sein Grinsen verstärkte sich noch, „wie es scheint bist du heute ganz alleine unterwegs, ohne deinen persönlichen Leibwächter. Was für eine Gelegenheit!“
Sein diabolisches Lachen und seine Worte drangen weiterhin wie durch einen Nebel in meinen Kopf, so dass ich ihre Bedeutung nicht richtig wahrnahm. Irgendwo im Innern spürte ich zwar den Drang davonzulaufen, doch er war zu schwach, als dass ich wirklich darauf reagiert hätte. „Was wollen sie von mir?“, fragte ich ihn matt. Wo war die verdammte Wut, wenn man sie mal brauchte?
Der Typ legte nachdenklich den Kopf schief und musterte mich einen Moment. „Wie ich bereits das letzte Mal schon sagte, ich will nur ein wenig mit dir plaudern. Nur wir zwei.“ Er sah mich seltsam an, aus seinen unheimlichen, dunklen Augen und ich spürte, wie meine Kräfte schwanden.
„Kein Interesse“, brachte ich schwach heraus und fing an, gefährlich zu schwanken. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich spürte, ich würde gleich umkippen und suchte verzweifelt nach Halt. Ich nahm wahr, wie der Typ seine Hand ausstreckte, um mich festzuhalten und obwohl meine innere Stimme mir zuzischte, ich solle ihn ja nicht berühren, streckte ich ihm meine Hand entgegen, um nicht zu fallen. Doch bevor er zugreifen konnte, packte mich jemand von hinten und riss mich an sich.
„Lass die Hände von ihr“, knurrte eine bedrohliche, tiefe, männliche Stimme. Ich fühlte mich an eine harte Brust gedrückt und wollte mich wehren, doch ich war zu benommen, um ernsthaft reagieren zu können. Hilflos spürte ich, wie ein kräftiger, muskulöser Arm sich um meine Mitte legte und mich ein weiteres Stück von dem dunkelhaarigen Kerl wegzog. Ich bemerkte wie durch einen Schleier, dass dieser finster das Gesicht verzog, sich aber keinen Schritt bewegte.
„Sie gehört mir“, fauchte er stattdessen zornig.
„Ich habe dir deutlich genug gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst. Verschwinde!“, zischte die Stimme hinter meinem Rücken drohend und zu meiner Verwunderung tat der Dunkelhaarige genau das. Er trat den Rücktritt an, wenn auch äußerst unwillig, aber er verschwand. Gleichzeitig lockerte sich der Griff um meinen Brustkorb. Doch bevor ich mich umwenden konnte und meinen vermeintlichen Retter ansehen konnte, wurde mir ganz schummrig und meine Beine ließen mich im Stich und ich bekam gerade noch mit, wie ich hochgehoben wurde, doch dann wurde es dunkel um mich.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich etwas Weiches unter mir. Ich öffnete langsam die Augen und brauchte einen Moment, um sie scharf zu stellen. Ich fühlte mich seltsam orientierungslos und wusste erst nicht, wo ich mich befand. Doch
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