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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Blick.“ Dann musste ich herb auflachen, weil mir Mariannes oft wiederholte schwärmerische Umschreibung von Davids besonderem Talent einfiel. „Und dann deine viel gerühmte Aufmerksamkeit. Ha, von wegen! Du liest die Gedanken deines Gegenübers und sagst ihm dann genau das, was er hören möchte. Kein Wunder fühlen alle sich bei dir so verstanden.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich hätte es früher kapieren müssen. Speziell nach deiner Nachricht zu dem Kleid. Mir war das damals schon verdächtig vorgekommen, aber da Marianne mir so zugesetzt hat und dann der ganze Abend ein so surreales Erlebnis war, habe ich das wohl irgendwie verdrängt.“
    David zuckte mit den Schultern, als wäre meine Entdeckung nicht sonderlich spektakulär. „Ja, damit bin ich zu weit gegangen. Aber dein mangelndes Selbstwertgefühl war wirklich erbärmlich mitzuerleben. Ehrlich gesagt habe ich nach der Aktion auch vermutet, dass du mein Geheimnis herausfindest.“ Seine ganze Haltung strotzte nur so vor Überheblichkeit. Anscheinend fand er es in keinster Weise unsittlich, die Gedanken anderer Menschen zu lesen und das ganze dann auch noch für seine Gunsten oder in meinem Fall eher zu seiner Unterhaltung zu verwenden.
    „Du bist wirklich ein ganz mieser, fieser Schurke“, warf ich ihm erzürnt an den Kopf, weil mir gerade nichts Besseres einfiel.
    David lachte. „Du hattest immer schon Talent, schmeichelhafte Komplimente zu verteilen. Das macht dich so amüsant.“
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und verschränkte die Arme vor meinem Körper. „Ist es das, was dich an mir interessiert? Mein Unterhaltungswert?“
    Davids Lächeln verschwand. „Nein. Auch wenn du mir das anscheinend nicht glaubst, aber ich hatte nie die Absicht, dich zu brüskieren.“
    „Ach nein? Wieso verfolgst du mich dann, zwingst mich zu Veranstaltungen oder ins Kino mitzugehen , obwohl ich das alles gar nicht will, und nimmst mir damit die Chance genau das zu tun, was ihr mir anscheinend alle vorwerft, nämlich das normale Leben einer Studentin zu führen?“ Ich wusste selbst nicht wie es dazu kam, aber plötzlich schwang meine Wut in Verzweiflung um. Davids kalte Arroganz und Gleichgültigkeit gingen mir langsam an die Nieren und ich war es müde, ständig dagegen ankämpfen zu müssen und mir dann auch noch anhören zu müssen, ich hätte kein Selbstwertgefühl.
    Ich hatte seit Wochen nicht mehr anständig geschlafen, geschweige denn mich auch nur annähernd einen kurzen Moment entspannt, fühlte mich verfolgt und musste mich gegen seltsame düstere Gestalten zur Wehr setzen. Und nun musste ich auch noch damit klar kommen, dass David sämtliche meiner Gedanken lesen konnte. Verdammt, ich war diese Welt gerade müde und wollte mich nur noch irgendwo verkriechen und alleine sein. „Wieso amüsierst du dich nicht mit jemand anderem und lässt mich in Ruhe?“ Meine Stimme zitterte und ich konnte es nicht mehr ertragen, in Davids unergründlich schimmernde, eisblaue Augen zu blicken. Nur mit Mühe schluckte ich das verzweifelte Schluchzen hinab, das sich ungewollt meinem Hals entlang nach oben bewegte.
    Einen Moment lang sagte David nichts, dann durchbrach seine sanfte Stimme die Stille. „Weil du anders bist, Josephine. Das ist mir sofort aufgefallen, und ich wollte wissen, was dahinter steckt.“
    Ich sah auf und sah ihn wieder an. Seine Augen wirkten nicht mehr so kalt. Es war Verständnis darin zu sehen und sogar so etwas wie Reue. „Warum glaubst du, dass ich anders bin?“, brachte ich nur mühsam leise hervor. Ich wusste ja selbst, dass ich anders war. Anders als ich es jemals für möglich gehalten hatte. Erschreckend anders.
    „Weil du sofort bemerkt hast, dass ich anders bin.“
    Ich sah ihn stumm an. Unfähig, ein Wort herauszubekommen, weil es mir den Hals zuschnürte. Seine Worte hinterließen den Eindruck, wir hätten etwas gemeinsam. Etwas, das uns verband. Ich sehnte mich so verzweifelt nach etwas, das mich mit anderen verband, dass ich gerne zugegriffen hätte und mich an seinen Worten festgehalten hätte. Aber das war David. Er konnte nichts mit mir gemeinsam haben.
    David senkte schließlich den Blick und es wirkte ganz so, als wollte er mir einen Moment Zeit geben, mich wieder zu sammeln. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und versuchte genau das zu tun. Schließlich wollte ich nicht ausgerechnet vor David zusammenbrechen. Oder besser gesagt, nicht schon wieder.
    „Du kannst also wirklich die Gedanke n anderer

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