Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Kaffee, während ich in kleinen Happen das Croissant verspeiste.
„Woher hast du all diese Bücher?“, brach ich schließlich das Schweigen, weil es mir zu unangenehm wurde und ich außerdem neugierig war. Irgendwie brachte ich David nicht mit einem Lesefreund zusammen. Er schien mir eher der Typ für modernes Entertainment zu sein als für geruhsame Lesestunden in altgriechischen Schriften.
Auf Davids Gesicht breitete sich ein feines Lächeln aus. „Zusammengesammelt. In vielen Jahren. Ich liebe es , in Buchläden zu schmökern.“
Das überrascht e mich. Ich hätte eher vermutet, dass er diese umfassende und beeindruckende Bibliothek von einem Verwandten geerbt oder mit der Wohnung erworben hatte. Dass er tatsächlich all diese Bücher selbst gekauft haben sollte, stimmte mich misstrauisch, doch sein Gesichtsausdruck machte zur Abwechslung mal einen offenen und ehrlichen Eindruck.
Er wandte mir langsam den Blick zu und sah mich seltsam ernüchternd an. „Ja. Das ist ein Teil meines Wesens, den du wohl nicht vermutet hättest, was? Man sollte eben niemanden nach seinem Aussehen beurteilen.“ Es klang eigentlich nicht tadelnd oder anklagend, sondern eher enttäuscht. Und damit erwischte er mich auf dem linken Fuß. Mit einem enttäuscht klingenden David konnte ich gar nichts anfangen.
„Nun“, begann ich zögernd. „Dafür gibst du aber viel auf dein Aussehen. Und das anderer.“ Ich musste an das Kleid denken, das er mir geschenkt hatte und das nun das absolute Glanzstück in meiner Garderobe darstellte.
David gab ein frustriertes Lachen von sich und sah wieder auf die Bücherwand. Mit einem abwesenden Blick. „Das ist in meiner Branche unumgänglich. Da habe ich es mir eben angewöhnt.“
Ich nahm einen Schluck Kaffee und sah ihn nachdenklich über den Rand meiner Tasse an. Im Moment wirkte er so völlig anders als sonst. Nicht so unnahbar und kühl. Fast zugänglich. Eine Drehung um hundertachtzig Grad zu eben vorhin noch. „Was machst du denn beruflich ?“ Vielleicht bekam ich ja mehr aus ihm heraus, als Marianne und ihre Freunde bisher anscheinend über ihn erfahren hatten.
Er wandte mir erneut seinen Blick zu und diesmal fuhr ein belustigtes Lächeln über seine Lippen und seine Augen blitzen verdächtig amüsiert. „Wie hast du es erst so treffend formuliert? Ein Zuhälter für Models?“
Ich runzelte skeptisch die Stirn. „Hast du eine Modelagentur oder so was?“
David fuhr sich mit der Hand über das Kinn. Einen Moment lang wirkte es, als wollte er nicht antworten, doch dann setzte er doch zu einer Erwiderung an. „Nein. Meine Familie hat eine Rechtsanwaltskanzlei.“ Er machte eine Pause, in der er mich unschlüssig musterte. „Ich habe mich auf Vertragsrecht spezialisiert und arbeite mit vielen Designern, Modehäusern und diversen Agenturen aus der Werbe- und Modebranche zusammen.“
Das erklärte seinen Kontakt zu diversen Designern. Warf allerdings eine Frage auf. „Wie kommt es dann, dass dieser Lamentain von dir irgendwelche Modeldienste anfordert?“ Ich meinte, Davids Augen angesichts dieser Frage unwillig aufblitzen zu sehen. Auch seine Körperhaltung versteifte sich fast unmerklich, obwohl er versuchte, einen gelassenen Eindruck zu hinterlassen.
David zuckte mit den Schultern, als wollte er das Thema als unwichtig abtun. „Ich kenne Leute, die eine Modelagentur betreiben. Hin und wieder bin ich beim Arrangieren einiger Aufträge behilflich.“
„ Arrangieren von Aufträgen?“, wiederholte ich widerwillig. „Klingt eindeutig nach Zuhälter“, fügte ich trocken hinzu.
David schüttelte genervt den Kopf. „Ich verbringe nun mal viel Zeit im Milieu der Modebranche. Da wäscht eine Hand die ander e. Ich unterstütze eine befreundete Familie dabei, Aufträge an Land zu ziehen und sie vermittelt mich an ihre Kunden weiter. Ganz normales Geschäftsgebaren und nicht verboten.“
Es war deutlich zu sehen, dass er nicht gerne über seine Geschäft e sprach und ehrlich gesagt wollte ich auch gar nicht mehr wissen. Nur eins noch. „Ist deine Freundin Serafine Teil dieser befreundeten Familie?“
David warf mir einen überraschten Blick zu. „Ja. Wieso fragst du?“
Ich zuckte möglichst gleichgültig mit den Schultern und wandte meinen Blick ab. „Nur so“, gab ich ausweichend von mir.
David musterte mich einen Moment lang skeptisch, doch dann zuckte auch er mit den Schultern und nahm einen Schluck Kaffee. Erneut herrschte Schweigen zwischen uns. Ich kämpfte kurz
Weitere Kostenlose Bücher