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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Menschen lesen?“, versuchte ich von mir abzulenken.
    „Ja“, bestätigte er diesmal knapp.
    Ich kam nicht umhin, das faszinierend zu finden. „Immer und alle?“
    „In der Regel, ja.“ Ich musste ihn angestarrt haben wie ein Kuriosum aus dem Circus, denn er gab ein herbes Lachen von sich. „Du scheinst darüber nicht sonderlich entsetzt zu sein. Du reagierst wohl nie so, wie man es erwartet, was?“
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Das liegt nur daran, dass ich die Bedeutung des G anzen noch nicht erfasst habe. Aber wenn du meine Gedanken lesen kannst, wieso fragst du mich dann, was an dem Abend des Überfalls passiert ist?“
    Davids Blick wurde vorsichtig. „Weil ich wissen möchte, was in dir vorging.“
    Ich musterte ihn argwöhnisch. „Du sagtest doch eben, du könntest die Gedanken aller Menschen lesen. Also weißt du doch, was in mir vorging.“ Ich versuchte das Gesagte gleichgültig wirken zu lassen, hielt aber unwillkürlich den Atem an, gespannt, was er wohl darauf antworten würde.
    Seine Augen blitzen seltsam ironisch auf, als er mir antwortete. „Du bist anders, das sagte ich doch bereits.“
    „Inwiefern?“ Mein Herzschlag beschleunigte sich. Doch David erwiderte nichts, sah mich nur eingehend an. Sekundenlang.
    Schließlich seufzte ich auf. „Ich schätze wir brauchen mehr Kaffee“, gab ich sarkastisch von mir.
    David lachte rau auf. „Ja. Wir reden wohl beide nicht gern über unsere Geheimnisse.“
    „Heißt das, du vermutest hinter meinen für dich o ffenen Gedanken ein Geheimnis?“
    David wand sich sichtlich unter meinem Blick, was mich erstaunte. „Deine Gedanken sind nicht ganz so offen, wie ich es gewohnt bin.“
    Hoffnung wa llte in mir hoch. „Das heißt?“
    David schwieg wieder, dann seufzte er resigniert. „Das heißt, dass ich in dir nicht immer lesen kann.“
    „Aha“, gab ich unbestimmt von mir, weil ich nicht wusste, ob ich verwirrt oder erleichtert sein sollte.
    „ Normalerweise komme ich problemlos in jeden Kopf rein“, erklärte er, weil er meinte, mein ratloser Blick bezog sich auf seine Worte. „Aber bei dir war es von Anfang an anders.“ Sein Blick, der jetzt über mich glitt, war eine Mischung aus Ungläubigkeit und Neugierde. „Dein sofortiges Misstrauen mir gegenüber war ungewohnt für mich und hat mich angestachelt herauszufinden, woher das kommt.“
    „Und? Hast du es her ausgefunden?“, fragte ich mit klopfendem Herzen.
    David musterte mich durchdringend, dann fuhr ein Grinsen über sein Gesicht. „Ich habe herausgefunden, dass du mich für einen windigen, undurchsichtigen, geheimnisvollen Charakter hältst. Und da waren noch ein paar Schimpfwörter, die ich lieber nicht wiederholten möchte.“
    Mir fuhr die Röte ins Gesicht, weil ich augenblicklich wusste wovon er sprach. „Der Kinoabend .“
    „Du hast mich übelst hi nter meinem Rücken beschimpft.“
    „Ach, du meine Güte“, gab ich beschämt von mir. Auch wenn ich damals jedes Wort so gemeint hatte, wie ich es gedacht hatte, so war es dennoch was anderes zu wissen, dass David quasi alles „mit angehört“ hatte.
    „Dafür hast du mich entschädigt , indem du mir eine äußerst amüsante Version von Voltaires Candide präsentiert hast. Ich muss schon sagen, diese Vampirversion kannte ich noch nicht und hatte echt was für sich.“ Davids Augen blitzten vergnügt auf.
    Ich stöhnte gequält auf . „Deswegen hat dich der Film also amüsiert.“ Ich musste an Sebastiens abfällige Bemerkung denken.
    „Ja. Und deine nachfolgenden abwegigen, abwertenden Gedanken über dich selbst haben mich dann zu dieser Aktion mit dem Kleid hinreißen lassen.“
    Irritiert sah ich in Davids eisblaue Augen und versuchte darin zu lesen. Doch wie immer waren sie völlig undurchsichtig. Sie schimmerten wie ein Gletscher unter Wasser und zeugten von einer Tiefe, die einen ganz schummrig machen konnte. Aber ich konnte nichts in ihnen lesen. Kein Gefühl. Keine Erläuterung zu seiner Aussage. Da war nur diese undurchdringliche Tiefe. Ich musste meinen Blick senken und sah völlig durcheinander auf die Hände in meinem Schoß. Erinnerungen an den Abend auf der Modenschau durchströmten meinen Kopf. Seltsamerweise fiel mir ausgerechnet die Szene ein, in der David mir völlig unvermittelt ein Kompliment zu meinem Aussehen gemacht hatte.
    „Du sahst wirklich bezaubernd aus an dem Abend“, schmeichelte mir David mit samtweicher Stimme.
    Alarmiert hob ich den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du

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