Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
an die Bar, wobei sie ihre weichen Knie vor sich selbst und vor den Männern zu verbergen versuchte.
    »Danke, aber ich schließe mich lieber Daniel an. Nur mit Eis. Dieser Tag war danach.«
    Noah ging durch den Raum, um seinem Schwiegervater die Hand zu schütteln, dann setzte er sich zu Maris auf das kleine Sofa und legte den Arm um sie, als sie ihm seinen Aperitif reichte. »Zum Wohl.« Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, sagte er: »Maxine lässt ausrichten, in zehn Minuten gäbe es Abendessen.«
    »Hoffentlich ist ihr Schmorbraten nicht wieder so trocken wie letztes Mal«, knurrte Daniel.
    »Ihr Schmorbraten ist nie trocken«, sagte Maris. Wie konnte man nur über etwas so Triviales wie Schmorbraten sprechen, wenn noch vor wenigen Augenblicken vom unerklärlichen Selbstmord eines Menschen die Rede gewesen war?
    »Trocken oder nicht, ich werde ordentlich zuschlagen«, sagte Noah. »Ich verhungere fast.«
    Vermutlich hatte das eine mit dem anderen nichts zu tun.
    Im verzweifelten Wunsch, daran zu glauben, klammerte sie sich an die Aussage ihres Vaters.
    Schließlich ging es hier um Noah. Ihren Ehemann. Den Mann, in den sie sich verliebt hatte und es immer noch war. Noah, der Mann, neben dem sie jede Nacht schlief. Der Mann, mit dem sie Kinder haben wollte.
    Sie legte ihm die Hand auf den Oberschenkel. Ohne sein Gespräch mit Daniel zu unterbrechen, legte er seine darüber und drückte sie liebevoll. Die geistesabwesende, beruhigende Geste eines Ehemannes.
     
    Das Abendessen war köstlich, und der Schmorbraten ein Beweis für Maxines exzellente Küche. Aber als die Zitronentörtchen serviert wurden, gähnte Daniel bereits. Kaum hatte Maxine die Dessertteller abgeräumt, bat er, sich entschuldigen zu dürfen.
    »Bleibt und trinkt noch eine Tasse Kaffee«, sagte er beim Aufstehen zu seinen Gästen, »aber ich sollte mich zur Ruhe begeben. Ich werde für Howards Begräbnis früh aufstehen müssen. Kann nicht behaupten, dass ich mich darauf freue.«
    »Pa, ich muss auch Gute Nacht sagen. Heute war ein langer und anstrengender Tag.«
    Beim Verlassen des Esszimmers blieb Maris zurück und hielt Noah auf. Sie legte die Hände an sein Revers, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. »Ich glaube, ich werde vor dir nach Hause fahren.«
    Er legte ihr die Hände um die Taille und zog sie näher an sich. »Und ich dachte, wir hätten heute Abend noch etwas vor.«
    »Haben wir auch. Trotzdem wollte ich dich um einen Gefallen bitten. Würdest du bitte noch bleiben und Pa ins Bett helfen? Ich weiß, das ist nicht deine Aufgabe…«
    »Es macht mir aber nichts aus.«
    »Wenn es um seine Gehschwäche geht, ist er völlig uneinsichtig. Und wir hatten dieses Thema heute Abend schon. Wenn du dir aber einen Vorwand ausdächtest, um mit ihm nach oben zu gehen, sähe es nicht so aus, als bräuchte er Geleitschutz. Mir läge viel daran.«
    »Ist schon erledigt, mein Schatz. Ich komme dann nach.« An der Tür tat sie so, als hätte sie vergessen, aus ihrem Schlafzimmer im dritten Stock ein altes Adressbuch zu holen. »Ich werde danach suchen müssen. Ich bin nicht sicher, wo ich es gelassen habe.«
    Noah erbot sich, es für sie zu holen, und schlug vor, sie solle schon vorausgehen, während er suchte. Ob Daniel ihr Spiel durchschaute, wusste sie nicht. Allerdings spielte er mit.
    Beim Gute-Nacht-Sagen umarmte Daniel sie fest, dann schob er sie von sich und schaute ihr tief in die Augen, als wollte er die beunruhigenden Gedanken dahinter entschlüsseln. »Ich will mehr über dieses neue Buch und den komplizierten Mann hören, der es schreibt.«
    Diese Anspielung auf ihre Eloge auf Parker trieb ihr erneut das Blut in die Wangen. »Pa, dein Beitrag ist mir stets willkommen. Ich lasse dir morgen per Kurier eine Kopie des Manuskripts schicken. Wir treffen uns dann später in der Woche und diskutieren darüber.«
    Er drückte ihr liebevoll-vertraulich die Hand. Am liebsten wäre sie auf seinen Schoß geklettert, wie damals als kleines Mädchen, als sie Trost gesucht hatte und die Zusicherung, dass alles wieder ins Lot käme, dass all ihre Sorgen unsinnig seien und ihre undefinierbare Unruhe grundlos.
    Aber das konnte sie natürlich nicht. Seinem Schoß war sie entwachsen. Und wenn sie jemandem etwas anvertraute, tat das eine Frau und kein Kind. Diese Dinge konnte sie nicht mit ihrem Vater teilen.
    Daniel trat beiseite, und Noah kam dazu, um sie zu umarmen. »Daniel wirkt heute Abend ein bisschen

Weitere Kostenlose Bücher