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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Hand, um dem Fahrer ein Signal zu geben.
    Kaum hatte er sein Geld kassiert, fuhr er die kurze Strecke zu Maris, die am Straßenrand stand. Die schaute inzwischen aber nicht mehr das Taxi an, sondern beobachtete den Mann, der ausgestiegen war und nun gerade die Treppe eines anderen Klinkerhauses hinaufjoggte. Er betrat es derart vertraut, als gehörte er dorthin.
    Langsam senkte Maris den Arm. Bislang hatte sie nicht einmal gemerkt, dass sie ihn immer noch hoch hielt. Sie winkte dem Taxifahrer weiterzufahren. Entschlossen legte sie die kurze Strecke zu dem anderen Wohnhaus zurück.
    Es sah genauso malerisch aus wie das, was sie soeben verlassen hatte. Weder ein Portier, noch ein Alarmsystem hinderte sie am Betreten des Foyers. Sie überprüfte die Briefkästen. Alle trugen Namensschilder, bis auf einen. Entweder stand die Wohnung leer, oder – der Mieter von 2A erhielt seine Post anderswo.
    Wieder stieg sie Treppen hoch. Allerdings näherte sie sich der Tür von Appartement 2A mit erstaunlicher Gelassenheit. Sie klopfte kurz und schaute direkt durch den Spion in dem Bewusstsein, von der anderen Seite beobachtet zu werden.
    Nadia Schuller öffnete die Tür. Beide standen einander direkt gegenüber. Sie war für einen Liebesabend gekleidet und trug lediglich einen Seidenmantel, den sie auf dem Weg zur Tür offensichtlich nur hastig zusammengebunden hatte. Sie besaß nicht einmal den Anstand, alarmiert oder beschämt auszusehen. Als sie zurücktrat und die Tür weiter öffnete, trug sie eine süffisant-amüsierte Miene zur Schau.
    Maris’ Blick glitt an ihr vorbei zu Noah, der gerade mit zwei Drinks aus einem angrenzenden Zimmer kam. Vermutlich eine Küche. Er hatte die Hemdsärmel aufgekrempelt, trug aber noch eine Krawatte.
    Bei ihrem Anblick blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Maris.«
    Nadia sagte: »Hoffentlich gibt das jetzt nicht eine dieser langweiligen Farcen wie in den Ronald-Reagan-Filmen.«
    Maris beachtete sie nicht. Nadia war unwichtig. Sie spielte nur eine Rolle: als Beweis für Noahs schlechten Geschmack. An Nadia verschwendete sie keinen Funken Verachtung. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf jenen Mann, den sie vor knapp zwei Jahren geheiratet hatte.
    »Bemüh dich nicht um Entschuldigungen oder Erklärungen, Noah, falls du das gerade tun wolltest. Du bist ein Lügner und Ehebrecher, und ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest. Raus. Auf der Stelle. Ich werde Maxine herüberkommen und deine Sachen packen lassen. Mich widert schon der bloße Gedanke an eine Berührung an. Zum Abholen kannst du mit dem Portier einen Zeitpunkt vereinbaren, wenn ich nicht da bin. Ich will dich nicht mehr sehen, Noah. Nie wieder.«
    Dann drehte sie sich um und lief die Treppe hinunter, durch das kleine Foyer, über die Eingangstreppe. Hinaus auf den Gehsteig. Sie weinte nicht, ja, ihre Augen waren sogar trocken. Sie fühlte sich weder zornig noch traurig, nicht mal besonders schlecht. Im Grunde fühlte sie sich überraschend befreit und leicht. Sie hatte nicht das Gefühl, etwas zu verlassen, sondern vielmehr das eines Neuanfangs.
    Weit kam sie nicht.
    Noah packte sie von hinten am Arm und riss sie unsanft herum. Er grinste auf sie herab. Die Kälte dieses Grinsens war erschreckend. »So, so, Maris, du Oberschlaue.«
    »Lass mich los!« Sie wehrte sich heftig und versuchte, ihm ihren Arm zu entwinden, doch er ließ nicht locker.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst…«
    »Halt’s Maul«, zischte er und schüttelte sie so heftig, dass sie sich in die Zunge biss und vor Schmerz laut aufschrie. »Ich habe gehört, Maris, was du gesagt hast. Jedes einzelne Wort. Tapfere Rede. Hat mich beeindruckt. Aber jetzt werde ich mal dir sagen, wie das abläuft. Unsere Ehe wird nach meinen Bedingungen gestaltet. Du befiehlst mir nicht, aus deinem Leben zu verschwinden. Ich verlasse dich erst, wenn ich so weit bin. Hoffentlich verstehst du das, Maris. Es würde dir dein Leben gewaltig erleichtern.«
    »Noah, du tust mir weh.«
    Über diese Bemerkung lachte er. »Ich habe noch nicht mal angefangen, dir weh zu tun.« Um diesen Punkt zu unterstreichen, zerquetschte er ihr so grausam den Arm, dass die Muskeln am Knochen rieben. Obwohl ihr vor Schmerz Tränen in die Augen traten, zuckte sie nicht zurück.
    »Bis dahin werde ich Nadia und auch sonst jede nach meinem Gutdünken vögeln. Und es ist mir egal, ob du dabei zuschaust. Trotzdem wirst du das gehorsame Eheweibchen bleiben, verstanden? Oder ich werde dir und jedem, der

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