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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dir lieb ist, das Leben zur Hölle machen, Maris. Denn das kann ich. Und das werde ich auch.« Mit einem bösen Glitzern in den Augen beugte er sich noch näher und flüsterte: »Das werde ich. Versprochen.«
    Dann ließ er sie so plötzlich los, dass sie rücklings gegen das Eisengitter taumelte, hinter dem die Müllcontainer standen, und sich schmerzhaft die Schulter prellte.
    Als er sich umdrehte und wieder dem Klinkerhaus zustrebte, das er mit Nadia teilte, rief er heiter: »Du musst nicht auf mich warten!«
    Mit reglosem Entsetzen sah ihn Maris gehen. Nachdem er drinnen verschwunden war, starrte sie noch lange den leeren Eingang an. Sie war mehr verblüfft als verängstigt. Ungläubiges Staunen bannte sie wie angewurzelt auf den Zementboden. Obwohl ihr Arm pochte und sie Blut im Mund schmecken konnte, mochte sie nicht glauben, was soeben passiert war. Noah? Bedrohte sie? Bedrohte sie körperlich mit einer Eiseskälte, die seinen Drohungen eine erschreckende Gewissheit verlieh?
    Sie zitterte jetzt heftig und ungehemmt. Ihr wurde kalt. Denn eines hatte sie plötzlich und unwiderruflich begriffen: Sie war mit einem völlig Fremden verheiratet. Der Mann, den sie zu kennen geglaubt hatte, existierte nicht. Noah hatte lediglich eine Rolle gespielt. Er hatte eine Figur aus einem Buch imitiert, weil er wusste, dass sie sich in diese Figur verknallt hatte. Er hatte gut gespielt, war nie aus der Rolle gefallen. Kein einziges Mal. Bis heute Abend.
    Sie war zutiefst schockiert. Soeben war sie zum ersten Mal dem wahren Noah Reed begegnet.

Kapitel 23
    Key West Florida, 1987
    »Roark?«
    Er rieb sich den Schlaf aus den Augen, während er mühsam den Telefonhörer Richtung Ohr balancierte.
    »Jaaa?«
    »Hast du schon geschlafen?«
    Es war halb fünf morgens. Und er erst um drei ins Bett gekommen. Der Nachtclub, in dem er und Todd arbeiteten, schloss erst um zwei. Es gehörte zu seinen Aufgaben, die Kassen abzuschließen, doch das konnte er erst tun, wenn der letzte Gast gegangen war. Nachdem er den ganzen Tag geschrieben und dann eine Acht-Stunden- Schicht eingelegt hatte, hatte er wie ein Toter geschlafen.
    »Wer ist denn da?«
    »Mary Catherine. Ich belästige dich nur ungern.«
    Er schwang die Beine über die Bettkante und stieß mit den nackten Füßen eine leere Getränkedose um, die scheppernd über den Zementboden auf Todds Bett zurollte. Der protestierte knurrend in sein Kopfkissen.
    »Was gibt’s?«, fragte Roark im Flüsterton.
    »Kannst du rüberkommen?«
    »Äh… jetzt?«
    Die Stripperbude lag nur ein paar Türen von dem Nachtclub entfernt, in dem er hinter der Bar arbeitete und Todd die Autos parkte. Ab und zu erwischten sie während ihrer Pausen die Auftritte ihrer Nachbarinnen. Inzwischen kannten er und Todd die Mädchen so gut, dass sie gratis hereindurften. Ein Rausschmeißer ließ sie durch den Hintereingang. Von einem Platz hinter der Bühne schauten sie zu. Manchmal gingen sie zusammen, manchmal jeder für sich. Leider konnten sie selten länger als fünfzehn oder zwanzig Minuten bleiben, aber diese wenigen Minuten erleichterten ihnen die harte Schufterei.
    Ihre begrenzte Barschaft hatte das Ausgehen mit weiblichen Personen auf ein Minimum reduziert. Dankenswerterweise pflegte das exotische Tänzerinnentrio mit ihnen weitaus engere »nachbarschaftliche« Beziehungen, als sie nur zu kostenlosen Peep-Shows einzuladen.
    Eines Tages hatte Roark von sich aus angeboten, Starlights Auto zum Ölwechsel und Tunen in die Werkstatt zu fahren. Was der Mechaniker für den Wagenmotor tat, war nichts im Vergleich zu dem, was Starlight mit Roark anstellte. In Sachen Dankeschön schlug Starlight jeden Geschenkeservice um Lichtjahre.
    Dieser Anruf jetzt klang jedoch nicht verführerisch. Außerdem hatte sich Mary Catherine für ihn, zu seinem großen Bedauern, nie als Liebhaber interessiert. Während sie mit Todd schamlos flirtete und ihm bereits mehrere Übernachtungen geschenkt hatte, hatte sie ihn immer wie einen Bruder behandelt.
    »Könntest du, Roark? Bitte? Ich bin hier ganz allein und, na ja… du musst mir einen Gefallen tun.«
    Sein Herz klopfte optimistisch. »Sicher. Bin sofort da.«
    »Sag aber Todd nichts, ja?«
    Das dämpfte seinen Enthusiasmus etwas. Wie gern hätte er Todd damit geneckt, dass ihn einer seiner regulären Betthasen mitten in der Nacht angerufen hatte. Denn der war, was Frauen betraf, von seinen Leistungen absolut überzeugt.
    Er streifte Shorts und T-Shirt über, schob seine Füße in ein

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