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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Paar Sandalen und schlich sich davon, ohne Todd zu wecken. Nach einem Sprung über den faulig-stinkenden Burggraben rings ums Gebäude folgte er dem längst vertrauten ausgetretenen Pfad hinüber zum Haus der Mädchen. Dort nahm er zwei Stufen auf einmal und kam etwas außer Atem an ihrer Türe an. Mary Catherine öffnete, noch ehe er anklopfen konnte.
    »Ich habe durchs Fenster nach dir Ausschau gehalten.«
    Er trat ein und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn ihr Anblick bedrückte.
    Nichts erinnerte mehr an jenes Klasseweib, das sich aus seinem Nonnengewand schälte und prachtvoll nackt im Scheinwerferlicht stand, oder wenn sie, von Sonnenöl glänzend, breitbeinig auf dem Dach lag.
    Keine Spur von Bühnen-Make-up im Gesicht. Nase und Augen rot, als hätte sie geweint. Die langen Locken zu einem verzottelten Pferdeschwanz zusammengebunden. Aber die größte Enttäuschung war ihre alles andere als verführerische Kleidung. Sie trug einen wenig schmeichelhaften Schlabberpulli der Dolphins und ausgebeulte karierte Boxershorts.
    »Ich hab dich aufgeweckt, nicht wahr?«
    »Hab noch geschrieben«, log er.
    »Euer Licht war schon aus.«
    »Ich habe in Gedanken meinen Plot weitergesponnen.«
    »Oh.« Sie knetete mit der Faust den Pullisaum. »Ich bitte dich ja nicht gern darum, Roark, aber…«
    »Stimmt was nicht?«
    »Ich hatte heute Nacht einen Abgang.« Verdutzt starrte er sie sprachlos an.
    »Ein Baby.« Sie streckte die Hände von sich. »Na ja, wahrscheinlich war’s noch kein richtiges Baby, nur, du weißt schon… Jedenfalls brauche ich ein paar Sachen. Außerdem fühle ich mich nicht besonders wohl. Deshalb habe ich überlegt, ob du für mich zum Supermarkt gehen würdest.«
    Er schluckte. Es fühlte sich wie eine Bowlingkugel an. Dann befeuchtete er sich in einem Reflex die Lippen. »Äh, sicher. Mach ich gern.«
    »Ich wäre dir wirklich sehr dankbar.«
    »Kein Problem, aber du, ist bei dir alles in Ordnung? Solltest du nicht einen Arzt anrufen? Willst du, dass ich dich ins Krankenhaus bringe? Damit die, äh, Sache untersucht wird?«
    »Nein, ich bin in Ordnung.« Nach einem tiefen, aber zittrigen Atemzug sagte sie: »Es ist nicht das erste Mal.«
    Er fuhr sich mit der Hand über Mund und Kinn. »Du hast doch nichts Verrücktes gemacht, oder? Du hast es doch nicht ausgelöst? Ich meine, bewusst.«
    Mit einem schwachen Lächeln schüttelte sie den Kopf.
    »Nein, nichts so Dramatisches. Es ist einfach passiert, Roark. Ein natürlicher Unfall. Tja, beim ersten Mal bin ich noch in eine Klinik und hab’s absaugen lassen. Aber diesmal ist es von selbst gekommen. Ich habe mich schon bei der Arbeit schlecht gefühlt. Krämpfe, weißt du.«
    Er nickte mitfühlend, obwohl sie, was ihn betraf, genauso gut über Eisskulpturen hätte reden können. Wahrscheinlich verstand er von Eisskulpturen sogar mehr.
    »Ich war mit den anderen Mädchen zu einer Party eingeladen, die aber bestimmt die ganze Nacht gedauert hätte. Also hab ich mich entschuldigt, bin heim und sofort ins Bett gegangen. Bin vor einer Stunde aufgewacht, mitten in… im Durcheinander.« Sie hob die Schultern.
    »Kein Baby mehr.«
    Er sah Tränen in ihren Augen schimmern. Sie aber drehte sich rasch um und griff nach einem kleinen Zettel und mehreren zusammengefalteten Geldscheinen. »Ich habe eine ausführliche Liste gemacht. Mit Markennamen und Größen. Dachte mir, sonst wüsstest du nicht, was du bringen sollst.«
    »Da hattest du Recht«, sagte er und schlug versuchsweise einen dämlich-fröhlichen Ton an, was aber kläglich misslang.
    »Das sollte reichen.«
    Er nahm Liste und Geld entgegen. »Noch was?«
    »Steht alles drauf, glaube ich. Ich werde die Tür unversperrt lassen. Dann kannst du einfach reinkommen, wenn du wieder da bist.« Er nickte und wandte sich zum Gehen, aber sie berührte ihn am Arm und drehte ihn wieder um. »Danke, Roark. Wirklich. Danke.«
    Er tätschelte ihre schmale Hand auf seinem Arm. »Leg dich hin. Ich bin gleich wieder da.«
     
    Als er wiederkam, lag sie auf dem Sofa, einen Arm über den Augen, die andere Hand auf ihrem Unterleib. Auf Zehenspitzen schlich er näher, da senkte sie den Arm und lächelte ihn matt an. »Alles gefunden?«
    »Denke schon.«
    »Hab ich dir genug Geld mitgegeben?«
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Warum bist du nicht im Bett?«
    »Na ja, wie gesagt, es ist ganz schön durcheinander.«
    Am Ende eines kurzen Flurs stand eine der Schlafzimmertüren offen. Er stellte die Tüte

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