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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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mit den Einkäufen neben dem Sofa auf den Boden. »Hier ist dein Zeug.« Dann ging er durch den Flur auf das Schlafzimmer zu.
    »Roark, nein«, protestierte sie schwach, wobei sie sich aufsetzte.
    »Du kümmerst dich um dich, Mary Catherine. Ich kümmere mich darum.«
    Was er auch tat, aber angenehm war’s nicht.
    Erstens war es sehr viel schwieriger, Distanz zu wahren, als er sich das vorgestellt hatte. Es ging ihm nicht aus dem Sinn, dass dieses »Durcheinander« ein menschliches Leben darstellte, das genau wie jedes andere Menschenleben begonnen hatte. Aus unerfindlichen Gründen hatte es beschlossen aufzugeben, früh Schluss zu machen, auszusteigen. Man sagte, Fehlgeburten seien ein verkleideter Segen, der natürliche Weg für eine Gebärmutter, Nichtperfektes los zu werden. Trotzdem fand er das Wissen, dass heute Nacht ein Leben zu Ende gegangen war, höllisch deprimierend.
    Obendrein musste ihre Schwangerschaft schon ziemlich weit fortgeschritten gewesen sein. Es gab mehr blutiges Gewebe, als er erwartet hatte. Möglichst geschickt zog er die Bettwäsche samt Matratzenschoner ab und stopfte alles in einen Plastikmüllsack, den er in einem Küchenschrank gefunden hatte. Nachdem er ihn fest zugeschnürt hatte, trug er ihn zum Müllcontainer hinterm Haus.
    Wieder zurück in der Wohnung hörte er im Bad die Dusche laufen. In einem Dielenschrank fand er frische Bettwäsche und überzog das Bett. Gerade als er fertig war, kam sie, frisch geschrubbt, mit einem neuen Schlabber- Shirt und ebensolchen Boxershorts ins Schlafzimmer.
    Mit einer weit ausholenden Geste deutete er aufs Bett.
    »Rein mit dir.« Was sie mit einem erleichterten Seufzer auch tat. »Alles in Ordnung?«
    »Sicher.«
    »Hast du ein paar Tylenol genommen?«
    »Drei. Dachte, das könnte nichts schaden.«
    »Wie wär’s mit Tee?«
    »Du hast schon genug getan.«
    »Wie wär’s mit Tee?«
    Sie schaute zu ihm hoch. »Würdest du mir wirklich einen Tee machen?«
    »Habt ihr einen Wasserkocher?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Eine Mikrowelle?«
    »Natürlich.«
    Fünf Minuten später war er wieder da, mit einer dampfenden Tasse Tee, Süßstoff und einem Löffel. »Ich wusste nicht, ob du Zucker nimmst.«
    »Bitte, zwei.« Während er den Süßstoff umrührte, fiel sein Blick auf den Fernseher. Der Ton war leise gestellt. Trotzdem starrte sie auf den Bildschirm. »Mein Lieblingsfilm«, erklärte sie ihm. »Ich habe das Video gekauft und bestimmt schon tausend Mal angeschaut. Audrey Hepburn und Cary Grant.«
    »Ein tolles Duo. Vorsicht, ist heiß«, sagte er, während er ihr den Becher reichte. Sie machte ihm neben sich auf dem Bett Platz, und er setzte sich mit dem Rücken an die Wand. »Worum geht’s denn?«
    »Sie ist hinreißend und steckt in Schwierigkeiten. Er sieht toll aus und rettet sie. Sie hat Angst. Er ist ganz Mann von Welt. Und zum Schluss verlieben sie sich.«
    Schweigend schauten sie das Video zu Ende, dann schaltete sie den Fernseher aus, und er nahm ihr die leere Tasse ab. »Danke, Roark, das hat geholfen. Noch nie hat mir jemand Tee gemacht.«
    »Meine Ma hat mir immer einen gemacht, wenn ich krank war.«
    »War sie nett zu dir?«
    »Echt nett. Ich hatte Glück.«
    »Tja, hattest du. Meine alte Dame hat mich mit fünfzehn rausgeworfen.«
    »Wieso?«
    »Sie hat ihren Freund dabei erwischt, wie er vor mir mit seinem Schniedel herumwackelte.«
    »Warum hat sie dann nicht ihn rausgeworfen?«
    Sie lachte, als wäre das ein Witz, doch für Roark war es keiner gewesen. »Roark, du bist ein netter Kerl.« Als er eine Grimasse zog, fügte sie hinzu: »Das war ein Kompliment.«
    »Na ja, danke. Trotzdem muss ich sagen, dass ich lieber der rasant-gefährliche Herzensbrecher wäre.«
    Ihr Lächeln verschwand. Das Funkeln in ihren Augen erlosch. Offensichtlich dachte sie an etwas, das sie unglücklich machte. »Nein, das ist Todd schon.«
    Da Roark nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte, hielt er es für das Beste, gar nichts zu sagen. Er klatschte sich auf die Schenkel und machte Anstalten aufzustehen.
    »Also, ich sollte mich mal…«
    »Warte, Roark. Du bist so lieb gewesen. Ich meine, echt supertoll. Ich hasse Frauen, die wie Kletten an einem hängen und das arme Mäuschen spielen, aber heute Nacht möchte ich wirklich nicht allein sein. Würdest du bleiben? Nur bis ich eingeschlafen bin?«
    »Okay. Klar.«
    »Leg dich hin.«
    Verlegen streckte sich Roark neben ihr im Bett aus. Sie kuschelte sich an ihn und legte ihm den Kopf auf die Schulter.

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