Envy-[Neid]
noch fest, nachdem sie eingeschlafen war. Als er am nächsten Morgen wieder in seine Wohnung kam, war Todd bereits auf und hackte in seinen Computer.
»Wo warst du?«
»Spazieren. Am Strand.«
Misstrauisch kniff Todd die Augen zusammen.
»Allein.«
»Und wer ist sie?«
»Allein«, erwiderte Roark gereizt.
»Aha.« Todd begann wieder zu tippen, sagte aber zuvor noch einen einzigen Satz. »Kaffee ist fertig, allerdings habe ich die letzte Milch aufgebraucht.«
Kapitel 24
Noah beschloss, Maris eine Woche zum Abreagieren zu geben.
Eine Frau, die ihren Mann mitten beim Ehebruch ertappt, verdiente wohl eine siebentägige Gnadenfrist, um sich die Wunden zu lecken. Jedenfalls war dies überreichlich Zeit, ein angeschlagenes Ego wieder aufzupolieren. Wenn Gott in der Genesis während dieser Periode einen ganzen Kosmos erschaffen konnte, könnte sich doch eine Ehefrau sicher mit ihrem treulosen Gespons abfinden.
Diese Deadline setzte er so an, dass sie zufälligerweise mit jener zusammenfiel, die ihm Morris Blume aufs Auge gedrückt hatte. Bei ihrem nächsten Treffen musste Noah unbedingt berichten, dass alles glatt und planmäßig ablief. Ehe er dies behauptete, wäre es aber ganz passend, wenn er die Sache mit Maris wieder ins Lot brächte.
Für Blume war er nur so lange etwas wert, wie er ein Mitglied der Familie Matherly war. Eine Entfremdung von Maris und Daniel würde seinen anstehenden Deal mit WorldView gefährden. Selbst ein unbedeutender Krach könnte dazu führen, dass Blume zurückscheute. Vor diesem wichtigen Treffen musste er sich wieder mit Maris versöhnen.
Falls sie binnen einer Woche nicht den ersten Schritt tat, wollte er zerknirscht zu ihr gehen und sie um Vergebung bitten. Auch wenn er an seiner Bußfertigkeit fast ersticken würde, wäre der Lohn dafür letztlich ein paar Minuten Reue wert. Bis dahin bewohnte er eine Suite im Plaza. Er würde ihr den nötigen Freiraum geben. Sie konnte ruhig im eigenen Saft schmoren und – die Konsequenzen bedenken, wenn sie ihn aus ihrem Leben hinauskommandierte.
Wie in der Hölle, Maris, meine Liebe. Hoffentlich hatte er sich diesbezüglich klar ausgedrückt.
Unglücklicherweise war er gezwungen, Maris am Vormittag nach ihrer hässlichen Szene zu sehen. Vor Howard Bancrofts Trauerfeier konnte er sich unter keinen Umständen drücken. Als er ankam, sah er Daniel bereits allein auf den Stufen der Synagoge stehen und wusste sofort, dass sein Schwiegervater von den Ereignissen der letzten Nacht nicht die geringste Ahnung hatte. Daniel begrüßte ihn, als sei nichts Ungehöriges vorgefallen.
Während sie einander traurig die Hand schüttelten, wollte Daniel von ihm wissen, wo Maris sei.
»Sicher bereits unterwegs. Ich musste vor ihr weg, um noch schnell im Büro vorbeizuschauen.« Der Alte kaufte ihm die Lüge ab. Jedenfalls ließ er sich von Noah aus dem Nieselregen, der eben eingesetzt hatte, ins Innere bringen.
Wenige Minuten später traf Maris ein. Blass sah sie aus. Ein wenig schmeichelhaftes schwarzes Kleid machte sie noch bleicher. Diese Farbe stand ihr nicht besonders. Ihm hatte sie nie darin gefallen. Sie entdeckte ihn neben Daniel in der Vorhalle. Beide trugen Gebetskäppchen aus Papier und erwarteten sie.
Nach kurzem Zögern ging sie durch die Menge auf sie zu. Um eine Szene zu machen, respektierte sie die Situation viel zu sehr. Er hatte mit ihrer Diskretion gerechnet, genau wie auch damit, dass sie Daniel nichts von seiner außerehelichen Affäre mit Nadia erzählte. Neben ihrem übertriebenen Stolz war Maris so berechenbar, dass es schon langweilig war.
Zärtlich umarmte sie Daniel. »Wie geht’s dir heute Morgen?«
»Traurig bin ich, besonders wegen Howards Familie. Sollen wir hineingehen?«
Nebeneinander gingen sie den langen Flur entlang. Maris gelang es, Daniel zwischen ihnen zu platzieren. Ihr Benehmen war mustergültig. Trotzdem war Noah klar, dass sie innerlich mit den Zähnen knirschte, weil sie seine Gegenwart ertragen musste. Als er sich ausmalte, was dieser Härtetest für sie bedeutete, konnte er nur mühsam ein amüsiertes Grinsen unterdrücken.
Während des Gottesdienstes tröstete sie Daniel. Um seinetwillen erfand sie eine Entschuldigung, damit sie mit getrennten Taxis ins Stadtzentrum fahren konnten. Den restlichen Tag sah Noah sie nicht mehr.
Und auch er vermied in den nächsten Tagen jede zusätzliche Begegnung mit ihr. Während unaufschiebbarer Geschäftstermine tat sie so, als sei alles normal. In der Firma hatten
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