Envy-[Neid]
Er legte einen Arm um sie. »Vielleicht solltest du morgen doch einen Arzt anrufen«, schlug er vor.
»Jaja. Der wird dann bestimmt eine Ausschabung machen wollen. Igitt.«
Genau so etwas hatte sich Roark gedacht. Er hatte eine vage Vorstellung, was bei dieser Prozedur geschah, und zog es vor, sie nicht weiter zu präzisieren. »Hast du keine Pille genommen?«
»Nein, davon werde ich dick«, erklärte sie. »Und er hat vergessen, Kondome mitzubringen. Wenigstens hat er das gesagt. Vermutlich war’s dumm, dass ich nicht darauf bestanden habe.«
»Wohl wahr. Aber eine Schwangerschaft ist doch nicht das Schlimmste.«
»Weiß ich, aber er ist der Typ, der wegen Krankheiten und solchem Zeug vorsichtig wäre.«
»Also war’s keine Zufallsbekanntschaft? Ich meine, ist es jemand, den du gut kennst?«
»Roark, frag nicht, okay?«
»Okay.«
»Lass uns von was anderem reden.«
Aber das taten sie nicht. Zumindest eine Weile nicht. Sie bewegten sich nicht einmal. Nur seine Finger strichen durch ihre Haare.
»In Wirklichkeit heiße ich gar nicht Mary Catherine«, gestand sie leise.
»Nein?«
»Sondern Sheila.«
»Klingt hübsch.«
»Mary Catherine verwende ich nur für die Sache mit der Nonne.«
»Dachte ich mir schon.«
»Du bist schlau. Als ich von zu Hause abgehauen bin, war Schluss mit Schule, mitten in der zehnten Klasse. Ich bin eine Idiotin.«
»Glaube ich nicht.«
»Ich weiß es aber. Sobald die Kunden die Nonnen-Show satt haben, werde ich mir jedenfalls was Neues ausdenken. Und dann vermutlich meinen Namen passend zur neuen Show ändern. Ich spiele da schon mit einer Idee. Möchtest du sie hören?«
»Gern.«
»Ich dachte, ich könnte auf Meerjungfrau machen. Weißt du, dann hätte ich so einen silbrig schimmernden Schwanz. Und eine ganz lange Perücke bis zum Po. Vielleicht sogar bis an die Knie.«
»Du wärst umwerfend. Du könntest dich Lorelei nennen.«
»Lorelei?«
»Wie die Sirene. In der Mythologie.« Ungläubig starrte sie ihn an. »Sie hatte eine wunderschöne Singstimme«, erklärte er. »Damit hat sie Seeleute auf die Felsen gelockt, wo sie dann Schiffbruch erlitten.«
»Kein Scheiß? Das muss ich mir merken.«
»Ich kann’s dir aufschreiben, dann vergisst du’s nicht.« Sie stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete ihn mit offener Bewunderung. »Siehst du? Du bist so verdammt schlau.«
Er lachte, und sie lachte, und dann schauten sie einander einen langen Augenblick ernst an, und dann sagte sie:
»Wenn du willst, kannst du damit spielen.«
Sofort sackten seine Augen auf ihre Brust. Sie hob den Saum ihres T-Shirts über den Busen. Die Objekte seiner Zuneigung und Fantasien, die er stets von weitem bewundert hatte, lagen nur wenige Zentimeter von seinen Augen, seinen Fingerspitzen, seinen Lippen entfernt. Sie bot sie ihm an. Als Geschenk.
Aber als er die Hand ausstreckte, zog er lediglich wieder ihr T-Shirt dorthin, wo es hingehörte.
»Was ist los?«, fragte sie. »Ich kann zwar heute Abend nicht bumsen, aber einen blasen könnte ich dir.«
»Das ist nicht nötig.«
»Meinst du etwa, ich würde das wirklich nur dir zuliebe machen? Denk mal scharf nach.« Ihre Hand glitt nach unten und legte sich um seinen Penis. »Wollte doch schon immer wissen, wie du gebaut bist. Starlight lügt wie gedruckt, aber ich stelle fest, dass sie über dich die Wahrheit gesagt hat.« Sie drückte ihn. Er hielt die Luft an. In jede Druckstelle, die ihre Finger hinterlassen hatten, schoss das Blut.
Aber er schob ihre Hand weg. »Damit würde ich nur die Situation ausnützen.«
»Na und?«
»Sheila, ich würde mich dabei nicht wohl fühlen.«
»Meine Güte, für ein solches Angebot würden die meisten Typen killen. Bist du gaga?«
»Na schön, bin ich eben gaga. Morgen früh werde ich mich dafür verfluchen.«
»Na ja, du kannst dir ja immer noch unter der Dusche einen runterholen, während du uns beim Sonnenbaden zusiehst.« Sie kicherte über sein erstauntes Gesicht.
»Roark, so dumm sind wir auch wieder nicht. Warum solltet ihr sonst so oft duschen? Und immer wenn wir in der Sonne liegen?«
Lächelnd legte sie sich wieder hin und kuschelte sich an ihn. »Ehrlich gesagt, hätte ich’s dir heute Nacht auch nicht ordentlich besorgen können. Ich fühle mich echt beschissen, weißt du?«
»Schlaf jetzt, Sheila. Wenn du aufwachst, kommt dir das nur noch wie ein böser Traum vor.«
»Du bist lieb.«
»Du auch.«
Er streichelte ihren Rücken und liebkoste ihre Haare und hielt sie auch
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