Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
waren noch verstrubbelter als sonst. »Entschuldigung. Ich … ich hätte anrufen sollen.«
    »Tja, hättest du«, sagte er verärgert. »Aber da du die Reise nun mal gemacht hast, kannst du genauso gut hereinkommen. Wir sind hier drinnen.«
    Er wendete seinen Stuhl und rollte ins Esszimmer. Maris folgte ihm zögernd. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, sich umzudrehen und davonzulaufen, ohne wie ein Feigling auszusehen. Wenn sie doch wenigstens seiner Freundin nicht in diesem zerknautschten Outfit begegnen müsste.
    Auf nichts hatte sie weniger Lust, als jemandem vorgestellt zu werden, besonders nicht einer Frau, die sich Parker zu irgendwelchen nachmittäglichen Vergnügungen eingeladen hatte. Der Rock ihres Leinenkostüms war völlig zerknittert. Ihre Strümpfe hatten eine Laufmasche. Und der Regenmantel, den sie in New York unbedingt gebraucht hatte, war hier so überflüssig wie eine Schnorchelmaske in der Sahara.
    Sie stellte ihren Koffer in die Halle und legte ihren Mantel zusammengefaltet darüber, dann kämmte sie sich mit den Fingern die Haare, die der Wind auf der Bootsfahrt zerzaust hatte. Für weitere Renovierungsarbeiten war keine Zeit. Sie wappnete sich mit einem tiefen Atemzug und trat durch die Rundbogentür zwischen Flur und Esszimmer.
    Sie hatte sich unnötig zurechtgemacht. Bis auf Parker war der Raum leer. Fragend schaute sie ihn an. »Da oben«, sagte er und deutete mit dem Kinn hinauf.
    »Den habe ich doch schon früher schwanken gesehen«, erklärte sie ihm mit einem Blick auf den Kronleuchter. »Er reagiert auf den Luftstrom aus der Klimaanlage.«
    »Vernünftige Erklärung. Aber falsch. Das ist der Geist des Erhängten.«
    Sie stieß ein kurzes Lachen aus. Nachdem sie ihn also doch allein angetroffen hatte, fühlte sie sich nun ein wenig schwindelig. »Der Geist des Erhängten?«
    Er begann, ihr die Geschichte von einem Pflanzer zu erzählen, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte. »Seine verzweifelten Versuche, das Familienvermögen wiederzuerlangen, waren schlecht geplant und stürzten ihn nur noch tiefer in den finanziellen Ruin. Hier, im Esszimmer, hat er sich aufgehängt.« Nach einigem Nachdenken fügte er hinzu: »Ich gehe davon aus, dass damals nicht gerade Tischzeit war.«
    »Du glaubst tatsächlich, dass sich sein Geist…«, sie deutete auf den schwankenden Gegenstand, »dort oben befindet?«
    »Ja, verdammt.«
    »Macht es dir denn nichts aus, wenn hier ein Geist lebt?«
    »Er hat hier doch schon fast ein Jahrhundert lang gelebt, bevor Mike und ich eingezogen sind.« Er zuckte mit den Schultern. »Da er offensichtlich nichts gegen uns hat, ignorieren wir ihn. Normalerweise. Heute hat er mir Gesellschaft geleistet. Verdammt guter Gesprächspartner.«
    Argwöhnisch musterte Maris Parker, dann wanderte ihr Blick zu der offenen Karaffe auf dem Sideboard und anschließend zu ihm zurück. »Du bist betrunken«, sagte sie.
    »Noch nicht.«
    »Aber schon ordentlich weit.«
    »Ich arbeite daran.« Er rollte seinen Stuhl zum Sideboard hinüber. »Willst du mitmachen?«
    »Sicher.«
    Sein Kopf fuhr herum. Seine Überraschung über ihr Ja verwandelte sich in ein boshaft-zustimmendes Grinsen.
    »Sünden stehen Ihnen, Mrs. Matherly-Reed. Sie sollten sich öfter trauen.« Er nahm ein sauberes Glas von einem Silbertablett und begann, aus der Karaffe einzuschenken.
    »Sag Halt.«
    »Halt.«
    Nachdem er zwei Drinks eingeschenkt hatte, klemmte er sich beide Gläser zwischen die Oberschenkel und rollte mit seinem Stuhl wieder zu ihr. »Selbstbedienung.«
    Das war eine unverhüllte Provokation. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, griff sie nach einem der Gläser zwischen seinen Beinen. »Lass dir ruhig Zeit«, meinte er gedehnt.
    Sie zog das Glas zwischen seinen Schenkeln heraus und stieß mit dem anderen an. »Zum Wohl.«
    Wieder grinste er. »Damit bekommst du ja vielleicht ein bisschen Farbe auf die Wangen, was dir sicher gut tut. Aber wenn du mit mir gleichziehen willst, musst du schon mehr trinken.« Nachdem er ihr zugeprostet hatte, kippte er seinen Drink auf einen Sitz hinunter.
    Sie nippte wesentlich vorsichtiger an ihrem unverdünnten Bourbon. »Das machst du also jetzt, anstatt zu schreiben? Du trinkst?«
    »Offensichtlich hast du mit Mike geredet.«
    »Während du dich geweigert hast, meine Anrufe entgegenzunehmen.«
    »Er ist eine Klatschbase.«
    »Einiges kann ich auch selbst erkennen.«
    »Bist ein schlaues Mädchen, stimmt.«
    »Warum hast du aufgehört, weiter an Neid zu

Weitere Kostenlose Bücher