Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
nicht so aus, als wollte sie ihn kritisieren. Sie wirkte einfach interessiert, vielleicht mitfühlend.
    Er ließ ihre Haare los und senkte die Hand.
    »Medikamente. Schmerzmittel. Riesige Mengen. Bergeweise.«
    »Wegen deiner Beine?«
    »Es hat lange gedauert bis zu meiner Genesung.«
    »Wovon, Parker?«
    »Von meiner eigenen Dummheit.« Eine kurze Pause unterstrich diese Aussage. Dann fuhr er fort: »Ich musste mich mehreren Operationen unterziehen. Zuerst, um die Knochen zu rekonstruieren und fehlende Teile durch Plastik oder Metall zu ersetzen. Dann mussten Muskeln und Sehnen wieder angenäht werden. Danach die Haut…
    Zum Teufel, Maris, das willst du doch alles gar nicht hören. Und ich will nicht wirklich darüber reden. Alles in allem war ich über ein Jahr im Krankenhaus, danach… in anderen Einrichtungen. Jahre lang musste ich Physiotherapie machen. Das war übel. So muss die Hölle sein, nur noch schlimmer. Damals wurde ich von Schmerztabletten abhängig. Als sich die Ärzte weigerten, mir Nachschub zu verschreiben, habe ich mir die Pillen auf dem Schwarzmarkt besorgt.«
    »Von Drogendealern.«
    »Die meine Busenfreunde wurden.« Sie wirkte nicht unbedingt schockiert, doch das würde sich möglicherweise ändern, wenn er ihr erzählte, wie tief er gesunken war, um ständig an Stoff zu kommen. Deshalb fasste er es in einem Satz zusammen: »Ich war am Ende.«
    »Und doch hast du dich am eigenen Schopf wieder herausgezogen.«
    »Nein, jemand hat mich bei den Eiern gepackt und mich herausgerissen.«
    »Mike.«
    »Mike«, wiederholte er und schüttelte den Kopf über dieses Wunder. »Aus Gründen, die mir ewig unbegreiflich sein werden, hat er sich mit mir angefreundet. Eines Tages tauchte er aus dem Nichts auf. Verschwommen sah ich ihn mit meinem benebelten Junkieschädel inmitten erbärmlichster Verhältnisse stehen. Er hat mich angesehen, als wollte er entscheiden, ob ich die Mühe wert sei, mich vor mir selbst zu retten.«
    »Vielleicht hat man ihn dir geschickt.«
    »Als Schutzengel? Als guten Geist aus dem Feenreich? Wenigstens war er nicht der Schnitter Tod. Obwohl ich manchmal in den Wochen nach seiner Rettungsaktion den Tod herbeigewünscht habe. Noch ehe mir bewusst war, was geschah, hat er meinen Vorrat kassiert und mich zum Entzug geschleppt.«
    »Was nicht angenehm gewesen sein kann.«
    »Frag lieber nicht. Ehrlich. Als ich herauskam, hat er mich zu weiteren Therapien verfrachtet, physische und emotionale. Er hat bei mir aufgeräumt, mich in eine behindertengerechte Wohnung gesteckt und gefragt, was ich mit meinem restlichen Leben anzufangen gedächte. Als ich ihm erklärt habe, es jucke mich zu schreiben, hat er mir einen Computer hingestellt.«
    »Er hat dich zum Schreiben gebracht.«
    »Er hat es als Herausforderung hingestellt.«
    »Was dir einen Grund zum Weiterleben gab.«
    »Nein, zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits entschieden, dass ich weiterleben müsste.« Und dazu hatte ich einen verdammt guten Grund, dachte er finster.
    »Parker, kann ich dich etwas sehr Persönliches fragen?«
    »Kannst du. Vielleicht wirst du’s bedauern.«
    »Bist du Roark?«
    Er hatte geahnt, dass sie früher oder später darauf kommen würde. Sie war zu schlau, um sich nicht die Einzelheiten zusammenzureimen. Ein Schriftsteller, der über einen Schriftsteller schreibt. Natürlich würde sie die Parallele erkennen und fragen. Er hielt eine Antwort bereit. Keine Lüge, aber eben nicht die ganze Wahrheit.
    »Nicht ganz.«
    »Mit einer entfernten Ähnlichkeit?«
    »Könnte man so sagen.«
    Sie nickte ernst, ohne weiterzubohren. »Hast du sofort mit dieser Krimiserie angefangen?«
    »Nein, ich habe mich an diversen Genres versucht. Habe mir fast zwei Jahre lang wöchentlich ein Dutzend Plots ausgedacht und wieder verworfen. Bevor es mit Deck Cayton Klick gemacht hat, sind mehrere tausend Klafter Holz in meinem Papierkorb gelandet. Er war die erste Figur, die mich gefesselt hat, die mich von meiner Behinderung ablenken konnte. Als ich endlich eine Story fertig hatte, die mir geeignet für die Veröffentlichung schien, habe ich mir eine Agentin besorgt und ihr erklärt, sie könne das Manuskript einreichen. Unter einer Bedingung: dass sie bei ihrem Leben und dem ihrer Kinder schwor, niemandem meine Identität zu enthüllen.«
    »Und damit war Mackensie Roone geboren.« Sie berührte seine Wange. »Und für diese Geburt können wir alle dankbar sein. Mir tut nur Leid, wie viel du mitmachen musstest, um so weit zu

Weitere Kostenlose Bücher