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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hinausstarrte, die zu beiden Seiten der Auffahrt Wache standen.
    »Maris.«
    »Ich werde morgen früh abreisen.«
    »Ich will nicht, dass du gehst.«
    Ihr leises Lachen hatte nichts mit Humor zu tun. »Parker, du weißt nicht, was du willst. Schreiben. Nicht schreiben. Berühmt sein. Ein Einsiedler sein. Mich hier haben. Mich fortschicken. Du weißt ja nicht einmal, ob du weiter leben willst oder nicht. Aber egal, ich hätte nicht zurückkommen dürfen. Es geschah bestenfalls aus verworrenen Gründen, sogar für mich. Ich hätte in New York bleiben sollen, wo ich hingehöre, und dich weiter hier, in Gesellschaft eines Gespensts, lassen sollen, wo du dich in deinem Zorn und deiner Verbitterung suhlen kannst. Morgen, nach meiner Abreise, kannst du dich ja wieder deinem pathetischen Zeitvertreib widmen.«
    Er rollte seinen Stuhl direkt hinter sie und legte ihr die Hände knapp oberhalb der Hüfte auf die Taille. »Geh nicht fort.«
    Er beugte sich vor, presste seine Stirn in ihr Kreuz und rollte seinen Kopf in der leichten Kuhle nach links und rechts. Gleichzeitig verstärkte sich der Druck seiner Finger auf sie.
    »Maris, es ist mir scheißegal, warum du zurückgekommen bist. Ich schwöre es. Sogar wenn du damit nur deinem Mann eins auswischen möchtest. Du bist hier, und ich will, dass es so bleibt.«
    Seine Hände wanderten nach vorne, wo sie eine Zeit lang auf ihrer verknoteten Bluse lagen. Dann glitten sie darunter und berührten ihre Haut. Zärtlich streichelnd zog er sie langsam nach hinten.
    Schwermütig stieß sie seinen Namen hervor. Alles lag darin: Bestätigung, Frage und ein resignierender Seufzer.
    Er zog sie weiter nach hinten, bis sich ihre Knie beugten, und sie auf seinem Schoß saß, wo er sie umdrehte und ihre Beine über eine Stuhllehne legte, so dass er sie wie ein kleines Kind umfassen konnte.
    Besorgt schaute sie zu ihm. »Geht das so?«
    Mit gespreizten Fingern durchkämmte er ihr Haar, streichelte mit dem Daumen ihre Wange und strich ihr zuletzt damit über die Unterlippe. »Das ist perfekt.«

Kapitel 27
    Es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, sie nicht sofort zu küssen. Sie wartete darauf, das wusste er. Und das war einer der Gründe, warum er es nicht tat. Außerdem empfand er immer noch Schuldgefühle, weil er ihr unredliche Motive unterstellt hatte. Als ob seine redlich wären.
    »Willst du fahren?«, fragte er.
    »Fahren?«
    »Zum Strand.«
    »Ich kann laufen.«
    »Du kannst fahren.«
    Er löste die Bremse und dirigierte den Rollstuhl über eine Rampe von der Veranda herunter auf einen gepflasterten Weg, der durch den Wald führte. »Das ist bequem«, stellte sie fest.
    »Diesen Weg habe ich während der Renovierung anlegen lassen.«
    »Mike meinte, du hättest nie einen motorisierten Rollstuhl benutzen wollen. Du möchtest dich lieber abplagen.«
    »Sich selbst vorwärts zu bewegen ist eine gute Übung. Mike füttert mich gut. Ich möchte nicht um meine Linie kämpfen müssen.«
    »Was riecht hier so wunderbar?«
    »Magnolien.«
    »Heute Abend schwirren keine Leuchtkäfer herum.«
    »Die Glühwürmchen glauben, dass es Regen gibt.«
    »Wirklich?«
    »Werden wir sehen, oder?«
    Das Pflaster führte bis zu den Dünen, wo es in einen Steg aus verwitterten Holzplanken überging. Unterwegs streifte Strandhafer Maris’ Beine. Vor ihnen erweiterte sich der Steg zu einer genau acht Quadratmeter großen Plattform. Parker hielt an und stellte die Rollstuhlbremse fest.
    Vor ihnen dehnte sich der verlassene Strand. Von diesem Abschnitt aus konnte man das Festland nicht sehen. Er wirkte wie zu Urzeiten. Obwohl eine dicke Wolkendecke den Mond verdunkelte, drang doch genügend Licht durch, um die anrollende Brandung zu erkennen. Sie hinterließ einen silbrigen Schaum, der kurz auffunkelte, ehe er im Sand verschwand. Der Wind wehte sacht wie der Atem eines schlafenden Kindes. Nur das Plätschern der Gezeiten drang ans Ohr.
    »Das ist ein erstaunlicher Ort.« Maris sprach in einem ehrfürchtigen Flüsterton, wie in einer Kirche. »Dichter Wald wächst bis unmittelbar an den Strand.«
    »Und kein Hotelturm, der die Sicht verdirbt.« Statt den Ausblick zu genießen, rieb er eine ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern und genoss das gute Gefühl dabei.
    Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. »Welche Drogen?«
    »Aha, ich hätte wissen müssen, dass du diesen Ausrutscher bemerkst.«
    »Hättest du. Und seither ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Welche Drogen hast du genommen?« Es sah

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