Envy-[Neid]
Mikrowelle schob.
»Lecker.«
»Du musst sie schälen. Mike sagt, ich könnte das nicht, ohne sie zu zermatschen.«
»Parker, eines gefällt mir an dir…«
»Nur eines?«
»… dass du deine Fehler eingestehst.«
»Na ja, da es nur so wenige sind, kann ich mir diese Geste der Demut erlauben.« Sie bewarf ihn mit einem Kartoffelchip.
Die Chips aßen sie direkt aus der Tüte und die Gurken aus dem Glas. »Ganz anders als sonst bei dir, oder?«, fragte er mit vollem Mund.
»Offensichtlich verwechselst du mich mit einem verzogenen und verwöhnten Fratz.«
»Nein«, erwiderte er offen, »für diese Klassifizierung arbeitest du zu hart.«
»Danke schön.«
»Du bist engagiert.«
»Ja, bin ich.«
»Du bringst die Dinge zu Ende.«
»Ich versuch’s.«
»Bist du also deshalb zurückgekommen? Bin ich eines deiner unvollendeten Projekte?«
»Ich bin zurückgekommen, um die Vereinbarung zusammen mit deinem Scheck über fünfzehntausend zu übergeben.«
»Noch nie etwas von Federal Express gehört?«
»Ich war mir nicht sicher, ob ein Kurier nach St. Anne zustellen würde.«
Er zeigte ihr mit einem Blick, dass sie das besser wusste. Sie zupfte plötzlich intensiv an ihrer Brotkruste herum.
»Okay, bleiben wir weiter ganz ehrlich. Ich wollte unbedingt sicherstellen, Parker, dass du auch tatsächlich schreibst. Und falls nicht, wollte ich dich antreiben. Hat mir mein Pa empfohlen.«
»Ach, du bist hier, weil dein Papi das für eine gute Idee hielt.«
»Nicht ganz.«
»Warum dann, Maris? Ganz genau.«
Sie schaute zu ihm hinüber, machte den Mund auf, wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders und setzte erneut an: »Vor meiner Abreise hatten wir gestritten. Ich wollte nicht, dass zwischen uns dicke Luft herrscht. Sonst würde unsere Arbeitsbeziehung…«
Er stieß einen Laut aus, der an das Tonsignal in einer Fernsehshow erinnerte. »Vielleicht hältst du uns ja für Hinterwäldler. Trotzdem verfügen wir über Telefon, E- Mail, Faxe und diverse andere Kommunikationsmethoden, ob du’s glaubst oder nicht.«
»Aber du hast weder meine Anrufe entgegengenommen noch meine E-Mails und Faxe beantwortet.«
»Irgendwann hätte ich es schon getan.«
»Dessen war ich mir nicht sicher.«
»Doch, warst du schon.« Zum Zeichen, dass der Wortwechsel damit beendet sei, hob er die Hand und blockierte ihr Gegenargument. »Du bist ins Flugzeug gehüpft, weil du mich wieder sehen wolltest. Gesteh’s, Maris.«
Trotzig hob sie das Kinn. Er erwartete bereits, sie würde es abstreiten, aber erneut überraschte sie ihn. »Na gut, ja. Bin ich. Ich wollte dich sehen.«
Er verschränkte die Arme auf der Tischplatte und beugte sich zu ihr. »Warum? Nicht wegen meines angeborenen Charmes. Den Beweis, dass ich keinen habe, hatten wir doch schon früher angetreten.« Er strich sich übers Kinn.
»Also überlege ich doch, ob du nicht Zoff mit deinem Gemahl hattest. Und danach dachtest du: Dem zeig ich’s. Jetzt verzieh ich mich aufs Land und bandle mit dem Humpelbein an. Bist du deshalb zurückgekommen?«
Er rechnete damit, dass sie aus dem Zimmer stürmen, ihre Sachen aus dem Gästecottage holen und unter einer Schimpfkanonade auf dem Golfcart verduften würde. Aber erneut hatte er falsch vermutet. Sie blieb, wo sie war, und wandte sich mit auffallend ruhiger Stimme an ihn:
»Sag mal, Parker, warum musst du so grausam sein? Fühlst du dich stärker und männlicher, wenn du fies zu den Leuten bist? Soll dieses widerliche Benehmen den Rollstuhl vergessen lassen? Oder machst du Menschen bewusst nieder, um sie dir vom Leib zu halten? Verletzt du sie, bevor sie eine Chance haben, dich zu verletzen? Sollte das der Fall sein, dann tust du mir wirklich Leid. Dann bedaure ich dich tatsächlich zum ersten Mal, seit wir uns begegnet sind.«
Sie stand vom Tisch auf, ihr Gang und ihre Haltung wirkten würdevoll. Kerzengerade ging sie, mit hoch erhobenem Kopf. Und als Parker sie durch die Küchentür verschwinden sah, fühlte er sich wie der letzte Dreck auf Erden.
Er hatte sie bezichtigt, ihn zu benutzen, um Noah eines auszuwischen, während doch genau das Gegenteil zutraf. Er bediente sich ihrer, um sich an Noah zu rächen.
Aus Angst, sie könnte gehen, bevor er sich entschuldigen konnte, schob er den Stuhl rücklings aus der Küche und rollte schnell durch die Eingangshalle zur Vordertür hinaus. Erleichtert fand er sie auf der Veranda wieder, wo sie sich an eine der Säulen lehnte und zu den riesigen Steineichen
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