Envy-[Neid]
Nach einem raschen Kuss wendete er Richtung Haus. »Übrigens, da ich zwei Hände brauche, um dieses verdammte Ding zu lenken, tätest du gut daran, deine Bluse zuzuknöpfen. Sonst fallen Mike die Augen aus dem Kopf.«
Am nächsten Morgen stand Daniel früh auf, duschte und zog sich rasch an. Bevor er nach unten ging, packte er für den Ausflug aufs Land noch ein paar Sachen zum Wechseln ein. Maxine war restlos unglücklich gewesen, als sie gehört hatte, dass er dieses Wochenende ohne sie geplant hatte, und hatte ihr Missfallen deutlich gezeigt. Deshalb benahm er sich heute Morgen lammfromm und fragte, ob es ihr zu viel Mühe mache, ihm das Frühstück im Innenhof zu servieren.
»Ganz und gar nicht, Mr. Matherly. In ein paar Minuten ist das Tablett fertig.«
»Perfekt. Dann kann ich die Zeit für einige Telefonate nutzen.«
Er ging in sein Arbeitszimmer und wählte zuerst eine Nummer, die er mittlerweile auswendig kannte. Während des fünfminütigen Gesprächs sagte er nur wenig, sondern hörte die meiste Zeit einfach zu.
Endlich hatte Mr. William Sutherland alles gesagt, was er zu sagen hatte, und fragte: »Mr. Matherly, wollen Sie, dass ich weitermache?«
»Unter allen Umständen.«
Daniels zweiter Anruf an diesem Morgen galt Becker- Howe. Es überraschte ihn nicht, dass Mr. Oliver Howe persönlich seinen Anruf entgegennahm. Und das zu einer Tageszeit, zu der die meisten New Yorker bei Starbucks Schlange standen und sich in die U-Bahn quetschten, um zu einer vernünftigen Zeit im Büro zu sein.
Howe hatte immer ziemlich forsch mit seinem Vierzehn- Stunden-Tag geprahlt. Nur in den Ferien seien es acht. Offensichtlich hatte er trotz seines fortgeschrittenen Alters noch denselben voll gepackten Terminkalender wie eh und je.
Howe hatte seine Verlagskarriere ungefähr zur gleichen Zeit und in ähnlicher Weise wie Daniel gestartet. Wenige Monate nach seinem Universitätsabschluss hatte ihm sein Großvater die Firma vermacht. Die ganzen Jahre waren Howe und Daniel faire Konkurrenten gewesen, bis sich aus einer Geschäftsbeziehung allmählich eine knurrige Freundschaft entwickelt hatte. Beide schätzten einander ungemein.
»Olli, hier ist Daniel Matherly.«
Wie erwartet, war sein alter Kollege hocherfreut, wieder einmal etwas von ihm zu hören. Nach dem Austausch von Freundlichkeiten sagte Oliver: »Danny Boy, ich kann nicht mehr Golf spielen. Dieses verdammte Rheuma lässt mich nicht mehr.«
»Deshalb rufe ich nicht an, Ollie. Hier geht’s um Geschäftliches.«
»Ich dachte, du hättest dich aufs Altenteil zurückgezogen.«
»So munkelt man. Vor allem du solltest es aber besser wissen. In Wirklichkeit bin ich auf ein spannendes Geschäft gestoßen, das dich vielleicht interessieren könnte.«
Einige Minuten später tauchte Daniel ohne seinen Stock aus dem Arbeitszimmer auf. Er fühlte sich wie neugeboren. Als er sich Maxine näherte, rieb er sich sogar die Hände. »Würdest du mir bitte mein Lieblingsbrot aus der koscheren Bäckerei holen?«
»Gibt’s denn in Massachusetts kein Brot? Mr. Reed sagte doch, er ließe Lebensmittel ins Haus liefern.«
»Ich weiß, trotzdem habe ich Appetit auf… du weißt schon, welche Sorte. Die mit den Körnern drauf.«
»Ich weiß Bescheid. Diese Bäckerei liegt auf der anderen Seite der Stadt. Wenn Sie gefrühstückt haben, werde ich hinfahren.«
»Nach dem Frühstück wird Noah mich abholen. Du gehst besser jetzt. Ich kann mir selbst mein Frühstück reintragen.«
Misstrauisch beäugte sie ihn, und das aus gutem Grund. Sein plötzlicher Appetit auf eine spezielle Brotsorte war nur ein Vorwand, sie außer Haus zu schaffen. Er erwartete einen Frühstücksgast und wollte nicht, dass irgendjemand davon wusste.
Maxine widersprach noch eine Weile, ehe sie schließlich unter Protestgemurmel beleidigt durch den Dienstboteneingang abschob. Kaum war sie ein paar Minuten fort, klingelte es an der Vordertür. Daniel bat seinen Gast herein.
»Meine Haushälterin macht gerade ein paar Besorgungen«, erklärte er, während er in den Innenhof vorausging. Maxine deckte immer für drei den Tisch, falls Maris oder Noah oder beide zufällig vorbeikämen. Obwohl Maris nicht in der Stadt war und Noah später kommen sollte, entdeckte Daniel zu seiner Erleichterung, dass sie ihrer Gewohnheit treu geblieben war. Er deutete auf einen Stuhl am runden, schmiedeeisernen Tisch.
»Bitte, setzen Sie sich. Kaffee?«
»Ja, danke schön.«
Daniel schenkte ein. Während er Sahne und Zucker
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