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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hinzu:
    »Das weißt du. Du hast länger mit ihr gelebt als ich.«
    »Sie ist kein Kind.«
    »Wie wahr. Sie ist eine Frau, mit durch und durch femininen Instinkten und Reaktionen. Und das macht sie zu der liebenswerten Person, die sie ist. Allerdings leisten sie ihr in professioneller Hinsicht nicht immer gute Dienste. Weißt du noch, wie emotional sie letzte Woche reagiert hat, als sie von meinem Termin mit WorldView erfuhr? Ich prophezeie, dass sie auf dieses Dokument sogar noch irrationaler reagieren würde.«
    Mehrere Augenblicke starrte er das Papier an, das mittlerweile zwischen ihnen auf dem Couchtisch lag.
    »Wie ich meine Frau kenne, würde sie in Panik verfallen in der Annahme, wir wollten sie wieder von schwierigen Entscheidungen abschirmen. Das würde zu irrigen Schlussfolgerungen führen. Du hättest Krebs im Endstadium. Du bräuchtest eine Herztransplantation. Du … Na ja, du weißt schon, was ich meine. Sie würde sich, weiß Gott, irgendwelche Dinge einbilden, und wir hätten dann größte Mühe, ihre schlimmsten Befürchtungen zu zerstreuen.«
    Leise lachend schüttelte er den Kopf. »Letzte Woche hat sie uns beschuldigt, wir schlössen sie aus dem inneren Zirkel aus, und schützten sie unnötigerweise vor einer unangenehmen Situation. Wenn…«
    »Wenn ich dieses Dokument unterschreibe, ohne vorher mit ihr darüber zu sprechen, wird sie auf uns beide wütend sein.«
    »Zweifelsohne. Vermutlich läuft es letztlich darauf hinaus, wann wir zu einer Szene wie der von letzter Woche bereit sind: vor oder nach dem Abschluss dieses Dokuments. Vorher wird die Zeit, bis sie wieder ansprechbar ist, extrem verlängern. Sie wird dich durch ein ganzes Arsenal an medizinischen Untersuchungen jagen, bis sie auch sicher weiß, dass du nicht morgen stirbst.« Noah lächelte wieder.
    »Nach Unterzeichnung des Dokuments«, fuhr er fort , »wird ihre Reaktionszeit verkürzen, was ich persönlich für unsere beste Option halte. Wir alle wissen mit unserer Zeit und Energie besseres anzufangen.« Er hielt inne und paffte ein paar Mal an seiner Zigarre. »Daniel, dabei denke ich auch an Maris. Ich versuche, ihr eine schwierige Entscheidung zu ersparen. Sie kann sich nicht dazu durchringen, einige der unausweichlichen Gewissheiten des Lebens zu akzeptieren.«
    »Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich sterblich bin.« Noah nickte ernst. »Geschweige denn die Möglichkeit , dass sich deine Fähigkeiten reduzieren könnten. Bei diesem Thema verschließt sie sich komplett der Realität. Du bist immer ihr Held gewesen. Dieses Dokument würde sie als Verrat an diesem Bild betrachten. Vielleicht hätte sie sogar das Gefühl, dass wir mit der Unterzeichnung einer Generalvollmacht das Schicksal herausfordern. Dass dich im Moment ihrer Unterschrift eine schwere Krankheit befällt.«
    Er machte eine strategische Pause und tat so, als würde er über das Verhalten seiner Frau nachdenken. »Um ganz ehrlich zu sein, bezweifle ich, dass Maris vor dir unterschreiben würde. Deine Unterschrift würde ihr manches erleichtern. Damit hätte sie ein besseres Gewissen und weniger Verantwortungsgefühl.«
    Daniel nahm das Dokument in die eine Hand und zupfte sich nachdenklich mit der anderen an der Unterlippe.
    »Noah, ich bin kein Trottel.« Noah stockte der Atem.
    »Ich erkenne die Notwendigkeit eines derartigen Dokuments.«
    Langsam atmete er die ängstlich angehaltene Luft aus und versuchte, weiterhin gelassen zu klingen.
    »Offensichtlich Howard auch. Er hat es verfasst.«
    »Was mich verblüfft. Howard wusste, dass es bereits ein ähnliches Dokument gibt, zusammen mit meinem Testament und weiteren Schriftstücken. Mr. Stern hat sie schon vor Jahren entworfen, aber Howard hatte Kopien in seinen Unterlagen.«
    »Wie Howard mir erklärt hat, waren diese Dokumente veraltet.«
    Nun kam der heikle Teil. Bis hierher hatte er darauf gesetzt, dass es sich um eine Fingerübung in Sachen Überredungskunst handelte. Seine Argumente waren sinnvoll und entbehrten nicht, wie Daniel bemerkt hatte, einer gewissen Berechtigung. Jetzt aber musste er ein paar raffinierte Manöver durchführen. Ein einziger Fehltritt konnte ihn zu Fall bringen.
    Mit berechneter Lässigkeit streifte er die Asche seiner Zigarrenspitze in einem Zinnaschenbecher ab. »Meiner Ansicht nach hat Howard gemerkt, wie veraltet die frühere Generalvollmacht war. Aus den heute Abend bereits erwähnten Gründen hat er zuerst mich darauf aufmerksam gemacht, statt die Sache bei Maris zur

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