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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Glocken. Der kalte trockene Pinot Grigio harmonisierte perfekt mit dem Essen, das Mike zubereitet hatte.
    Parker mochte zwar den besonderen Anlass leugnen, trotzdem fiel ihr auf, dass auch er sich fürs Abendessen umgezogen hatte. Hatte Mike ein besonders gepflegtes Äußeres angeordnet? Oder hatte er das freiwillig gemacht? Obwohl sein einziges Zugeständnis in Sachen Frisur darin bestand, sich mit den Fingern die Haare zu kämmen, stand ihm dieser zerzauste Look. Er war frisch rasiert. Sie konnte die Sandelholzseife riechen. Wie üblich trug er eine bequeme Hose, hatte aber das Hemd hineingesteckt. Die Ärmel hatte er bis knapp unter die Ellbogen aufgekrempelt, so dass man seine kräftigen Unterarme sehen konnte.
    Das Kerzenlicht verwischte die Falten, die jahrelange Schmerzen in sein Gesicht gegraben hatten, zeichnete die harten Linien weich, die ihm der Groll aufgedrückt hatte, und milderte die Verbitterung, die jedes Lächeln brach.
    Obendrein wirkte er entspannt und schien den Abend zu genießen. Während des Essens erheiterte er sie mit wilden Geschichten über Terry und den Ruf seiner Grillbar. Angeblich war er alles, vom modernen Piraten über Drogenbaron bis zum weißen Sklavenhändler.
    »Welches Gerücht nun der Wahrheit entspricht, oder ob überhaupt eins davon wahr ist, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Jedenfalls grillt er verdammt gute Burger.«
    Schon beim bloßen Gedanken an die Kneipe lief es Maris schaudernd über den Rücken. »Ich kann dieses Lokal nicht empfehlen. Äußerst fragwürdige Gäste.«
    »He!«, rief Parker mit beleidigter Miene.
    Elegant brachte sie das Gespräch wieder aufs Buch. »Die Spannung steigt.«
    »Ich vermute, du meinst die zwischen Roark und Todd.«
    »Man kann sie förmlich mit Händen greifen«, sagte sie.
    »Meine heutige Lektüre bringt mich zu der Annahme, dass es bald zum Höhepunkt kommt.«
    »Ich verrate nichts.«
    »Keine Andeutung? Bitte!«
    Er sah Mike an. »Was meinst du, soll ich ein paar unerwartete Wendungen im Plot preisgeben?«
    Der Ältere dachte einige Sekunden lang nach. »Sie ist deine Lektorin.«
    »Ganz recht, das bin ich«, erklärte Maris. Sie lachten. Dann beugte sie sich zu Parker und appellierte an ihn.
    »Was, wenn du, rein aus Lektoratssicht, einen fatalen Fehler machen würdest? Wenn du die nächsten Szenen mit mir durchsprichst, könnte ich dich vor allen möglichen Fallen bewahren und dir eine Menge Überarbeitung ersparen.«
    Misstrauisch kniff Parker die Augen zusammen. »Weißt du, wie das klingt? Wie eine verschleierte Drohung.«
    »Ganz und gar nicht.« Sie warf ihm ein honigsüßes Lächeln zu. »Es ist glatte Erpressung.«
    Er legte die Hand über sein Weinglas. Geistesabwesend zeichneten seine Finger das eingravierte Muster nach. Seine Augen ließen sie nicht los. Herausfordernd erwiderte sie seinen Blick.
    Mike schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Wer möchte ein Erdbeersorbet? Ich habe es aus frischen Früchten selbst gemacht.«
    Ohne Parker aus den Augen zu lassen, fragte sie:
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein, danke schön.« Mike begab sich in die Küche. Hinter ihm fiel die Schwingtür zu.
    Maris war leicht außer Atem. Trotz des Essens fühlte sich ihr Bauch schwerelos an, und an ihrer Benommenheit waren wohl kaum zwei Gläser Wein schuld. Also schrieb sie ihren plötzlichen Anfall von Nervosität der Art und Weise zu, wie Parker sie betrachtete: als sei sie das Köstlichste, was diese Tafel heute Abend bot.
    »Nun? Was soll das werden, Mr. Parker?«
    »Ich sage dir mal was.« Seine Blicke waren in die nähere Umgebung ihres Busens geraten. Nun wanderten sie langsam wieder zu ihrem Gesicht hinauf. »Wir werden ein Kartenspiel spielen. Jeder zieht eine Karte, die höhere gewinnt.«
    Fragend zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Erinnerst du dich an die Szene in Strohwitwe«, fuhr er fort, »als Cayton und der unwillige Zeuge des Mordes dieses Spiel gespielt haben?«
    »Vage«, log sie. In Wirklichkeit erinnerte sie sich lebhaft daran. Diese Szene hatte bei Erscheinen des Buches für helle Aufregung gesorgt. »Explosive Erotik«, hatte Publishers Weekly geschrieben. »Der unwillige Zeuge war eine Frau, stimmt’s?«
    »Frenchy. Fragil, hellhäutig und flatterhaft. Der Spitzname rührte daher…«
    »Daran erinnere ich mich noch.«
    Er grinste diebisch wie ein Fuchs, nachdem er die fetteste Henne im Stall abgesondert hat. Obwohl Maris wusste, dass er sie am Wickel hatte, kümmerte es sie nicht. Nur mit größter Mühe

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